Lokalsport TVK-Schüler müssen noch viel lernen

Korschenbroich · 3. Handball-Liga West: TV Korschenbroich fehlt bei unnötiger 24:26-Niederlage gegen den OHV Aurich die Geduld.

 Kein Durchkommen: Steffen Brinkhues versucht sich vergeblich gegen die kompakte Auricher Deckung.

Kein Durchkommen: Steffen Brinkhues versucht sich vergeblich gegen die kompakte Auricher Deckung.

Foto: Marianne Müller

Kai Faltin ist nicht nur Manager beim TV Korschenbroich, sondern im Hauptberuf Lehrer an einer Sonderschule. Vielleicht sollte er in den kommenden Wochen einiges aus seiner beruflichen Erfahrung ins Training des Handball-Drittligisten einbringen. Denn der führt sich streckenweise auf wie eine Schulklasse: Fähig- und Fertigkeiten sind durchaus vorhanden, doch es fehlt an Geduld und Disziplin.

Und ohne diese Eigenschaften lässt sich ein Handballspiel nur schwer gewinnen. Das bekamen die Korschenbroicher bei ihrer zweiten Heimniederlage, dem 24:26 (Halbzeit 11:12) gegen den OHV Aurich, eindrucksvoll vor Augen geführt. Denn von der Spielanlage her waren die Hausherren keineswegs schlechter als die nach einjährigem Gastspiel in der Nordgruppe wieder in den Handball-Westen versetzten Ostfriesen.

Im Gegenteil: Was die jungen Wilden von Trainer Ronny Rogawska da aufziehen, ist durchaus gefällig, mitunter sogar schön anzusehen. Denn bei ihnen wird Handball "gespielt" und nicht wie bei vielen Drittligisten gearbeitet. Doch darüber vergessen sie den eigentlichen Sinn und Zweck, den ihre Sportart nun einmal hat: (mindestens) ein Tor mehr zu erzielen als der Gegner.

Vielleicht wollen sie das auch allzu sehr. "Wir haben viel zu überhastet abgeschlossen, viele gute bis sehr gute Chancen nicht genutzt", lautete der Haupteintrag des Trainers auf seiner Mängelliste. Allein 16 Mal scheiterten sie an Torhüter Frederick Möhlmann, der sich für seine Paraden nicht einmal besonders anstrengen musste - die Würfe waren nicht platziert genug, weil sie vielfach viel zu früh von den Rückraumspielern "genommen" wurden, ohne dass zuvor eine zwingende Wurfsituation herausgespielt worden wäre. Was, das sei zur Ehrenrettung gesagt, gegen eine kompakte Deckungsformation wie die der Auricher auch nicht so einfach ist. Gerade dann braucht es jedoch Geduld, braucht es Ruhe und Abgeklärtheit. Die besitzen im blutjungen Kader maximal zwei Akteure, doch die, Philip Schneider (Kreis) und Max Jäger (Tor), stehen nicht auf den Positionen, um ein Spiel zu lenken und zu beeinflussen.

Auf der anderen Seite vergaßen sie das Zupacken in der Deckung, ließen ihre Torhüter allzu oft im Stich, so dass Max Jäger nach starkem Beginn (fünf Paraden in den ersten zwölf Minuten) abbaute und eigentlich schon früher hätte ausgewechselt werden müssen als eine Viertelstunde vor Schluss. Rogawska freilich war mit der Defensive gar nicht mal so unzufrieden: "Mit 26 Gegentoren kann ich leben, wir müssen nur mehr werfen."

Eine einfache Rechnung. Dabei hatte es eigentlich gut begonnen vor 368 Zuschauern in der Waldsporthalle: 8:5 führte der TVK nach zwölf Minuten. Dann tat Rogawska etwas, was er besser hätte bleiben lassen: Ohne Not riss er die durchaus überzeugende Angriffsformation auseinander, ersetzte den bis dahin drei Mal erfolgreichen Nicolai Zidorn durch Steffen Brinkhues. Vielleicht ist der Däne nach der gähnenden Leere, die in der vergangenen Saison auf seiner Bank herrschte, mit der Fülle an Wechselmöglichkeiten - 14 Mann auf dem Spielbericht - ein wenig überfordert. Seine Argumentation: "Ich möchte den Jungs möglichst gleiche Spielanteile geben", deutet darauf hin.

Am Samstag war das doppelt fatal: Elf Minuten blieben die Hausherren nach dem 8:5-Zwischenstand ohne Tor. Und Nicolai Zidorn vermochte nach seiner Wieder-Einwechslung nicht mehr an die Leistung der Anfangsminuten anzuknüpfen. Die gewohnt unsouveräne Spielleitung der Unparteiischen Tobias Marx und Falko Pühler tat ein Übriges, um die TVK-Youngster zu verunsichern. Doch damit werden sie wie alle Drittligisten leben müssen - auch in dieser Hinsicht könnte pädagogisches Geschick weiterhelfen. Kai Faltin und Ronny Rogawska tragen freilich nicht unbedingt zu größerer Ruhe bei, im Gegenteil. Dabei können gute Vorbilder in der Erziehung sicher nicht schaden.

(NGZ)
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