Lokalsport Tennisvereine fühlen sich im "Verteilungskampf" benachteiligt

Rhein-Kreis · Vorsitzender Helmut Keck warnt auf der Mitgliederversammlung des Tenniskreises vor zukünftig starken finanziellen Belastungen.

 Drei Urgesteine des Tennis hierzulande: Kreisvorsitzender Helmut Keck ehrt Jürgen Müller und Lutz Steinhöfel (v.l.).

Drei Urgesteine des Tennis hierzulande: Kreisvorsitzender Helmut Keck ehrt Jürgen Müller und Lutz Steinhöfel (v.l.).

Foto: L. Berns

Tennis, sagt Helmut Keck, ist wieder im Aufwind. Mit dieser Meinung steht der Vorsitzende des Tenniskreises Neuss nicht alleine da. Für "sein" Gebiet kann er sie sogar mit Fakten belegen: "In vielen Vereinen steigen die Mitgliederzahlen wieder an, insbesondere die der Kinder und Jugendlichen."

34 Vereine sind im Tenniskreis zusammengeschlossen, "mit rund 8000 Mitgliedern sind wir nach Fußball weiterhin die zweitgrößte Sportart im Rhein-Kreis", sagt Keck. Rechnet man die in anderen Tenniskreisen aktiven Klubs aus Korschenbroich, Meerbusch und Dormagen hinzu, kommt man sogar auf 11.000 organisierte Tennisspieler.

Dennoch, sagt der Kreisvorsitzende, ist nicht alles eitel Sonnenschein in der Branche. Das eine Problem teilen die Tennisklubs mit den meisten Sportvereinen: "Die Bereitschaft, ein Ehrenamt im Tennissport zu übernehmen, ist stark rückläufig", weiß Keck nach zahlreichen Gesprächen mit Vereinsvorständen, die "händeringend nach ehrenamtlichen Mitarbeitern" suchen. Zur Linderung, wenn nicht zur Lösung des Problems empfiehlt er zweierlei: Die festen Vorstandsstrukturen zugunsten "projektbezogener Arbeiten" abzuschaffen. Und mehr vereinsübergreifend zusammen zu arbeiten: Vereine, empfiehlt Keck, sollten sich "zusammen tun, ohne zu fusionieren, um zum Beispiel einen gemeinsamen hauptamtlichen Geschäftsführer oder eine Kraft für das Sekretariat einzustellen."

Eine Vorgehensweise, die in den nächsten Jahren noch dringender werden könnte. Denn der Tenniskreis sieht auf seine Mitgliedsvereine zukünftig "starke finanzielle Belastungen" zukommen: "Einige Vereine werden in naher Zukunft deutliche Beitragserhöhungen nicht vermeiden können", prophezeit Helmut Keck. Schuld daran seien neben "drastisch gestiegenen Energiekosten" Sanierungs- und Investitionsmaßnahmen "an den in die Jahre gekommenen vereinseigenen Klubhäusern und Anlagen."

Und diese Maßnahmen müssten von den Tennisvereinen "im Gegensatz zu vielen anderen Sportarten" in Eigenregie finanziert werden. Keck sieht hierin "eine nicht zu übersehende Ungerechtigkeit zu Lasten der Tennisvereine." Das alte Argument, die Tennisvereine seien aufgrund der Einkommensverhältnisse ihrer Mitglieder finanziell belastbarer, kann er nicht mehr hören: "Das stimmt so nicht mehr, der Tennissport wird inzwischen von allen Bevölkerungsschichten ausgeübt." Doch Keck gibt sich keinen Illusionen hin: "Es ist kaum zu erwarten, dass die verschuldeten Kommunen uns durch Verzicht auf Pachterhöhungen oder höhere Zuschüsse für die Platzpflege unter die Arme greifen werden." Trotzdem empfiehlt er Politik und Verwaltung, weitere Sparmaßnahmen und Belastungen "gemeinsam mit Vereinen und Sportverbänden anzugehen statt ihnen solche aufzuzwingen."

Breiten Raum nahm auf der Mitgliederversammlung im Tennisheim der SG Zons auch die eventuelle Neugestaltung der Medensaison ein, die in einigen Bezirken (Rechter Niederrhein und Düsseldorf) über die Sommerferien hinweg bis Ende September dauert. "Die Meinungen darüber gehen stark auseinander", weiß Keck. Salomonisches Votum der Mitgliedsvereine: "Wir warten ab, welche Erfahrungen die anderen damit machen", sagt der Vorsitzende.

Geehrt wurden zwei Tennis-Urgesteine: Jürgen Müller ist seit 39 Jahren Vorstandsmitglied und seit drei Jahren Vorsitzender des TC Schwarz-Weiß Holzheim. Und Lutz Steinhöfel sein ein "Botschafter des Tennissports im Rhein-Kreis schlechthin", sagt Keck über den früheren "Mister Bundesliga" des TC Blau-Weiss Neuss. Mit seiner Auszeichnung wolle man dem Bundesliga-Rekordmeister den Rücken stärken auf dem Weg zurück in die Erstklassigkeit: "Ohne Sponsoren ist dieser Kraftakt nicht zu bewältigen. Doch wir brauchen ein solches Aushängeschild auch für den Breiten- und Nachwuchssport", sagt Keck. Schließlich soll es mit dem Tennissport weiter aufwärts gehen.

(NGZ)
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