Lokalsport Niklas Römer verteidigt den Eurobowl

Uedesheim · Mit zwei Touchdowns trägt der Footballer aus Uedesheim entscheidend zum Braunschweiger Erfolg bei und holt sich die MVP-Trophäe.

Lokalsport: Niklas Römer verteidigt den Eurobowl
Foto: Fabian Uebe

Große Spiele erfordern besondere Maßnahmen. Vor allem dann, wenn einem die Experten eine exakte Siegeswahrscheinlichkeit - ja, so etwas gibt es im statistikvernarrten Football - von 21 Prozent ausgerechnet haben. Also griff Coach Troy Tomlin vor dem Eurobowl-Endspiel seiner New Yorker Lions Braunschweig gegen den österreichischen Favoriten, die Swarco Raiders Tirol, ganz tief in die Trickkiste. Nutznießer war der aus Uedesheim stammende Wide Receiver Niklas Römer, der beim 35:21-Sieg vor fast 5000 Zuschauern zwei Touchdown-Pässe fing und sich somit auch noch die MVP-Trophäe des wertvollsten Spielers sicherte.

Lokalsport: Niklas Römer verteidigt den Eurobowl
Foto: Fabian Uebe

Für Römer und seine Braunschweiger, die in der Bundesliga den Titel in den letzten Jahren abonniert hatten, war es bereits der zweite Eurobowl-Erfolg in Serie, dennoch wird der Titel in den Erinnerungen des 28-jährigen einen ganz besonderen Platz einnehmen: "Für mich persönlich war es mit dem MVP-Titel natürlich doppelt schön. Aber es war vor allem die Art und Weise, wie wir uns gegen den Favoriten durchgesetzt haben." Denn in der Höhle des Löwen, dem Innsbrucker Tivolistadion, wählte Trainer Tomlin wie gesagt einen speziellen Ansatz. Gleich im ersten Viertel sagte er einen folgenschweren Trickspielzug an, den sogenannten "Flea Flicker": Quarterback Grant Enders übergab den Ball zunächst an Running Back David McCants, der einen Lauf antäuschte, das Ei aber dann zurück an seinen Spielmacher gab, der prompt den völlig freistehenden Römer fand.

"Ich musste eigentlich gar nicht mehr viel machen, die Tiroler sind voll drauf reingefallen", meinte der Passempfänger, der unbedrängt 72 Yards bis in die Endzone laufen durfte. Das Spiel blieb daraufhin allerdings eng, so dass Braunschweig bei einer 21:14-Führung im dritten Viertel den nächsten Geistesblitz auspackte. Diesmal fand Quarterback Enders zunächst seinen Receiver Jan Hilgenfeldt mit einem Rückwärtspass, der aber - anstatt loszulaufen - Römer über die völlig verdutzte Österreicher Verteidigung hinweg bediente. Wieder durfte Römer 75 Yards ungestört in die Endzone marschieren, von diesem Schock sollten sich die favorisierten Gastgeber nicht mehr erholen.

"Das ist natürlich Wahnsinn. Aber unsere Taktik ist voll aufgegangen. Ich persönlich stand eigentlich nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort, von daher hätte die MVP-Trophäe das ganze Team verdient gehabt", sagte Römer.

Für den gebürtigen Uedesheimer, der bei den Neuss Frogs mit dem Footballspielen begann und 2014 in Österreich mit der Deutschen Nationalmannschaft bereits die Europameisterschaft feiern durfte, war es der vorläufige Höhepunkt seiner Karriere: "So ein schönes Erlebnis hatte ich selten, auch wenn wir schon einige Titel geholt haben. Hier als Außenseiter in Tirol mit dem Eurobowl nach Hause zu fahren, ist etwas ganz Besonderes." Allzu viele werden aber womöglich nicht mehr hinzukommen, denn Römer, der inzwischen die Leitung eines Fitnessstudios in Braunschweig übernommen hat, macht sich so allmählich Gedanken über sein Karriereende: "So langsam überlegt man sich ja schon, dass ein Sommerurlaub auch mal eine tolle Sache wäre. Der Körper sagt noch ja, der Kopf aber vielleicht irgendwann nicht mehr." Die Möglichkeit, Europas Krone erneut zu verteidigen, will er aber definitiv noch mitnehmen: "Es ist noch nicht mein letztes Jahr. Viele werden es aber nicht mehr sein."

(NGZ)
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