Lokalsport Sonntags demnächst fußballfrei?

Rhein-Kreis · Die Vereine im Kreis 5 können künftig die Anstoßzeiten flexibler gestalten

Die fußballfreie Zeit ist für Reinhold Dohmen wohl die stressigste des Jahres. Der Vorsitzende des Kreisfußballausschusses muss nicht nur unter der Berücksichtigung hunderter Sonderwünsche die Spielpläne der Kreisligen A, B und C erstellen, sondern sich bei der Arbeitstagung des Fußballkreises 5 Grevenbroich/Neuss auch für die manchmal mehr, manchmal deutlich weniger sinnvollen Entscheidungen des Fußballverbandes rechtfertigen. Da bildete die Sitzung am Montag mit den Vertretern aller 48 heimischen Vereine im Klubheim des SC Kapellen keine Ausnahme.

Eine zentrale Neuerung soll für flexiblere Anstoßzeiten sorgen. Ab nächstem Jahr sollen sich die Vereine bis zu vier Wochen vor einem Spiel auf eine Vorverlegung einigen können. Was das bewirken kann, sieht man im Kreis Mönchengladbach/Viersen, wo diese Regel schon gilt: Spielte die Borussia in der vergangenen Saison sonntags, fanden knapp 90 Prozent aller Spiele freitags oder samstags statt. Der Trend dürfte mit Blick auf die Bundesliga künftig also weg vom klassischen 15-Uhr-Sonntagsfußball gehen.

Eine heiß diskutierte Änderung betrifft die Sperre nach gelb-roten oder fünf gelben Karten. Die Sperrzeit betrug in der Vorsaison sieben Tage. Flog ein Spieler beispielsweise in einem vorgezogenen Freitagsspiel vom Platz oder hatte in der darauffolgenden Woche spielfrei, dann war er am nächsten regulären Spieltag wieder spielberechtigt. Dass diese Frist nun auf zehn Tage verlängert wurde statt den Spieler - wie es übrigens auch in den DFB-Regeln steht - ganz einfach für sein nächstes Spiel zu sperren, ist natürlich völlig sinnfrei. "Warum man die DFB-Regelung nicht einfach übernimmt, weiß ich nicht", sagte Dohmen.

Apropos Karten: In der Fair-Play-Wertung liegt der Fußballkreis im unteren Bereich. Problemkind ist weiterhin die Kreisliga B, die in der Liste der unfairsten Ligen des Niederrheins den drittletzten Rang belegt. In den beiden Gruppen wurden insgesamt 133 Platzverweise ausgesprochen, darunter 64 glatt Rote Karten.

Acht davon und damit die meisten gehen neben fünf gelb-roten Karten auf das Konto des SV Genclerbirligi, der sein schlechtes Image zudem mit zwei Prügel-Spielabbrüchen pflegte. Vorbildlich ist in dieser Hinsicht der SC Kapellen II, der jedes Spiel zu elft beendete und schon zum zweiten Mal in Folge mit dem Fairplay-Preis des Fußballverbandes Niederrhein belohnt wurde.

Allergisch reagierte Dohmen auf die Beschimpfungen, die wegen der Spielpläne im Internet von Vereinsvertretern in seine Richtung getätigt wurden: "Wenn man keine Ahnung von Spielplänen hat, ist das in Ordnung. Ich lade in diesem Fall jeden gerne ein, sich mit mir ins Wohnzimmer zu setzen und zehn Stunden lang Einteilungen und Spielpläne zu erstellen. Dafür müssen wir uns nicht als Idioten beschimpfen lassen. Wir konnten auch in diesem Jahr 99 Prozent aller Wünsche erfüllen." Kritik gab es zum Beispiel dafür, dass in der Kreisliga C, Gruppe 1 in Rasensport Horrem nur eine Erstvertretung spielt, in Gruppe 2 aber gleich sieben.

Während der künftige Wegfall der Gesichtskontrollen des Schiedsrichters vor dem Spiel allgemein begrüßt wurde, sorgte eine andere Entscheidung für Schmunzeln, die bis herunter in die Kreisliga C durchgeführt werden muss: Die Spieler beider Mannschaften dürfen künftig geschlossen auf dem Feld einmarschieren, sich gegenseitig und den Schiedsrichter per Handschlag begrüßen und sich damit kurz wie Bundesligastars fühlen. Dohmen:"Ich bin kein Psychologe und weiß nicht, ob es in den Geist übergeht, wenn sich zwei Hände berühren. Aber anscheinend hat das positive Auswirkungen."

(cpas)
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