Lokalsport Sommernachslauf: Rollstuhlfahrerin darf nicht starten

Neuss · Bettina Nowag sitzt im Rollstuhl. Das hält die Neusserin nicht von einem selbstbestimmten Leben ab, zu dem von Anfang an der Sport gehörte. Sie spielt Tischtennis, Basketball, Badminton, ja sogar Rugby - fast alles unter dem Dach der Turngemeinde (TG) Neuss. "Einer der wenigen Vereine im Umkreis, der überhaupt Rollstuhlsport anbietet", weiß sie. Darum hat es sie auch besonders hart getroffen, dass ihr ein Start beim Sommernachtslauf der TG am Samstag verweigert wird.

Für ihr Debüt hatte sich die Anhängerin des Fußball-Zweitligisten Fortuna Düsseldorf den (langsamen) Jedermann-Hobby-Lauf über fünf Kilometer ausgeguckt. Den Anforderungen sieht sie sich durchaus gewachsen. "Ich hab's ausprobiert und benötigte mit meinem Alltagsrollstuhl 34 Minuten." Auf die Strecke darf sie am Samstag aber trotzdem nicht. "Dass ich selbst vom Inklusionslauf ausgeschlossen werde, damit habe ich nicht gerechnet. Das tut weh!" TG-Geschäftsführer Klaus Ehren verweist indes auf die Regularien. Darin heißt es explizit: "Sperrige Gefährte, wie z.B. Kinderwagen, Handbikes, Rollstühle oder ähnliche sind aufgrund hoher Unfallgefahr, in der engen und kurvenreichen Streckenführung, leider nicht zugelassen." Es habe auch in der Vergangenheit immer mal wieder Anfragen von "Rolli-Fahrern" gegeben, fügt Ehren an, "aber das waren nie genug, um daraus einen Extralauf zu machen. Und alles andere wäre viel zu gefährlich." Das Angebot, am Schülerlauf über 1000 Meter teilzunehmen, lehnte die spürbar angepackte Rollstuhlsportlerin ab. "Ich hätte zwar mitfahren können, aber nicht überholen dürfen. Aber ich möchte ja Gas geben und mich mit meinen Freunden und Bekannten im Wettkampf messen." Dabei gehe es ihr vor allem ums Prinzip. "Wenn ich mir als Verein Inklusion auf die Fahne schreibe, muss das für alle gelten, nicht nur für geistig behinderte Menschen. Ich fühle mich in diesem Fall tatsächlich diskriminiert." Ihr Anliegen sei, die Gesellschaft für dieses Thema zu sensibilisieren, nicht Klaus Ehren oder die TG persönlich anzugreifen. "Was dort geleistet wird, ist große Klasse. Mir geht es nur um diese eine spezielle Sache." Ehren hat ihr angeboten, "sich darüber zu unterhalten, was wir im nächsten Jahr machen können. Wir grenzen hier keinen aus. Aber die Sicherheit geht vor."

(NGZ)
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