Apollo-Varieté Coole Nummer: Showtime auf Berliner Art

Neuss · Wenn die Moderatorin "Chantall" mit Doppel-L buchstabiert und sich die Speisekarte mit der Vorspeise "Brandenburger Tor" und dem Hauptgang "Checkpoint Charly" liest wie ein Reiseführer, dann ist klar, wo das Apollo-Varieté mit seinem neuen Programm angekommen ist. Nach Metropolen wie Wien, Rom oder Shanghai gibt bis zum 9. Juli Berlin in Düsseldorf den Ton an.

 Sven Böker und Vanessa Baier, beide 24 Jahre alt, haben sich auf der Artistenschule in Berlin kennengelernt. Am Flügel: Katja Friedenberg.

Sven Böker und Vanessa Baier, beide 24 Jahre alt, haben sich auf der Artistenschule in Berlin kennengelernt. Am Flügel: Katja Friedenberg.

Foto: ki-

"Berlin - Wie hast du dir verändert!" heißt die Show, die - das schon vorab - viel cooler, frecher und verrückter daherkommt als der passende Werbeflyer mit dem üblichen Berlin-Gedönse von Ampelmännchen bis Siegessäule vermuten lässt. Moderatorin Chantall führt mit der schon sprichwörtlichen Berliner Schnauze durchs Programm "unvergleichlich, charmant, frech und gutaussehend", wie sie es - absolut zu Recht natürlich - von sich selbst behauptet. Ein genialer Auftritt zwischen schräg und schön, verrucht und verrückt, eben irgendwie Berlin. An ihrer Seite: Pantomime Klaus Loch alias Herr Riesling, Komiker der Extraklasse, der ohne Worte sein Publikum berührt, vor allem aber laut und lauter lachen lässt. Eine Spitzennummer: Sein Tanz mit einem scheinbar mit Gas gefüllten Ballon, der ihn über die Bühne "schweben" lässt.

Im Kontrast dazu, ganz leise: Sandmalerin Alla Denisova, die auf - auf eine große Leinwand projiziert - mit ein paar Händen voll Sand ganze Geschichten erzählt. Und: Sven Böker und Vanessa Baier von der Artistenschule in Berlin mit Handstand-Equilibristik, die nicht nur durch Kraft und Körperbeherrschung, sondern auch mit Anmut und Erotik fasziniert.

Und was gehört noch zu einer Metropole wie Berlin? Tempo, Geschwindigkeit, Bewegung. Dafür stehen auf der Apollo-Bühne drei junge Russen mit einer tollen Jonglage-Nummer, das Duo Isaev mit Rollschuhakrobatik im Hochgeschwindigkeitsmodus und vor allem die Brüder Karpovich mit ihrem Schleuderbrett. Damit katapultieren sich die beiden so hoch hinaus, dass mancher sie schon im Scheinwerfergewirr an der Decke hängen sieht.

Mehrfache Salti und andere riskante Figuren - solche tollkühnen "Flieger" hatte das Apollo noch nicht oft zu bieten. Dass "Berlin" eines der besten Apollo-Programme der vergangenen Jahre ist, hat Roncalli-Chef Bernhard Paul neben den Artisten aber auch Katja Friedenberg ("Voice of Germany", "Sing meinen Song") zu verdanken. Mit Lindenberg, Westernhagen & Co. liefert sie den coolen Soundtrack für eine coole Show. Das Promi-Publikum bei der Premiere riss sie beim Schlussapplaus locker von den Stühlen. Da wurde plötzlich zwischen den Tischen getanzt. Chapeau!

Von Frank Kirschstein

(NGZ)
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