Korschenbroich Scherbe aus Eisenzeit geborgen

Korschenbroich · In einem Kabelgraben an der ehemaligen Burg Steinhausen sah Erich Otten (84) eine graubraune Verfärbung. Bald stand fest: Es handelt sich um eine Scherbe aus der Eisenzeit. Das Amt für Bodendenkmalpflege ist "sensibilisiert".

 Der Hobby-Archäologe Erich Otten mit dem Fundstück: einer Scherbe aus der vorrömischen Eisenzeit.

Der Hobby-Archäologe Erich Otten mit dem Fundstück: einer Scherbe aus der vorrömischen Eisenzeit.

Foto: Hans-Peter Reichartz

Auch mit 84 Jahren klettert Erich Otten noch in Baugruben, immer auf der Suche nach Artefakten aus längst vergangenen Zeiten. In Korschenbroich, unmittelbar nördlich der ehemaligen Burg Steinhausen, stieß der Hobby-Archäologe und langjährige ehrenamtliche Mitarbeiter der rheinischen Bodendenkmalpflege nun abermals auf einen erstaunlichen Fund: eine Scherbe aus der vorrömischen Eisenzeit.

"Ich bin dort spazieren gegangen und habe den zuständigen Polier gefragt, ob ich kurz in die Grube klettern dürfte", erzählt Otten. "Am Ende der Grube habe ich dann die Scherbe gefunden. Zunächst sah ich nur eine graubraune Verfärbung im Lehmboden."

"Wir müssen noch abwarten"

Die circa sechs mal sieben Zentimeter große Keramikscherbe steckte in der Wand des frisch ausgehobenen Kabelgrabens. Sofort zeigte Otten den Fund dem befreundeten Neusser Archäologen und Historiker Dieter Hupka, der sie nun mitsamt Bodenprobe an das Amt für Bodendenkmalpflege weitergeleitet hat. "Die Geschichte muss zwar aufgrund des Fundes nicht neu geschrieben werden", erklärt Hupka. "Aber die Scherbe ist aus wissenschaftlicher Sicht dennoch sehr interessant. Eine Sensation wäre es, wenn eine gesamte Siedlung oder ein Hof freigelegt werden würde. Insofern müssen wir noch abwarten."

Die Scherbe, über ein Zentimeter dick, wurde etwa 600 bis 700 Jahre vor Christus aus Ton gefertigt, anschließend mit Sand, Steinchen und Keramikgrus bearbeitet. "So konnte auch ohne Töpferscheibe ein Gefäß geformt werden", erläutert Hupka. Die Außenseite der Scherbe ist zwecks besserer Griffigkeit mit einem Überzug aus Tonschlicker versehen. "Alle diese Merkmale sprechen für eine Datierung in die vorrömische Eisenzeit."

Dr. Jennifer Morscheiser-Niebergall vom LVR-Amt für Bodendenkmalpflege zeigt sich ebenfalls erfreut über den Fund. "Es ist unser aller Interesse, Zeugnisse vergangener Zeiten zu schützen und zu erhalten. Gerade deshalb ist es wichtig, dass sich Menschen, die solche Funde machen, mit uns schnell in Verbindung setzen. Erst dann können wir aktiv werden", sagt Morscheiser.

Nun gelte es abzuwarten, bis die Bauarbeiten rund um die ehemalige Burg Steinhausen begännen. "Sollten noch mehr Funde auftauchen, werden Mitarbeiter die Felder abgehen, und wir werden mit geophysikalischen Methoden den Boden untersuchen", erklärt die Bodendenkmalpflegerin. "Wir sind sensibilisiert."

Gleiches gilt für Erich Otten. Der Hobby-Archäologe versichert, nun erst recht ein Auge auf den Baufortschritt zu werfen.

(NGZ)
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