Lokalsport Top-Duelle en masse auf Top-Niveau

Neuss · Am Sonntag geht die deutsche Tennis-Bundesliga in ihre 45. Spielzeit seit 1972. Zum Auftakt trifft der mit zehn Titeln immer noch als Rekordmeister geführte TC Blau-Weiss Neuss an heimischer Jahnstraße auf den Gladbacher HTC.

Philipp Kohlschreiber, Nummer 26 der ATP-Weltrangliste, beim Gladbacher HTC. Alexander Zverev, beim Grand-Slam-Turnier in Wimbledon gerade in die zweite Runde eingezogen und als 28. mit 19 Jahren aktuell der jüngste Spieler in den Top 50, beim Rochusclub Düsseldorf. Florian Mayer, Nummer 80, beim TK Kurhaus Lambertz Aachen, Jan-Lennard Struff, Nummer 89, beim Deutschen Meister Blau-Weiß Halle. Deutsche Top-Spieler schätzen die deutsche Tennis-Bundesliga auch weiterhin - halten sich vertraglich aber offen, nicht jedes Match mitmachen zu müssen. Sie wollen flexibel bleiben für die Turniere, auf denen sie Punkte sammeln für die Weltrangliste - und für ihre Popularität.

Philipp Petzschner (TK Kurhaus Lambertz) genießt vor allem die Planungssicherheit. "In der Bundesliga hast du einfach deine Einsätze", sagt der Doppelspezialist mit zwei Grand-Slam-Titeln. "Darum ist die Bundesliga vor allem für die deutschen Spieler eine sehr, sehr wichtige Instanz." Dabei variieren die Honorare gewaltig, die Entlohnung reicht von 1000 Euro pro Einsatz bis zu 25.000 Euro pro Spiel.

Das Salz in der Suppe sind aber natürlich die Stars aus dem befreundeten Ausland. Für den bis heute wohl größten Coup sorgte vor fast anderthalb Jahrzehnten ausgerechnet der TC BW Neuss: Am 20. Juli 2003 feierte vor 1500 Zuschauern an der Jahnstraße am ersten Spieltag gegen Bamberg ein erst 17 Jahre alter spanischer Bengel sein Debüt. Seit seiner Unterschrift bei Blau-Weiss hatte sich Rafael Nadal um 150 Weltranglistenplätze verbessert, stand als 56. auf dem Sprung in die Weltklasse. Gegen Bambergs Giorgio Galimberti siegte Nadal 7:5, 6:2, Neuss war nach einem 7:2 sogar Tabellenführer, ließ den Jungstar hochleben. Dieser lief nur noch einmal für Blau-Weiß auf, besiegte am sechsten Spieltag in Oberhausen Albert Montanes 7:6, 6:2. Der Rest ist Geschichte: 22 Monate später gewann "Rafa" kurz nach seinem 19. Geburtstag erstmals die French Open. Das war im Übrigen schon einmal einem früheren Neusser gelungen, dem Brasilianer Gustavo Kuerten.

Aktuell baut etwa der TK GW Mannheim, den nicht wenige Experten ganz oben auf ihrem Tippzettel haben, auf seinen Spitzenspieler Dominic Thiem aus Österreich. Der 22-Jährige, in der ATP-Rangliste auf Platz acht vorgerückt, erreichte am Mittwoch in Wimbledon die zweiten Runde. In der Fortsetzung der am Vortag begonnenen Auftakt-Partie gegen Florian Mayer besiegte der "Ösi" den Deutschen nach Regenunterbrechungen in drei Sätzen mit 7:5, 6:4, und 6:4.

Die Fans des deutschen Oberhauses, dürfen sich, passend zum Liga-Slogan "Weltklasse im Club", auf viele Duelle von Top-Spielern freuen. Selbst Aufsteiger TC Bruckmühl-Feldkirchen hat im Luxemburger Gilles Müller (43.), im Spanier Pablo Carreño Busta (49.), im Franzosen Paul-Henri Mathieu (60.), im Bosnier Damir Dzumhur (82.) und im Brasilianer Rogério Dutra da Silva (101.) gleich fünf Top-100-Akteure unter Vertrag genommen. Der Gladbacher HTC, am Sonntag (11 Uhr) zu Gast in Neuss, hat sich im zweiten Jahr nach dem Aufstieg nicht nur mit Deutschlands Nummer eins Philipp Kohlschreiber vom Vize-Meister Kurhaus Aachen verstärkt, sondern seinen Kader auch noch mit starken Leuten wie dem Spanier Daniel Gimeno-Traver (TC BW Halle) kräftig aufgehübscht.

"Die Liga ist so ausgeglichen wie nie", sagt Olaf Merkel, Teamchef des als Geheimfavorit gehandelten HTC Blau-Weiß Krefeld. "Vieles wird natürlich von den Aufstellungen abhängen", ergänzt er. "Aber jeder Verein, der seine besten vier Spieler aufbietet, kann den jeweiligen Gegner schlagen." Die Krefelder, im Vorjahr starker Vierter, werden deshalb hochgehandelt, weil sie in der Breite außerordentlich gut aufgestellt sind und an den hinteren Positionen in Pablo Galdon und Ruben Ramirez Hidalgo über echte Bundesliga-Spezialisten verfügen. Das Spitzenquartett Guido Pella (Argentinien), Paolo Lorenzi (Italien), Inigo Cervantes (Spanier) und Horacio Zeballos gehört den Top 100 an.

(NGZ)
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