Lokalsport NHV gewinnt Krimi gegen Gummersbach

Neuss · 50 Minuten lang geht beim Handball-Drittligisten nichts. Dann schaltet der NHV in den Bestien-Modus und schlägt Gummersbach mit 27:24.

 Nach starkem Beginn mit drei Toren in 13 Minuten tauchte Routinier Daniel Pankofer ab. Sein NHV drehte die Partie gegen Gummersbach trotzdem.

Nach starkem Beginn mit drei Toren in 13 Minuten tauchte Routinier Daniel Pankofer ab. Sein NHV drehte die Partie gegen Gummersbach trotzdem.

Foto: l.berns

Nach diesem Spiel gibt es sicherlich eine ganze Menge an Dingen, die man am Auftreten des Neusser HV kritisieren könnte. Vor 375 Zuschauern in der Hammfeldhalle spielte der Tabellenführer beim 27:24-Erfolg gegen den VfL Gummersbach II (11:12) lange Zeit erschreckend schwach. Am Ende bleibt aber vor allem eine Erkenntnis: Wer in der Lage ist, nach einem 11:17-Rückstand in einem solchen Stil zurückzukommen, vor dem sollte die Konkurrenz Angst haben.

Denn nach 36 gespielten Minuten sprach eigentlich nicht mehr viel für den Gastgeber, der gedanklich wohl in der Halbzeitpause geblieben war. Diesen Schluss ließ nicht nur die Tatsache zu, dass Gummersbach mit fünf schnellen Toren auf 17:11 davongezogen war, sondern vor allem die Art und Weise dieser Treffer. Wer sich binnen zwei Minuten - jeweils bei angezeigtem Zeitspiel - erst ein Gegentor durch einen Kempa-Trick und dann eines aus einem Verzweiflungswurf durch zwei eigene Spieler und die Beine von Torhüter Mikkel Moldrup einfängt, kann nicht ganz bei der Sache gewesen sein. "Gummersbach war 50 Minuten lang die bessere Mannschaft. Wir haben da einiges vermissen lassen", fand NHV-Trainer Ceven Klatt.

Wie seine Mannschaft in den letzten zehn Minuten allerdings zurück kam, hatte große Klasse. Nach einem 19:23-Rückstand (49.) ließ Neuss in den letzten knapp zwölf Minuten, auch dank eines überragenden Vladimir Bozic zwischen den Pfosten, keinen Gegentreffer mehr zu und entwickelte sich nach vorne zu einer Dampfwalze, der die überforderten Gäste nicht mehr gewachsen waren. Das Trio aus Heider Thomas, Christopher Klasmann und Brian Gipperich, das elf der letzten zwölf Treffer erzielte, war schlicht nicht zu stoppen.

"Moral und Wille waren zweifellos da", meinte Klatt. Kein Zufall, dass in den dreien, Thomas Bahn, Philipp Schneider und Viktor Fütterer am Ende genau die Spieler auf der Platte standen, die in der Lage sind, ein Team auch emotional mitzureißen. Vor allem der 19-jährige Gipperich überzeugte seinen Trainer: "Das war hinten und vorne schon stark." Entscheidender Auslöser der Aufholjagd war eine harte, aber vertretbare Rote Karte gegen VfL-Abwehrchef Robert Barten in der 50. Minute, der Felix Handschke im Gegenstoß von hinten zu Boden gerissen hatte.

Dass es am Ende so spannend werden würde, hatte sich zu Beginn des Spiels dabei nicht angedeutet. Vielmehr sah es nach zehn Minuten und einer 5:2-Führung gegen hektische Gummersbacher (sechs frühe Ballverluste) so aus, als würde einem lockeren Heimsieg nichts im Weg stehen. Im Weg stand allerdings Gästetorwart Max Hamers, der allein in der ersten Hälfte auf 13 Paraden kam und damit dafür sorgte, dass sein Team die Begegnung vor der Halbzeit drehen konnte. "Da haben wir natürlich zu viele Fehlwürfe gehabt und teilweise auch viel zu früh abgeschlossen", sagte Klatt. Dementsprechend schnell nutzte er die Tiefe seines Kaders aus. Dennis Aust war der einzige Spieler aus der Startformation, der die Halbzeitsirene auf dem Feld erlebte.

"Wir freuen uns über den Sieg, auch wenn es noch viel zu verbessern gibt", fand Klatt, der mit dem Saisonstart mit sechs Siegen aus sechs Spielen allerdings mehr als zufrieden ist: "Das hätte ich vorher unterschrieben. Da ist es auch egal, ob du die Spiele mit einem oder zehn Toren Unterschied gewinnst."

(NGZ)
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