Vesuv Von Neuss Held der entrechteten Raucher

Neuss · Es war ein lauer Frühlingsabend im April 2014, als sich die Tür des Uerige-Treff in Mülheim öffnete und sich eine Nacht anbahnte, von der die Raucher in der Ruhrgebietsstadt heute noch schwärmen. Herein trat Herbert Napp, Vesuv von Neuss, Held der entrechteten Raucher. "Der ist klasse", sagt Wirt Uwe Mühlenfeld noch heute über die Begegnung, die bis in die frühen Morgenstunden dauerte, mit rauer Raucherstimme. Bei einer Tour mit Stadtoberhäuptern des Städtetags hatte sich Napp eine Wunde am Finger zugezogen.

 Wirt Uwe Mühlenfeld mit dem NGZ-Artikel über die erste Begegnung mit dem Raucher Herbert Napp. Heute bleibt die Fluppe in seiner Kneipe aus.

Wirt Uwe Mühlenfeld mit dem NGZ-Artikel über die erste Begegnung mit dem Raucher Herbert Napp. Heute bleibt die Fluppe in seiner Kneipe aus.

Foto: angr

Es war ein lauer Frühlingsabend im April 2014, als sich die Tür des Uerige-Treff in Mülheim öffnete und sich eine Nacht anbahnte, von der die Raucher in der Ruhrgebietsstadt heute noch schwärmen. Herein trat Herbert Napp, Vesuv von Neuss, Held der entrechteten Raucher. "Der ist klasse", sagt Wirt Uwe Mühlenfeld noch heute über die Begegnung, die bis in die frühen Morgenstunden dauerte, mit rauer Raucherstimme. Bei einer Tour mit Stadtoberhäuptern des Städtetags hatte sich Napp eine Wunde am Finger zugezogen.

Die ließ er im evangelischen Krankenhaus Mülheim verarzten. Sein Begleiter, Hagens damaliger Oberbürgermeister Jörg Dehm, zog es vor, in der Kneipe gegenüber bei einem Alt auf Napp zu warten. Als der Verarztete ihm folgte, die Tür öffnete, brandete großer Jubel auf: "Herbert, dass du uns mal besuchst!", rief Mühlenfeld. Die Wände waren verziert mit Zeitungsartikeln des Vesuvs von Neuss. Mühlenfeld führte damals den Kampf der Raucher gegen den Nichtraucherschutz in Kneipen. Grüne hatten lange bei ihm Hausverbot.

Napp schrieb Autogramme auf Devotionalien und Zigaretten-Packungen. Als die Gäste nach und nach gingen, schloss Mühlenfeld die Tür ab - und es wurde hemmungslos in geschlossener Gesellschaft gequarzt an Tisch zwei. Bis heute zum letzten Mal in Mühlenfelds Gaststätte. "Ich fand es so klasse, dass einer wie Napp den Mut hat, in seinem Amtszimmer weiter zu rauchen", sagt Mühlenfeld. "Davon gibt es zu wenige. Die meisten interessiert doch ihr Geschwätz von gestern nicht mehr." Heute stehen die Aschenbecher gestapelt in der Ecke, das Hausverbot für Grüne ist aufgehoben, vor der Tür steht ein Raucherzelt mit Heizpilz.

Wo früher Napps Fan-Artikel hingen, klebt heute ein Plakat mit der Ankündigung "Frische Muscheln!" Zuhause darf Mühlenfeld nicht rauchen, in seiner Kneipe auch nicht. Er hat aufgegeben, Napp aber nicht. Was bleibt, ist die Erinnerung an eine magische Rauchernacht an Tisch zwei. angr

(NGZ)
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