Handball TVK bringt Erstligisten ins Schwitzen

Korschenbroich · Noch sieben Minuten vor Schluss lag der Handball-Drittligist in der mit 655 Zuschauern ausverkauften Waldsporthalle gegen Hannover-Burgdorf vorne. Am Ende zog der Bundesligist mit einem 34:30-Sieg in Runde zwei des DHB-Pokals ein.

 Und wieder ist ein Korschenbroicher enteilt: Die Hannoveraner Joakim Hykkerud, Csaba Szücs und Kai Häfner (v.l.) können nur zuschauen, wie Christoph Gelbke vor prächtiger Kulisse eines seiner zwei Tore erzielt.

Und wieder ist ein Korschenbroicher enteilt: Die Hannoveraner Joakim Hykkerud, Csaba Szücs und Kai Häfner (v.l.) können nur zuschauen, wie Christoph Gelbke vor prächtiger Kulisse eines seiner zwei Tore erzielt.

Foto: Lothar Berns

Als Ansporn für zukünftige Großtaten trägt Christopher Nordmeyer eine Uhr mit dem Wappen des mehrfachen Champions-League-Siegers FC Barcelona am Handgelenk. Und weil der Trainer des Handball-Bundesligisten TSV Hannover-Burgdorf den großartigen Vortrag des Drittligisten TV Korschenbroich bei dessen 30:34-Niederlage (Halbzeit 15:16) in der ersten Runde des DHB-Pokals angemessen würdigen wollte, versprach er den Hausherren schmunzelnd: "Wenn wir gegen Barcelona spielen, lade ich die ganze Korschenbroicher Mannschaft ein."

Damit dürfte es, "nimmt man unsere Leistung in Korschenbroich zum Maßstab", freilich noch etwas dauern, bekannte selbst Nordmeyer. Mit dem Hinweis auf den äußerst sparsamen Auftritt seiner Schützlinge in der mit 655 Zuschauern ausverkauften Waldsporthalle sowie auf die verletzungsbedingten Ausfälle von Nationalspieler Sven-Sören Christophersen, Jan Fiete Buschmann, Torge Johannsen, Vasko Sevaljevic und Rúnar Kárason wollte er den Beitrag des Außenseiters am höchst unterhaltsamen Pokal-Abend indes keineswegs schmälern. Sein schonungslos ehrliches Fazit: "Ich bin froh, dass wir hier gewonnen haben. Korschenbroich hat uns im Angriff immer wieder vor Probleme gestellt, die wir nicht lösen konnten. Man hat hier keinen Klassenunterschied gesehen."

Ende der ersten Hälfte spielte der TVK - mit der Betonung auf spielte - den sichtlich irritierten Erstligisten förmlich an die Wand. Trotz einer Auszeit Nordmeyers zogen die Gastgeber, auch gestützt auf einen starken Almantas Savonis im Tor, von 9:9 (16.) auf 14:9 (23.) davon. Das Publikum tobte. Wer weiß was passiert wäre, hätten Hannover nicht die anschließende Schwächeperiode der Gäste bis zur Pause genutzt, um sich doch noch mit einer 16:15-Führung in die Kabine zu retten. TVK-Coach Ronny Rogawska verbuchte diese Phase als Lernprozess: "Dass wir diesen Vorsprung weggegeben haben, ist ganz normal für so eine junge Truppe."

Der Drittligist, bei dem sich am Kreis der sechsmal erfolgreiche Marcel Görden selbst im "Land der Giganten" (Mait Patrail - zwei Meter, 102 kg; Juan "El Toro" Andreu - 1,97 Meter, 118 kg; Csaba Szücs - 2,03 Meter, 105 kg; Joakim Hykkerud - 1,90 Meter, 110 kg) zu behaupten wusste, verzagte auch nicht, als der Kontrahent um Nationalspieler Kai Häfner im Verlauf der zweiten 30 Minuten auf 20:16 (36.) davonzog.

Mit mächtigen "Fackeln" aus dem Rückraum sorgten der lange verletzte und nur 1,82 Meter große Michel Mantsch (acht Treffer) und der erst 18 Jahre alte Henrik Schiffmann (5) dafür, dass der TVK nicht nur aufschloss (22:22/43.), sondern sogar erneut in Front zog (25:24/47.). Sieben Minuten vor dem Ende hieß es nach dem Treffer von Nicolai Zidorn 28:27 für Korschenbroich. Die Sensation schien zum Greifen nah.

Doch nun wurde die bessere Physis der Profis zum Faktor: Mait Patrail glich aus (28:28/54.), auf der anderen Seite scheiterte Tom Wolf mit seinem Siebenmeter an Nationaltorhüter Martin Ziemer. Der Norweger Joakim Hykkerud brachte Burgdorf daraufhin zum ersten Mal seit dem 24:23 (45.) wieder in Führung (29:28/55.). Pech für den Underdog, dass die nächsten beiden Angriffsaktionen an der Latte (Görden/55.) und am Pfosten (Gelbke/56.) endeten, so dass die Niedersachsen nach Treffern von Hykkerud per Tempogegenstoß (30:28/55.) und Timo Kastening - der U20-Europameister war mit zwölf Treffern bester Torschütze der Partie - plötzlich mit 31:28 (57.) vorne lagen. Als dann auch noch Mansch aus der zweiten Reihe in Ziemer seinen Meister fand (58.) und Lars Lehnhoff im Gegenzug auf 32:28 (58.) erhöhte, war es um die wackeren Gastgeber geschehen. Die offene Manndeckung zeigte, dass der TVK bis zum Schluss um sein Glück kämpfte, Einfluss auf den Spielausgang hatte sie allerdings nicht mehr.

Rogawska war trotzdem mit Recht stolz auf seine Mannschaft: "Wir haben das typische Korschenbroicher Spiel gezeigt: Hinten gut stehen, vorne einfache Tore erzielen - das haben die Jungs sensationell umgesetzt." Entscheidend sei wohl gewesen, fügte sein Kollege an, "dass wir am Schluss die größeren Wechselmöglichkeiten hatten".

(NGZ)
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