Lokalsport RW Elfgen kickt mit Flüchtlingen

Elfgen · Für sein Engagement hat der Deutsche Fuß-ball-Bund (DFB) dem Verein im Rahmen der Initiative "1:0 für ein Willkommen" einen Scheck über 500 Euro zukommen lassen.

 Starthilfe: Kreisfußballvorsitzender Hermann-Josef Koch (l.) überreicht Elfgens Geschäftsführer Theo Langen den DFB-Scheck.

Starthilfe: Kreisfußballvorsitzender Hermann-Josef Koch (l.) überreicht Elfgens Geschäftsführer Theo Langen den DFB-Scheck.

Foto: Lothar Berns

Obwohl der von der Politik angekündigte Verlust weiterer Hallen ihre Existenzgrundlage bedroht, auf die Sportvereine im Rhein-Kreis ist Verlass. Sie helfen ohne großes Brimborium - und zwar ganz konkret. So wie der knapp 450 Mitglieder starke SV Rot-Weiß Elfgen 1957, dessen Anlage "Am Sodbach" mittlerweile zu einer Art Flüchtlingszentrum geworden ist. "Jeden Dienstag- und Donnerstagnachmittag toben sich bei uns teilweise bis zu 70 Leute am Ball aus - alles Flüchtlinge", sagt Geschäftsführer Theo Langen. Schnell war ihm klar, dass es sich lohnen könnte, genauer hinzuschauen. Immerhin kickte da direkt vor seiner Nase eine kleine Weltauswahl: Syrer, Bulgaren und Marokkaner zauberten am runden Leder gemeinsam mit Menschen aus Mali, Guinea und von der Elfenbeinküste. "Da sind richtig gute Fußballer dabei", weiß Langen längst. Zwölf von ihnen tragen inzwischen das Trikot des SV RW Elfgen, sechs davon sind Kinder. Dass sich drei weitere Anwärter aus Syrien noch gedulden müssen, weil sie bis zu 30 Tage auf die Freigabeerklärung des abgebenden Vereins in ihrem Heimatland zu warten haben, entlockt Langen nur ein ungläubiges Lächeln: "Die Jungs sind durchs Mittelmeer geschwommen, um zu uns zu kommen. Die gehen niemals mehr zurück."

In Elfgen dürfen sie beitragsbefreit am Spiel- und Trainingsbetrieb teilnehmen, werden dafür komplett eingekleidet und für Behördengänge mit Dolmetschern versorgt. Die 500 Euro Starthilfe der DFB-Flüchtlingsinitiative sind darum hochwillkommen. Weitere Gelder stammen aus einem speziellen Fond des Landessportbundes (LSB). Ohne diese Zuwendungen ginge es nicht. Langen: "Die Menschen machen uns sehr viel Freude und wir sind froh, dass wir sie bei uns haben, aber das alles kostet Geld. Wenn wir in Geschäften sowie bei Partnern und Sponsoren keine Prozente kriegen würden, kostete uns jeder Flüchtling rund 200 Euro." Dafür sind die Fußballer aus Afrika, Asien und dem Osten Europas mit ganzem Herzen bei der Sache. "Was das Training angeht, sind sie mit die Besten", weiß Langen aus eigener Erfahrung und hat zur Verdeutlichung eine nicht alltägliche Geschichte parat: "Youssuf Kone aus Mali kommt zu jedem Training mit dem Fahrrad aus Bedburg." Das sind immerhin knapp 15 Kilometer - eine Strecke.

Dass der SV Rot-Weiß Elfgen "einer von nur sieben Vereinen in Nordrhein-Westfalen ist", der in den Genuss der 500 Euro aus dem Topf der DFB-Stiftung Egidius Braun gekommen ist, macht Langen schon ein wenig stolz. Allerdings ist auch ihm sehr wohl bewusst, dass die Arbeit gerade erst begonnen hat: "Die Tendenz ist klar steigend. Wir könnten ganz locker auch 30 Flüchtlinge bei uns im Verein aufnehmen, aber das würde unsere Kapazitäten übersteigen."

(NGZ)
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