Reitsport Neusser Voltigierer greifen nach WM-Gold

Neuss · Morgen beginnen bei den Weltreiterspielen in Caen die Voltigierwettbewerbe. Wir stellen das Team des RSV Grimlinghausen vor.

 Bundestrainerin Ulla Ramge

Bundestrainerin Ulla Ramge

Foto: Daniel Kaiser

Morgen wird es ernst für die Voltigierer des RSV Grimlinghausen. Um neun Uhr beginnt bei den Weltreiterspielen im französischen Caen die Pflicht im Gruppenvoltigieren. Die NGZ stellt die Equipe vor, die sich Hoffnungen auf eine WM-Medaille macht. Jessica Schmitz (33), Position: Trainerin und Longenführerin. Allround-Genie, Diplom-Sportwissenschaftlerin, Perfektionistin und Workaholic. Seit 1988 im RSV Neuss-Grimlinghausen.

 Voltigieren in Vollendung: Schon bei der öffentlichen Generalprobe auf dem heimischen Nixhof bot derRSV eine Gala-Vorstellung.

Voltigieren in Vollendung: Schon bei der öffentlichen Generalprobe auf dem heimischen Nixhof bot derRSV eine Gala-Vorstellung.

Foto: A. Woitschützke

In ihrer aktiven Karriere war sie dreimal Weltmeister, zweimal Europameister, sechsmal Deutscher Meister. Trainiert die erste Mannschaft seit 14 Jahren. Größter Erfolg: WM-Titel 2006 bei den Weltreiterspielen in Aachen. "Jingsi" kann hervorragend korrigieren, weiß immer eine Lösung, hat den Dreh raus, was Musiken, Choreografien, Trikots und Armbewegungen betrifft. "Sie ist die beste Trainerin, die man sich vorstellen kann.

 Jessica Schmitz

Jessica Schmitz

Foto: Daniel Kaiser

Ohne sie wären wir nicht ansatzweise da, wo wir heute sind", sagt ihre Mannschaft. Dickes Minus: Kann sich keine Geburtstage merken. Elisabeth Simon (27), Position: Co-Trainerin. Reiterin und gute Seele. Weltmeisterin 2006 mit dem Team, hatte ihre Karriere 2012 nach der WM eigentlich beendet, sprang 2013 aufgrund von zahlreichen Verletzungen noch mal ein und wurde Europameisterin. Hat das Team im Winter im Kraftraum auf die Saison vorbereitet, ist hauptverantwortlich für die Physis der Voltigierer zuständig, leitet die Fitness-, Dehnungs- und Ausdauereinheiten.

 Elisabeth Simon

Elisabeth Simon

Foto: Daniel Kaiser

"Sie ist in die Trainerrolle voll reingewachsen und angekommen, extrem aufopferungsvoll und hat immer den Überblick. Sie macht mindestens 50 Prozent der Arbeit", lobt Jessica Schmitz. "Eli" bringt ihre langjährige Erfahrungen ein, kümmert sich um Delia und Arkansas und pflegt nebenbei auch die "Oldies" Antari und Randor. Johannes Kay (19), Position: Untermann/Steher, voltigiert seit 2004. Neuling, Technikfreak, Salto-Spezialist und angehender Physiotherapeut.

 Johannes Kay

Johannes Kay

Foto: Daniel Kaiser

War zwei Jahre erfolgreich im Neusser Juniorteam, holte drei U18-EM-Titel und zog im Oktober 2013 für seine Ausbildung aus seiner Heimatstadt Flensburg nach Neuss. Der ehrgeizige junge Mann brachte neuen Schwung in die Mannschaft. "Er ist ein riesiger Zugewinn für das Team und das nicht nur aus sportlicher Sicht. Johannes ist extrem lustig, hat immer Lust auf Training und ist sehr motiviert, manchmal auch etwas übermotiviert", sagt Jessica Schmitz.

 Janika Derks

Janika Derks

Foto: Daniel Kaiser

"Jo Bro" liebt Wraps, dänischen Milchreis und fühlt sich unter den Damen als Hahn im Korb augenscheinlich sehr wohl. Janika Derks (24), Position: Mittel-/Unterfrau, voltigiert seit 2000. Physiotherapeutin, sichere Bank, kühler Kopf, eine der athletischsten Voltigiererinnen überhaupt, hat trotz 1,62 Meter Körpergröße einen atemberaubenden Aufgang. Wurde schon 2006 in Aachen mit dem Neusser Team Weltmeisterin und ist auch als Einzelvoltigiererin seit vielen Jahren sehr erfolgreich (4.

 Pauline Riedl

Pauline Riedl

Foto: Daniel Kaiser

Platz bei Deutschen Meisterschaften 2014). "Wenn Janika aufs Pferd geht, kann ich mich an der Longe immer ein wenig entspannen. Bei ihr weiß ich, dass sie alles durchzieht und cool im Kopf ist", sagt Jessica Schmitz. Auch in Ausnahmesituationen bleibt Derks analytisch und ruhig. "Ich schätze an ihr, dass sie rational ist und sich emotional nie ablenken lässt." Die Mannschaftskollegen über "Keychen": "Sie ist aus dem Seniorteam überhaupt nicht wegzudenken.

 Milena Hiemann

Milena Hiemann

Foto: Daniel Kaiser

" Pauline Riedl (20), Position: Mittel-/Unterfrau, voltigiert seit 2000. Der heimliche Star der Gruppe, angehende Ingenieurin, Führungsfigur. Isst und trinkt alles, was die anderen nicht mögen. Holte wie Derks 2006 den WM-Titel, damals als Oberfrau. Ebenfalls erfolgreich als Einzelvoltigiererin. Aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung auf allen Positionen genießt "Pauli" großen Respekt im Team. Ist extrem vielseitig einsetzbar.

 Julia Dammer

Julia Dammer

Foto: Daniel Kaiser

Hat ihren eigenen Kopf, versprüht eine einzigartige Aura und auf dem Pferd eine große Präsenz. Ihr Standing in der Mannschaft ist unantastbar. "Wenn alle Stricke reißen, kann man sich an ihr orientieren. Sie ist eine Figur, die den Unterschied macht", sagt Jessica Schmitz. Milena Hieman (17), Position: Mittel-/Unterfrau, voltigiert seit 2003. Ruhepol, elegant, präsent in allen Übungen, hat immer tausend Spangen im Haar.

 Mona Pavetic

Mona Pavetic

Foto: Daniel Kaiser

"Milli" machte sich in Neuss schon im Juniorteam einen Namen und knüpfte im Seniorteam nahtlos an diese Erfolge an. Übernimmt als Unterfrau einen großen Teil der Kür und sorgt dafür, dass "oben" alles sicher und stabil bleibt. Hat trotz ihres jungen Alters eine unheimlich reife Ausstrahlung auf dem Pferd, wird von ihrer Trainerin als "Aufrichtungsstar" betitelt. "Sie ist immer total präsent und ein absoluter Verlassvoltigierer", lobt Jessica Schmitz.

 Leonie Falkenberg

Leonie Falkenberg

Foto: Daniel Kaiser

Außerhalb des Zirkels überzeugt sie mit vortrefflichen Randbemerkungen. "Ihre Blicke sagen oft mehr als tausend Worte", analysiert Schmitz. Julia Dammer (17), Position: Mittel-/Unterfrau, voltigiert seit 2004. Beweglichkeitswunder, elegante Erscheinung, Durchstarter des Jahres, wirkt schüchtern - allerdings nur auf den ersten Blick. Nach einem Kreuzbandriss war die Saison 2013 für sie gelaufen. Doch "Juli" kämpfte sich im Winter zurück.

 Delia

Delia

Foto: Daniel Kaiser

"Sie hat sich extrem viel erarbeitet und einen riesigen Sprung gemacht", lobt Jessica Schmitz. Die Schülerin bringt eine extravagante Note in die Choreografie ein, wirkt leicht schräg und kühl, aber authentisch. Passt extrem gut zur diesjährigen "spacigen" Kür. "Ihr nehme ich es sofort ab, dass sie von irgend einem anderen Planeten kommt", beschreibt Schmitz. Mona Pavetic (11), Position: Oberfrau, voltigiert seit 2009.

 Co-Bundestrainer Kai Vorberg

Co-Bundestrainer Kai Vorberg

Foto: Daniel Kaiser

Energie-Bündel und Megatalent, manchmal etwas frech. War schon mit dem Neusser Juniorteam erfolgreich. Kann Korrekturen sehr schnell umsetzen und lernt in jedem Training dazu. "Schnucki" hat immer gute Laune, redet zumeist wie ein Wasserfall und besticht mit herausragenden Leistungen auf dem Pferd. "Mona hat die wohl außergewöhnlichste Pflicht, die man mit elf Jahren haben kann. Besser kann man das in diesem Alter einfach nicht machen", sagt Schmitz.

