Clemens-Sels-Museum Faustkeil Fund verlängert Stadtgeschichte

Neuss · Ein Messer aus der Altsteinzeit war immer das älteste Stück in der Sammlung des Clemens-Sels-Museums. Bis gestern. Ab heute kann das Haus nämlich zwei Faustkeile zeigen, die die Stadtgeschichte nach Überzeugung des Historikers Carl Pause um einige zehntausend Jahre in die graue Vorzeit verlängern. "Verloren gegangen" waren sie dem "Homo neanderthalensis", dem Neandertaler, der auf seinen Streifzügen auch im heutigen Holzheim unterwegs war.

 Carl Pause vom Clemens-Sels-Museum dankte den Hobby-Archäologen Heinz Höffges, Frank Amerkamp und Johannes Krings (v.l.), die dem Museum die Neandertaler-Faustkeile überlassen. Diese wurden in Holzheim gefunden.

Carl Pause vom Clemens-Sels-Museum dankte den Hobby-Archäologen Heinz Höffges, Frank Amerkamp und Johannes Krings (v.l.), die dem Museum die Neandertaler-Faustkeile überlassen. Diese wurden in Holzheim gefunden.

Foto: Woi

Ein Messer aus der Altsteinzeit war immer das älteste Stück in der Sammlung des Clemens-Sels-Museums. Bis gestern. Ab heute kann das Haus nämlich zwei Faustkeile zeigen, die die Stadtgeschichte nach Überzeugung des Historikers Carl Pause um einige zehntausend Jahre in die graue Vorzeit verlängern. "Verloren gegangen" waren sie dem "Homo neanderthalensis", dem Neandertaler, der auf seinen Streifzügen auch im heutigen Holzheim unterwegs war.

Gefunden wurden sie von Heinz Höffges, der ein - leider beschädigtes - Exemplar in der Nähe des Friedhofes aufklaubte, sowie von Frank Amerkamp und Johannes Krings. Ihre Fundgeschichte ist eine mit etlichen "hättes" und "wäres": Hätte der Landwirt Krings nämlich am 24. September 2013 nicht Gerste gesät, dann hätte ihn nicht sein Freund Amerkamp besucht, dem dann auch nicht jener komische Stein in der Furche aufgefallen wäre.

Und hätte er den nicht aufgehoben und ausgerechnet seinem Freund aus der Archäologiewerkstatt im Heimatverein Holzheim gezeigt, hätte der mit geschultem Blick nicht die Besonderheit des Fundes erkennen können. So aber wurde der Fund fachgerecht gesichert und ein Jahr später bei einer kleinen Ausstellung der Archäologiewerkstatt Erich Claßen vom Landesamt für Bodendenkmalpflege präsentiert. Wieder ein Jahr später - so lange schwiegen alle Beteiligten wie ein Grab über den Fund - war dessen Annahme wissenschaftlich bestätigte Gewissheit: Die Faustkeile sind die ältesten menschlichen Werkzeuge, die je in Neuss gefunden wurden, und dem Neandertaler zuzuordnen.

Die Faustkeile, die 300.000 oder auch "nur" 50.000 Jahre alt sein können, sind der erste Fund aus dieser Zeit im Rhein-Kreis, berichtet Bernd Gerigk, Leiter der zwölfköpfigen Archäologiewerkstatt. Für ihn bleibt Claßens Besuch der Holzheimer auch in der Rückschau "eine Nacht der Überraschungen". Denn der machte unter den Fundstücken von Holzheimer Äckern auch zwei Steinbeile aus der Jungsteinzeit aus, die zurzeit in Detmold ausgestellt sind und demnächst im Archäologiemuseum Herne zu sehen sein werden.

Christoph Kleinau

(NGZ)
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