Lokalsport Nils Schomber liebt es schnell

Grevenbroich · Die Freizeit zwischen Rad-DM und Trainingslager verbringt der 21-Jährige auf seinem Rennkart.

Nils Schomber ist ein Mann für die Geschwindigkeit. Mit dem Bahnvierer des Bundes Deutscher Radfahrer hält er den deutschen Rekord in der Mannschaftsverfolgung über 4000 Meter. Was also tun, wenn von höchster Stelle Freizeit quasi befohlen ist? Im Anschluss an die Deutschen Meisterschaften am vergangenen Wochenende im hessischen Einhausen hatte Bundestrainer Sven Meyer seinen Jungs bis zur Abfahrt am 9. Juli ins Trainingslager nach Sonthofen sogar strikt verboten, die Rennmaschinen überhaupt nur anzuschauen. Einer Order, der der 21-Jährige freilich ausgesprochen gerne nachkommt, sagt ihm der Blick auf den wie immer gut gefüllten Sportkalender doch genau, "dass das jetzt die letzte Pause vor den Olympischen Spielen ist." Okay, das Ticket für Rio haben weder der deutsche Bahnvierer noch er selber schon im Sack, "aber bis zur endgültigen Nominierung zwei Wochen vor Olympia bin ich ja auf jeden Fall dabei."

Brasilien indes war gestern Lichtjahre entfernt. Nils Schomber, ausgestattet mit dem frischen Lorbeer von Platz drei im Einzelzeitfahren der U23-Straßen-DM, ging nämlich seiner zweiten Passion nach: Mit seinem Rennkart drehte er, angetrieben von 32 Pferdestärken und 100 Kubikzentimetern, auf der Outdoor-Bahn in Niederkrüchten seine Runden. "Das Teil habe ich schon ewig. Und immer, wenn es passt, fahre ich mit Freunden los. Wir waren auch schon auf der alten Michael-Schumacher-Bahn in Kerpen." Hauptsache schnell. Das war der Elsener auch am Wochenende im unerbittlichen Kampf gegen die Uhr. Früh hatte er mit 36:26 Minuten für die 30 Kilometer lange Strecke die Bestzeit gesetzt, an der sich viele Starter die Zähne ausbissen. Am Ende waren nur die beiden Spezialisten Lennard Kämna (35:37), U19-Zeitfahrweltmeister, und Nils Politt (35:44), Titelverteidiger, schneller unterwegs. Damit sah Schomber seinen Auftrag erfüllt: "Die Strecke war gut, ein flacher, schneller Kurs. Ich hatte mir vorgenommen, unter die Top 5 zu fahren, das habe ich geschafft."

Mehr war in den Duellen mit den reinen Straßenfahrern einfach nicht drin. Schombers Fokus liegt vor Olympia nun mal eindeutig auf der Bahn. Bis Herbst ist allerdings auch für ihn die Straße das Revier. Vom Trainingslager im Oberallgäu geht es zügig weiter zu drei Rundfahrten in Tschechien und Polen. Erst dann hat ihn das Oval wieder, muss er sich mit seinen Teamkollegen bei den anstehenden Weltcup-Rennen in Position bringen. Bei der WM vom 2. bis 6. März 2016 in London fällt wohl schon die Vorentscheidung in Sachen Qualifikation für Rio. Dann spüren vier der im Moment noch acht Kandidaten ihre Olympia-Tickets in der Hand.

Stressmomente, die nur ein ausgeruhter Geist aushalten kann. Darum hat Nils Schomber alle Aggregate runtergefahren - ein Tempobolzer im Chill-Modus. Er genießt den Kurzurlaub im heimischen Elsen, fährt vielleicht noch mal für ein paar Tage an den Bodensee. Langweilig wird ihm trotzdem nicht. "Mir fallen so viele Dinge ein ..."

(NGZ)
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