Die Trainerin lobt die gesunde Mischung aus Kindlichkeit und Professionalität. "Sie ist witzig und abgespackt, weiß aber in den entscheidenden Momenten genau, worum es geht und wo sie im Sport hin will." Leonie Falkenberg (11), Position: Oberfrau/Ersatz, voltigiert seit 2011. Ein Aufmunterer und Sonnenschein. Holte 2012 und 2013 den U18-EM-Titel mit dem Juniorteam und entwickelt sich allmählich zur Persönlichkeit.

"Leo" bringt die nötige Lässigkeit ins Team, kann sich die Lockerheit in allen Situationen bewahren. "Auch wenn sie noch so jung ist, gibt sie mit ihrem positiven Wesen oft die entscheidende Richtung für die Stimmung am Tag vor. Sie ist für die Gruppe unheimlich gewinnbringend als Mensch", beschreibt Jessica Schmitz. Auch turnerisch kann Leonie Falkenberg überzeugen. In Aachen wurde sie kurzfristig an das Team Köln ausgeliehen - und gewann den Nationenpreis.

Auch in Caen könnte sie einspringen und problemlos den Kürteil von Mona Pavetic übernehmen. Delia (9), Position: Pferd, voltigiert seit 2012. Kaum Macken, Typ Einzelgänger, gelassener Charakter. Die Hannoveraner-Fuchsstute tritt in diesem Jahr in die Hufabdrücke von Arkansas und meistert ihre erste Saison mit der Gruppe fantastisch. Vom Richtergremium erhält sie hervorragende Noten - "Zurecht!", sagt Jessica Schmitz, die das Pferd nicht nur aufgrund der Galoppade, sondern auch aufgrund der mentalen Stärke schätzt.

Delia sei vom Format "gelangweilter Rockstar", lässt sich von äußeren Eindrücken nicht ablenken und sei in ihrem Auftreten deutlich unabhängiger als Arki. Im Gensatz zu vielen anderen Pferden ist "Hilde" nicht allzu sehr verschmust, steht über den Dingen, wirkt immer abgeklärt und freut sich über Wettkampfanspannung - wird in Caen von Pferdepflegerin Kisten Schmitz (40) betreut. Ulla Ramge (51), Position: Bundestrainerin, seit 2002.

Gelernte Apothekerin, engagierte Sportfunktionärin, ehemalige Voltigiererin, war auch im Spring- und Dressursattel aktiv. Trainiert den Bundes A-, B- und C-Kader, bringt Struktur und Ruhe in die bundesweite Voltigierszene, lässt das erfolgreiche Trainergespann in Neuss aber weitestgehend unabhängig seine Arbeit machen. "Wenn man mal Hilfe braucht, organisiert sie sofort alles", berichtet Jessica Schmitz. Ramge gibt Sicherheit und bringt als internationale Richterin auch einen weiteren, extrem wichtigen Blickwinkel ein.

"Diese Perspektive ist oftmals sehr hilfreich", betont Schmitz. Gemeinsam mit Kai Vorberg bildet sie ein erfolgreiches Bundestrainergespann, dass nach Einschätzung von Schmitz "sehr authentisch und harmonisch zusammenarbeitet". Kai Vorberg (33), Position: Co-Bundestrainer, seit 2012. Allrounder, Entertainer, Führungsfigur aus Köln, der mittlerweile in Warendorf lebt. Mit jeweils zwei WM- und EM-Titeln sowie acht DM-Triumphen einer der erfolgreichsten Einzelvoltigierer der Geschichte.

Kennt sich als Pferdewirtschaftsmeister und Nachwuchsführungskraft des deutschen Reitsportverbandes in allen Bereichen des Sports aus. "Er weiß, wie es sich als Aktiver und als Longenführer anfühlt und schafft es immer, den entscheidenden Gedanken mitzugeben", erklärt Jessica Schmitz. Kai Vorberg sei eine großartige Person in seiner Funktion und nehme auch in Stresssituationen mit dem nötigen Feingefühl kein Blatt vor den Mund.

Der Weltmeister der Weltreiterspiele von 2006 bereitete die deutsche Mannschaft gewohnt akribisch auf die Weltreiterspiele vor.

(NGZ)
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