Lokalsport Schwarz-Weiß Neuss stößt das Tor zur Bundesliga ganz weit auf

Neuss · 750 Zuschauer feiern gestern Mittag Neusser 3:2-Sieg im Spitzenspiel der 2. Hockey-Bundesliga.

 Sie werden wohl in diesem Hockey-Leben keine Freunde mehr: Kölns impulsiver Abwehrstratege Thorsten Hillmann, der kurz vor Schluss vom Feld musste, und der Neusser Torjäger Sebastian Draguhn (v.l.).

Sie werden wohl in diesem Hockey-Leben keine Freunde mehr: Kölns impulsiver Abwehrstratege Thorsten Hillmann, der kurz vor Schluss vom Feld musste, und der Neusser Torjäger Sebastian Draguhn (v.l.).

Foto: salzburg

Omar Schlingemann verschwendet noch keinen Gedanken an die Erste Liga: "Wir haben noch vier schwere Spiele vor der Brust. Auf die müssen wir uns genauso konzentriert vorbereiten wie auf das hier."

Das hier - damit meinte der Niederländer auf der Trainerbank des HTC Schwarz-Weiß Neuss das Spitzenspiel der Zweiten Hockey-Bundesliga, das seine Schützlinge gerade mit 3:2 (Halbzeit 2:0) gegen Schwarz-Weiß Köln für sich entschieden hatten. Vor einer Rekordkulisse, wie sie das Jahnstadion lange nicht mehr gesehen hat bei einem Hockey-Ligaspiel: "Das muss zehn, fünfzehn Jahre her sein", meinte der langjährige Teammanager Horst Busse mit Blick auf die gut und gerne 750 Zuschauern, die gestern Mittag den Kunstrasen säumten.

Die Kulisse war Erstliga-reif, die Darbietungen auf dem Feld entsprachen dem nur teilweise. Schlingemann war deshalb "auch nur mit dem Ergebnis zufrieden. Spielerisch hat mir vor allem die zweite Halbzeit gar nicht gefallen", sagte der stets kritische Trainer. Da ließen sich die Neusser von den erwartet wuchtigen und aggressiv attackierenden Kölner trotz einer 2:0-Führung fast noch die Butter vom Brot nehmen: "Da haben wir uns zu sehr hinten 'rein drängen lassen", befand Ex-Weltmeister Sebastian Draguhn, der mit seinen Eckentoren zum 2:0 (27.) und 3:2 (60.) neben dem reaktivierten Torhüter Martin Wagner und einem souveränen Abwehrchef Christoph Martial zum Matchwinner wurde.

"Wir hätten weiter kontrolliert nach vorne spielen müssen", sagte der mit gebrochenem Mittelfuß (wird in dieser Woche operiert, was acht Wochen Pause bedeutet) zum Zuschauen verurteilte Philip Weide. Das war leichter gesagt als getan, denn die Kölner störten früh und schnürten die Hausherren nach Wiederbeginn regelrecht ein. "Wir sind hinten gar nicht mehr 'rausgekommen", meinte Draguhn. Und weil es die Gäste immer wieder mit ihrem Standardrezept - kraftvoll und halbhoch geschlagene lange Pässe in den gegnerischen Schusskreis - versuchten, war es nur eine Frage der Zeit, bis irgendeiner davon einem Neusser Abwehrspieler an den Fuß springen würde. Die daraus resultierende Ecke Nummer eins versenkte Timo Leichenich zum Anschlusstreffer (44.). Ecke Nummer zwei wurde eine Beute des sicheren Wagner (49.), Ecke Nummer drei verwandelte wiederum Leichenich zum zu diesem Zeitpunkt nicht einmal unverdienten Ausgleich (58.).

Doch die Neusser, die durch einen Rückhandschuss von Oliver Stümpel (13.) in Führung gegangen waren, die Draguhn mit der ersten Ecke auf 2:0 ausbaute (27.), schlugen prompt zurück: Nur eine Minute nach dem Gleichstand erzwang Sebastian Draguhn die nächste Ecke. Gut, dass der ansonsten wenig überzeugende Ivo Otto gerade seine Fünf-Minuten-Strafe abgesessen hatte - seine Hereingabe verwandelte Draguhn zum Siegtreffer (60.). "Das zeichnet uns in der Rückrunde aus, dass wir immer genau im richtigen Moment zur Stelle sind", sagte der Ex-Weltmeister, "genau das hat uns in der Hinrunde gefehlt."

Wäre das anders gewesen, könnte der HTC schon feiern. So hat er sich binnen drei Wochen vom beinahe abgeschlagenen Verfolger in einen souveränen Tabellenführer mit acht Punkten Vorsprung vor den Kölnern (haben allerdings noch ein Spiel mehr zu absolvieren) verwandelt. "Eine beeindruckende Serie", nennt Abteilungsleiter Thomas Draguhn die inzwischen acht Siege in Folge. "Die Jungs und der Trainer haben immer an ihre Chance geglaubt, das war wichtig", sagt Teammanager Stefan Busse.

Für einen eventuellen Aufstieg sei der Klub gerüstet, versichert Vorsitzender Andreas Schwarz: "Ob Zweite oder Erste Liga, das macht organisatorisch und finanziell keinen großen Unterschied - nur sportlich." An dieser Kluft müsse man arbeiten, "aber erst, wenn wir wirklich aufgestiegen sind." Denn, so mahnt Om,ar Schlingemann, "die nächsten Wochen werden für uns noch verdammt schwer."

(NGZ)
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