Reitsport Reiter im Kreis stemmen sich gegen den Trend

Rhein-Kreis · Die Jahre des rasanten Wachstums sind im Pferdesport vorbei. Dennoch sieht Lutz Bartsch keinen Grund zur Besorgnis.

Das Zeughaus war gut gefüllt am Samstagabend. "Rappelvoll", sagt Lutz Bartsch, "so viele Besucher hatten wir schon Jahre nicht mehr." Doch nicht allein an der ungebrochen guten Resonanz auf das von ihm vor gut einem Jahrzehnt ins Leben gerufene "Winterfest" macht der Chef des Kreispferdesportverbandes Neuss (KPSV) fest, dass der bundesweit spürbare Abwärtstrend des Pferdesports den Rhein-Kreis noch nicht mit voller Breitseite erwischt hat: "Zumindest, was die leistungssportliche Seite angeht, sind die Zahlen bei uns weiterhin stabil", sagt der Grevenbroicher Rechtsanwalt, der seit beinahe 14 Jahren die in drei Dutzend Vereinen organisierten Reiter im Rhein-Kreis anführt.

Die aktuellen Daten bestätigen dies: Während der Pferdesportverband Rheinland seit 2001 einen Mitgliederschwund von zwölf Prozent auf inzwischen rund 62.000 zu verzeichnen hat - bundesweit liegt der Rückgang bei 7,5 Prozent bei rund 708.000 organisierten Reitern - war der KPSV Neuss zuletzt einer von nur vier Kreisverbänden mit steigenden Zahlen: 2013 (letzte greifbare Erhebung) gehörten ihm 4193 Mitglieder an. Ihnen stehen 38 dem Pferdesportverband Rheinland angeschlossene Pferdebetriebe zwischen Langst-Kierst und Rommerskirchen zur Verfügung. Nicht zu vergessen die Zahl der Turniere, die mit 26 für 2015 "so hoch ist wie in keinem anderen Kreisverband", weiß Lutz Bartsch. Dennoch verschließen er und seine Vorstandskollegen, die sich am 17. März im Grefrather Landhaus der Mitgliederversammlung stellen, nicht die Augen vor der aktuellen Entwicklung.

"Natürlich müssen wir darauf reagieren", sagt Bartsch und denkt dabei an die Einführung einer "Breitensport-Kreismeisterschaft", bei der es "eher locker und spielerisch und nicht nach den strengen Turnierregeln" zugehe. Nach der erfolgreichen Premiere im Herbst vergangenen Jahres auf dem Nixhof ist sie für Anfang September an gleicher Stelle geplant. Sie wie auch andere Angebote richten sich vor allem an "Spät-Einsteiger" in den Reitsport.

Denn wie fast allen Sportarten bereitet auch den Pferdesportlern die veränderte Schullandschaft mit Ganztagsbetrieb und Nachmittagsunterricht zunehmend Kopfzerbrechen. "Ab 18 Uhr ist in den Ställen die Hölle los", weiß der KPSV-Chef. Denn dann treffen neuerdings Erwachsene nach Feierabend sowie Kinder und Jugendliche nach dem späten Schulschluss aufeinander, die sich bislang reinzeitlich gesehen aus dem Weg gingen. "Viele Betriebe stoßen dann an ihre Kapazitätsgrenzen, während in den bisher dem Reitunterricht für Kinder vorbehaltenen frühen Nachmittagsstunden gähnende Leere herrscht", beschreibt Bartsch die veränderte Situation.

Probleme, von denen beim Winterfest allenfalls am Rande die Rede war. Da wurde bis in die Morgenstunden ausgiebig gefeiert, auch die zahlreichen sportlichen Erfolge, die zuvor bei den Ehrungen auf der Bühne des Zeughauses gewürdigt worden waren. Dass dazu neben Dr. Matthias Soeffing, der neue Präsident des Pferdesportverbandes Rheinland, ebenso nach Neuss gekommen war wie sein inzwischen zum Ehrenpräsidenten ernannte Vorgänger Friedrich Witte, machte Bartsch ein wenig stolz: "Das zeigt, dass unser Kreis hohe Aufmerksamkeit und Wertschätzung genießt." Das, ist der Vorsitzende überzeugt, hat viel mit dem starken Leistungsspektrum der heimischen Reiter zu tun: "Und um das zu halten, brauchen wir eine starke Basis."

(NGZ)
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