Handball So viel Rhein-Kreis steckt in der Handball-WM

Neuss · Sechs ehemalige Dormagener Spieler und Trainer sowie ein Ex-Korschenbroicher mischen bei der Handball-Weltmeisterschaft in Katar mit.

Rhein-Kreis Die Zeiten, in denen Handballer aus dem Rhein-Kreis auf internationalem Parkett für Furore sorgten, sind lange vorbei - und ob sie jemals wiederkehren, ist höchst fraglich. Immerhin schafften im Büttgener Florian Kehrmann, der vor acht Jahren bei den Weltmeisterschaften im eigenen Land den Titel gewann, und dem in Rommerskirchen aufgewachsenen Dieter Springel zwei im Rhein-Kreis geborene "Eigengewächse" den Sprung in die Nationalmannschaft.

Und auch wenn die glorreichen Zeiten vornehmlich des Dormagener Handballs schon ein paar Jährchen zurückliegen - selbst bei der WM in Katar mischen sechs Spieler und zwei Trainer mit, deren handballerische Wege sie einst in den Rhein-Kreis führten. Dass sich zwei aus diesem erlauchten Kreis am 1. Februar im Endspiel gegenüberstehen, erscheint durchaus möglich.

Das Oktett in Steckbriefen: Thomas Bauer Der Schlussmann der österreichischen Nationalmannschaft, der am Samstag 28 Jahre alt wird, macht inzwischen nicht nur mit spektakulären Paraden, sondern auch mit seinen Gesangskünsten auf sich aufmerksam. In der Saison 2009/2010 stand er zwischen den Pfosten des damaligen Zweitligisten TV Korschenbroich und wurde dort schnell zum Publikumsliebling in der Waldsporthalle. Inzwischen kämpft er mit dem TBV Lemgo gegen den Abstieg aus der Bundesliga - seit Florian Kehrmann im Dezember den Trainerposten übernahm, haben die beiden noch kein Spiel verloren.

Viktor Szilagyi Im Bundesliga-Abstiegskampf sind Thomas Bauer und Viktor Szilagyi Konkurrenten, in Katar im Aufgebot der "Ösis" Teamkollegen. Szilagyi, mit 36 Jahren der Senior, begann seine Deutschland-Karriere, die ihn später unter anderem zu den Spitzenklubs nach Kiel und Flensburg führte, in der Saison 2000/01 beim TSV Bayer Dormagen. Jetzt führt er im Rückraum des Bergischen HC Regie - und hat dort in Kristian Nippes und Moritz Preuss zwei weitere Ex-Dormagener an seiner Seite.

Fabian Böhm Für ihn war Dormagen nur eine kurze Episode: Als der DHC Rheinland vor vier Jahren erstmals Insolvenz anmelden musste, schwappte eine Welle der Hilfsbereitschaft durch die Handball-Bundesliga. Als erster reagierte damals Bob Hanning: Der Manager der Füchse Berlin, inzwischen Vize-Präsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB), "lieh" kurzerhand Fabian Böhm, der in Berlin bis dahin nur wenig Einsatzzeiten hatte, an die von Kai Wandschneider trainierten Dormagener aus. Inzwischen ist der 25-Jährige zum festen Bestandteil der deutschen Nationalmannschaft gereift - und das kurioserweise im Trikot des "ewigen" Abstiegskandidaten HBW Balingen-Weilstetten. Als die Balinger im Herbst zum DHB-Pokal nach Dormagen mussten, fehlte Böhm allerdings wegen Verletzung.

Sigurbergur Sveinsson Der Isländer Sigurbergur Sveinsson spielte ein paar Monate mit Fabian Böhm zusammen - 2010/11 im Trikot des DHC Rheinland. Jetzt kämpft der 27-Jährige mit Aufsteiger HC Erlangen ebenfalls um den Klassenerhalt in der Bundesliga.

Ondrej Zrdrahala Der 31 Jahre alte Tscheche ist der dritte Ex-DHCer im Bunde: Ondrej Zrdrahala sollte die Dormagener unter Trainer Richard Ratka in der Saison 2011/12 trotz der Hypothek eines Zehn-Punkte-Abzugs zum Verbleib in der Zweiten Liga führen - bis Mäzen Heinz Lieven das Geld (oder die Lust) ausging. Jetzt spielt Zrdrahala beim ASV Hamm-Westfalen und erwartet mit dem am 11. Februar den TSV Bayer Dormagen zum zweiten Zweitliga-Spiel nach der WM-Pause.

Kentin Mahé Vielleicht tritt der 23-Jährige in Katar in die Fußstapfen seines Vaters, der 1995 Weltmeister wurde. Vier Jahre später kam er nach Dormagen, im Gepäck den damals achtjährigen Kentin, der unter seinen Fittichen und später unter denen Kai Wandschneiders zum Bundesliga- und Nationalspieler reifte. Jetzt spielt er beim HSV Hamburg - und im Team des französischen Meistertrainers Claude Onesta, einem der Titelanwärter.

Gudmundur Gudmundsson Gestern Abend saß er auf der Bank des deutschen Gruppengegners Dänemark, von 1999 bis März 2001 saß Gudmundur Gudmundsson auf der Bank des TSV Bayer Dormagen. Bei seiner ersten Trainerstation außerhalb Islands als Gespannmann von Peter Pysall eher belächelt, entwickelte sich der inzwischen 54-Jährige zu einem der profiliertesten Handballtrainer der Welt. In seiner Heimat ist er seit dem Gewinn der olympischen Silbermedaille in Peking 2008 ein Volksheld, als Trainer der Rhein-Neckar Löwen verpasste er in der vergangenen Saison nur aufgrund der schlechteren Tordifferenz gegenüber dem THW Kiel den deutschen Meistertitel. Jetzt soll er Europameister Dänemark zum WM-Triumph führen.

Michael Biegler Der gebürtige Leichlinger bleibt sich treu - der 53 Jahre alte polnische Nationalcoach ist das enfant terrible der Trainerszene. Die betrat Michael Biegler 1990 als Assistent von Hade Schmitz beim TSV Bayer Dormagen, mit dem die beiden drei Jahre später als Finalist im EHF-Europapokal (24:20 und 20:26 gegen die Spanier von Teka Santander) den größten Erfolg der Vereinsgeschichte feierten.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort