Lokalsport Yacht Club Novesia will in die Bundesliga

Neuss · Die Neusser Segler mit Heimathafen Grimlinghausen stellen sich an der Flensburger Förde den rund 60 Konkurrenten.

Segeln hat in Neuss durchaus Tradition. Den Yacht Club Novesia gibt es bereits seit 1959, und fast genauso lange ist der Sporthafen bei Grimlinghausen, mit Einfahrt im Rheinbogen zwischen den Stromkilometern 735 und 736 unmittelbar neben der Erftmündung, seine Heimat. Hier wurden sogar schon Europameister gefeiert: 1963 holte Hans Deuß in der Olympiajolle, kurz O-Jolle genannt, den kontinentalen Titel. Für Steuermann Christian Greving (45) und seine Crew ging es fürs Erste auch eine Nummer kleiner: Im an der Flensburger Förde gelegenen Ostsee-Urlaubsstädtchen Glücksburg würden sie sich in den Rennen vom 9. bis 11. Oktober gerne für die 2. Segel-Bundesliga qualifizieren.

Diesen Vereinswettbewerb unter dem Dach des Deutschen Segler-Verbandes gibt es erst seit 2013, die 2. Liga mit ebenfalls 18 Klubs kam ein Jahr später dazu. Der Clou des vor zwei Jahren vom Hamburger Unternehmen "Konzeptwerft" erdachten Liga-Events: Jeweils sechs baugleiche Boote mit exakt gleicher Trimmung fahren bei jeder Bundesliga-Regatta gegeneinander. Die absolute Vergleichbarkeit der Boote ist nicht nur für die zwingend aus dem Lager der Amateure kommenden Segler, sondern auch für das Publikum interessant. Wer vorne ist, ist Erster. Die Zweitligisten segeln auf B/One Kielbooten, das Oberhaus verwendet den Typ J/70. Und: Die rund 45.000 Euro teuren Boote werden von der Liga gestellt. "Für uns als Verein bleibt nur die Startgebühr von 300 Euro", sagt Greving, "Das zeigt, dass das oft als Elite-Sport verschriene Segeln gar nicht so teuer ist." Die sportliche Qualifikation ist freilich knüppelhart, haben sich für die Regatta in Glücksburg doch fast 60 Vereine eingeschrieben - für gerade mal sechs Startplätze in Liga zwei. Greving ist Realist, wäre darum bereits mit einer Platzierung im oberen Drittel zufrieden. Jedoch: "Es sind sechs Plätze zu vergeben, irgendeiner muss am Ende ja oben stehe. Warum nicht wir?!"

Im Vergleich zur Konkurrenz aus Nord- und Süddeutschland haben die Vereine aus dem Rheinland indes mit einem klaren Standortnachteil zu kämpfen. Der Rhein taugt als Trainingsquartier nur bedingt. Für die relativ kurze Strecke vom Sporthafen bis zur Fleher Brücke etwa benötige der gemeine Segler rheinaufwärts auch schon mal eine gute Stunde, erklärt Greving. Selbst Fußgänger sind schneller.

Darum trainiert die Bundesliga-Truppe des YCNo zusätzlich zur Donnerstagseinheit vor der Haustür einmal im Monat im IJsselmeer an der holländischen Küste. Im Boot sitzen neben dem Neusser Christian Greving, der zusätzlich auch als Teammanager fungiert, Großsegel-Trimmer Andreas Hamacher aus Grevenbroich und Vorsegel-Trimmer Tobias Mattheisen (Hoisten) sowie im Wechsel die Bugmänner Klaus Fischer und Frank Schimkat (beide Rommerskichen). Alles keine Über-Athleten, aber darauf komme es bei ihrem Sport sowieso nicht in erster Linie an, betont Christian Greving grinsend. "Erfahrung und Gewicht sind wichtig."

Wie außergewöhnlich für den Yacht Club Novesia der Sprung ins Unterhaus der Bundesliga wäre, zeigt der Blick auf die 17 Gründungsmitglieder der Ersten Liga. Das Bundesland Nordrhein-Westfalen stellte im Segel-Club Hattingen, dessen Quartier der Kemnader See im Ruhrgebiet ist, und dem Segelklub Bayer Uerdingen mit seinem Segelzentrum am Elfrather See nur zwei Vereine. Im Vorjahr sicherte sich der Norddeutsche Regatta Verein aus Hamburg den Titel. Für Greving ist darum klar: "Klappt es nicht mit dem Aufstieg, ist die Quali im nächsten Jahr wieder das Ziel."

(NGZ)
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