Lokalsport Voltigierer freuen sich aufs "Wohnzimmer"

Aachen. · Beim CHIO sind die Voltigierer des RSV Grimlinghausen Stammgast - und schafften auch in diesem Jahr überraschend die Qualifikation für das heute beginnende Weltfest des Pferdesports. Für Jannika Derks geht es morgen ums EM-Ticket.

 Mit einer starken Leistung beim Sichtungsturnier in Krumke qualifizierte sich der RSV Grimlinghausen überraschend für den CHIO in Aachen.

Mit einer starken Leistung beim Sichtungsturnier in Krumke qualifizierte sich der RSV Grimlinghausen überraschend für den CHIO in Aachen.

Foto: Daniel Kaiser

Am heutigen Freitag beginnt in Aachen das prestigeträchtigste Voltigierturnier der Welt. An drei Wettkampftagen misst sich die internationale Spitze beim CHIO in der Soers. Dass das Neusser Voltigierteam mitmischen darf, ist angesichts des bisherigen Saisonverlaufs keine Selbstverständlichkeit.

Erst vor zwei Wochen beim internationalen Turnier in Krumke waren die von Verletzungen geschwächten Voltigierer mit Unterstützung ihres reaktivierten ehemaligen Teammitglieds Pauline Riedl wieder so richtig in Schwung gekommen und kämpften sich - sogar zur Überraschung von Bundestrainerin Ulla Ramge - zurück in die nationale Spitze. Nur knapp mussten die Pferdeakrobaten der Landesverbands-Konkurrenz vom Voltigierverein Köln-Dünnwald den Vortritt lassen und damit auch die Teilnahme an der Europameisterschaft Anfang August im österreichischen Ebreichsdorf streichen. Da die Schützlinge von Longenführerin und Trainerin Elisabeth Simon aber den RV Fredenbeck mit deutlichem Abstand hinter sich ließen, qualifizierten sie sich als eines von zwei deutschen Teams zumindest für das prestigeträchtige Saisonhighlight: den CHIO Aachen.

Heute ab 12 Uhr starten die Gruppen mit der Pflicht, Samstag folgt die Kür, am Sonntag schließlich der Nationenpreis. Neben Köln ist im Normal-Umlauf vertreten: 2 mal Österreich, 1 mal Dänemerk, 1mal Großbritannien, 1 mal Italien, 2 mal Russland, 1mal Schweden. Mittendrin das Team aus Neuss, das beim erneuten Aufeinandertreffen mit Köln rein vom psychologischen Aspekt nur gewinnen kann. Denn liegt erneut die Mannschaft von Ex-Weltmeister Patric Looser am Ende in Front, unterstreicht sie die Nominierungsentscheidung des Bundestrainerteams. Der Erwartungsdruck ist somit auf der Seite der Neusser Konkurrenz.

Ein Sieg der extrem jungen Gruppe vom Nixhof wird weder von den eigenen Coaches, noch von Ramge und Co. erwartet. Chancenlos sind die RSV-Athleten aber keineswegs. Denn das ehrwürdige Gelände und die Albert-Vahle-Halle sind seit vielen Jahren sprichwörtlich das "Wohnzimmer" der Neusser. Im Jahr 2006 gelang der legendäre Sieg bei den Weltreiterspielen. Von 2009 bis 2014 stand immer die Mannschaft der damaligen Chef-Trainerin Jessica Lichtenberg auf dem obersten CHIO-Podest. 2015 krönte sich die Equipe mit dem Titel bei der Europameisterschaft. Zahlreiche Fans freuen sich auch in diesem Jahr ganz besonders auf ihre Lieblinge vom Niederrhein und Vierbeiner Delia FRH. Eines steht fest: Wenn Neuss einläuft, wird der Kessel beben.

Um mehr als nur Prestige geht es für Janika Derks. Die Spitzen-Voltigiererin hat es wie schon im Vorjahr zum traditionellen Showdown in Aachen geschafft. Das von Ramge vorgegebene System sieht einen unmittelbaren Vergleich der vier besten Einzelvoltigiererinnen vor, bei dem am Ende nur drei Athletinnen das Ticket für die EM in Ebreichsdorf erhalten. Derks, die mit ihren internationalen Siegen in Ermelo und Krumke derzeit zweifelsohne als nationale Nummer eins bezeichnet werden darf, tritt mit ihrem Pferd Auxerre (ebenfalls longiert von Elisabeth Simon) erneut gegen Vize-Weltmeisterin und CHIO-Vorjahressiegerin Kristina Boe an. Gemeinsam mit der Hamburgerin gilt Derks - sollte sie ihre bisherigen Leistungen annähernd bestätigen - als nahezu gesetzt für Österreich.

Ebenfalls im Rennen um einen Startplatz sind Sarah Kay aus Münster, die sich 2012 letztmalig für ein Chamionat qualifiziert hatte, sowie Corinna Knauf aus Köln, die Vize-Europameisterin von 2015. Derks kann in Aachen allerdings nicht ihr ganzes Können zeigen. Aufgrund von leichten Fuß-Problemen wird sie ihren gestreckten Salto-Abgang in der Kür noch nicht springen. "Wir gehen auf Nummer sicher und haben dann bei einer möglichen Championats-Nominierung noch Luft nach oben", erklärt Trainerin Jessica Lichtenberg.

Auf ein besonderes Highlight dürfen sich die Neusser Fans am Sonntag freuen. Dann nämlich wird der Nationenpreis live im WDR bei "Sport im Westen" übertragen (15.45 - 17.30 Uhr) - moderiert von Sportkommentatorin Okka Gundel sowie Jessica Lichtenberg als Expertin. Die zweifache Mutter wechselt erstmals aus dem Zirkel in die Moderatoren-Kabine und wird Hintergrundinformationen zu den Athleten geben, die sich für das Highlight des CHIO qualifizieren. Neben den beiden deutschen Vertretungen, deren Besetzung Bundestrainerin Ramge erst im Laufe des CHIO bekanntgeben wird, gilt die Mannschaft aus Italien als Mitfavorit.

(daka)
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