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Serie Rio Fest Im Blick Olympische Sternstunden am Radio

Neuss · Fünfzig Athleten aus Vereinen des Rhein-Kreises starteten seit 1960 bei Olympia - fünf sind am Freitag bei der Eröffnungsfeier in Rio dabei.

Rhein-Kreis Früher, als es noch keine Live-Ticker gab und ein Fernsehgerät gerade mal in jedem zehnten deutschen Haushalt stand, waren Olympische Spiele noch echte Abenteuer - auch für die Daheimgebliebenen.

Am 22. Oktober 1964, als zwei junge Holzheimerinnen namens Annemarie Zimmermann und Roswitha Esser im fernen Tokio olympisches Gold im Zweier-Kajak erkämpften, half nur das Radio. "Jung und alt hing Donnerstagmorgen am Radio, um nur ja nicht die ersten Durchsagen zu verpassen. . . In der Backstube des Zweiten Vorsitzenden der Sportgemeinschaft, Willy Schornstein, wurde nicht über die Brötchen gesprochen, die liegengeblieben waren ("kein Mensch holte Brötchen, alles saß am Radio"), es wurde überhaupt nichts gesagt, wohl auf die Stimme des Reporters gelauscht, der vom Kampf auf dem Sagamisee berichtete. Die auf Tonband aufgenommene Reportage lief immer wieder ab," wusste die NGZ am folgenden Tag zu berichten.

Auch ohne bewegte Bilder in Echtzeit (oder vielleicht gerade, weil es keine gab) waren Olympische Spiele ein öffentliches Ereignis, viel mehr, als sie es heute angesichts einer Inflation von Events und Wettbewerben sind. Schwer vorstellbar, dass Max Hartung mit einem Fackelzug durch Dormagen geleitet würde, käme er aus Rio mit der Goldmedaille im Säbelfechten zurück. In Holzheim machten sie das, 1964 und noch einmal 1968, als die "Goldmädels" in Mexiko-Stadt ihr Bravourstück von Tokio wiederholten. Die Büttgener wollten da nicht nachstehen, feierten "ihre Goldjungs" Udo Hempel und Günther Schumacher gleichfalls mit Umzügen durchs Dorf.

Und um wie viel bewegender war es, dass der Bürgermeister der damals selbstständigen Gemeinde Holzheim, Franz Hohenschutz, an jenem Donnerstagmorgen um 8.02 Uhr in der Poststelle des Ortes ein Telegramm mit den Worten: "Herzlichen Glückwunsch zum großen Sieg und zur Goldmedaille. Holzheim ist freudetrunken über ihre Leistung", aufgab anstatt seine Gratulation bei Facebook zu posten . . .

Vergangen, vorbei - die Olympische Familie hat längst wie so vieles ihre Unschuld verloren. Was die Leistung derjenigen, die sich für die XXXI. Sommerspiele qualifiziert haben, in keiner Weise schmälert. Fünf Athleten aus dem Rhein-Kreis sind dabei, wenn am Freitag das Olympische Feuer in Rio de Janeiro entzündet wird: Ringerin Nina Hemmer (AC Ückerath), Boxer Hamza Touba (SG Kaarst), die Säbelfechter Max Hartung und Matyas Szabo (beide TSV Bayer Dormagen) und Radsportler Nils Schomber aus Grevenbroich. Damit erhöht sich die Zahl der Olympiastarter, die einem Verein aus dem Rhein-Kreis angehören, auf fünfzig, seit 1960 in Rom die Neusser Ruderer Viktor Hendrix und Manfred Kluth die ersten waren.

Vier weitere Rio-Fahrer haben ihre Wurzeln im Rhein-Kreis: Der für Potsdam startende Moderne Fünfkämpfer Christian Zillekens stammt aus Meerbusch, Hockeyspielerin Annika Sprink (Düsseldorfer HC) und Stabhochspringer Karsten Dilla (TSV Bayer Leverkusen) aus Neuss. Und Kentin Mahé (SG Flensburg-Handewitt), der mit Frankreich als Titelverteidiger ins olympische Handballturnier geht, ist in Dormagen aufgewachsen, zur Schule gegangen und hat dort sein Abitur gemacht.

Die Hoffnung auf eine Medaille haben sie alle im Gepäck. Sieben goldene, durch Annemarie Zimmermann und Roswitha Esser (je 2), Günther Schumacher (2) und Udo Hempel zieren die Kreis-Bilanz, hinzu kommen Silber durch Udo Hempel (1968), die Grevenbroicher Slalomkanuten Reinhold Kauder, Otto-Hans Schumacher und Willi Baues (1972), die Neusser Hockeyspielerinnen Elke Drüll und Birgit Hagen (1984), Bronze für den Dormagener Slalom-Kanuten Thomas Becker (1996) und den Neusser Schwimmer Thomas Rupprath (2000) - und das jüngste Edelmetall, Silber durch Stabhochspringer Björn Otto (Dormagen) vor vier Jahren in London.

Mit einem Fackelzug ist auch der Straberger nicht durchs Dorf geleitet worden. Die Zeiten ändern sich halt - doch die Faszination Olympischer Spiele bleibt, vor allem für diejenigen, die aktiv dabei sein dürfen.

(NGZ)
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