Basketball TG Neuss spielt großartig auf - eine Demonstration der Stärke

Neuss · Wer bei Damen-Basketball überheblich die Nase rümpft, war definitiv noch nie zu Gast in der kleinen Sporthalle des Humboldt-Gymnasiums an der Weberstraße. Dort trägt Zweitligist TG Neuss seine Heimspiele aus - und sorgt dabei für Samstagabend-Unterhaltung de luxe. Das letzte Sahnestück: Gegen Eintracht Braunschweig gelang ein 91:63-Erfolg (Halbzeit 43:28).

 Vergebliche Mühe: Kita Waller (M.) war auch von Brittany Obi-Tabot (l.) und Veronika Slazyk nicht aufzuhalten.

Vergebliche Mühe: Kita Waller (M.) war auch von Brittany Obi-Tabot (l.) und Veronika Slazyk nicht aufzuhalten.

Foto: Andreas Woitschützke

Nun gehören die Mädels aus Niedersachsen nicht gerade zur Laufkundschaft, in der vergangenen Saison scheiterte das Team von Trainer Andreas Hundt als Neuling erst in den Aufstiegs-Play-offs an Rotenburg. Beide Mannschaften waren punktgleich ins Spiel gegangen, doch auf Augenhöhe begegneten sich die Tabellennachbarn im direkten Duell höchstens im ersten Viertel. Zunächst ging allerdings gar nichts: Neuss benötigte 2:32 Minuten bis zum ersten Korb durch Kita Waller, Braunschweig sogar 2:50 Minuten ("Dreier" Sade Jackson). Bezeichnenderweise waren es die Gastgeberinnen, die als erstes Team die Kurve kriegten. Dass sie sich trotz schon da überlegener Spielführung (14:8/7.; 18:10/8.) nicht abzusetzen vermochten, lag an ihrer Ungeduld und den daraus resultierenden Ballverlusten im Angriff. Bis zur zehnten Minute blieb Braunschweig im Spiel (20:17), dann zog Neuss unaufhaltsam davon. Gar nicht zu stoppen waren dabei Kita Waller, für die am Ende eines nahezu perfekten Vortrags 28 Punkte standen, und die famos auftrumpfende Nici Egert (24). Schade nur, dass die TG diesmal kein vollständiges Scouting zustande brachte, gut möglich nämlich, dass für eine von beiden ein höchst seltenes Triple-Double (zweistellige Werte in drei statistisch erfassten Kategorien) zu notieren gewesen wäre.

Weil an den Brettern auch Liz Horton (neun Punkte in der ersten Hälfte) im Duell mit Brittany Obi-Tabot die besseren Karten hatte, und die starke Hannah Wischnitzki im Verbund mit Nici Egert und der quasi omnipräsenten Kita Waller Eintracht-Spielmacherin Sade Jackson förmlich abkochte, konnten sich die Neusserinnen den Ausfall ihrer vom Gegner kalt gestellten Topscorerin Franzi Worthmann (erzielte ihre neun Punkte erst nach dem Seitenwechsel) ebenso locker leisten wie den in der Offensive ziemlich unauffälligen Auftritt von Jana Heinrich (7).

In der zweiten Hälfte kamen die zwar größentechnisch überlegenen, athletisch jedoch mindertalentierten Gäste endgültig unter die Räder. Schon nach 25 Minuten, als Nici Egert zum 53:33 traf, war die Partie entschieden. Dass sich Hannah Wischnitzki kurz darauf nach einem unsportlichen Foul an Sade Jackson mit ihrem vierten persönlichen Foul erst mal selbst aus dem Match nahm, blieb deshalb eine Randnotiz, weil der Kader der TG Neuss genug Alternativen bietet. In Vertretung der verletzten Paulina Körner übernahm Miriam Boulkheir das Kommando im Spielaufbau. Und wie: Zunächst sorgte die in der vergangenen Saison noch für die Rhein Girls in der U17-Bundesliga aktive 17-Jährige ganz maßgeblich dafür, dass Braunschweig die Pressverteidigung übers ganze Feld wegen totaler Erfolglosigkeit umgehend wieder einstellte, dann setzte sie den Ball gleich zweimal von jenseits der Drei-Punkte-Linie ins Netz.

Fünf Minuten vor Schluss traf Kita Waller per Dreier zum 84:46 - und TG-Trainerin Janina Pils bewies fortan, dass ihr die Nachwuchsarbeit wirklich am Herzen liegt. Nacheinander brachte sie alle zum Kader zählenden Rhein Girls. Schließlich stand Jana Heinrich mit Miriam Boulkheir sowie den erst 15 Jahre alten WNBL-Spielerinnen Lea Brückner, Karolin Tzokov und Ayla Faber auf dem Parkett. "Das haben sie sich einfach verdient", sagte die Trainerin. Für gute Stimmung sorgte außerdem, dass sich sowohl Ayla Faber (auf Zuspiel von Kita Waller zum 81:46) als auch Lea Brückner (per "Dreier" zum 91:63-Endstand) in den Spielberichtsbogen eintrugen.

Nach der insgesamt erstklassigen Leistung ihrer Mannschaft gab es für Janina Pils kaum Grund zur Kritik. Natürlich waren der 31-Jährigen gelegentliche Unzulänglichkeiten in der Offensive nicht verborgen geblieben. Doch diese in den Feierlichkeiten nach der Gala zu thematisieren, kam ihr nicht in den Sinn. Stattdessen brachte sie die Vorstellung ihrer Mannschaft lächelnd auf den Punkt: "Das war eine Demonstration der Stärke!" Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort