"korschenbroich Liest" In St. Andreas Musikalisch-literarische Reise zur Sonne

Grevenbroich · Wir befinden uns in der dunklen Jahreszeit. Da wächst Sehnsucht nach Licht. Und schon sind wir bei der Sonne, dem seit Milliarden Jahren unser Planetensystem erhaltenden Stern. Seit jeher wird der Sonne hymnische Verehrung zuteil, aber auch Furcht vor ihrer Schadensmacht. Da begaben sich der Korschenbroicher Kantor Martin, der mit Nachnamen "Sonne" heißt, und die Journalistin Rita Mielke auf eine musikalisch-literarische Reise zum Licht des Lebens.

 Sonne zu tanken, war bei der Veranstaltung auf der Orgelempore von St. Andreas angesagt.

Sonne zu tanken, war bei der Veranstaltung auf der Orgelempore von St. Andreas angesagt.

Foto: Küsters

Wir befinden uns in der dunklen Jahreszeit. Da wächst Sehnsucht nach Licht. Und schon sind wir bei der Sonne, dem seit Milliarden Jahren unser Planetensystem erhaltenden Stern. Seit jeher wird der Sonne hymnische Verehrung zuteil, aber auch Furcht vor ihrer Schadensmacht. Da begaben sich der Korschenbroicher Kantor Martin, der mit Nachnamen "Sonne" heißt, und die Journalistin Rita Mielke auf eine musikalisch-literarische Reise zum Licht des Lebens.

Die Orgelbühne in St. Andreas ist mit erwartungsvoll wartenden Menschen gut gefüllt, als Martin Sonnen am Spieltisch mit den vier Manualen Platz nimmt und Rita Mielke sich vor dem Lesepult aufstellt. Die 75-minütige Lichtreise beginnt mit einem fulminanten Sonnenaufgang, wie ihn Richard Strauss mit Bezug auf Nietzsches Schrift "Also sprach Zarathustra" so meisterlich komponiert hat. Nachdem das Publikum einem Gedicht des Symbolisten Stefan George ("Ein Sonnenaufgang") gelauscht hat, bedient der Kirchenmusiker auch das Unterhaltungsbedürfnis mit einer Improvisation über den Evergreen "Morning has broken" von Cat Stevens. Zum populären Kanon der Musik gehören weiter die Morgenstimmung aus Griegs "Peer-Gynt"-Suite Nr. 1 oder "House of he Rising Sun". Faszinierend, wie farbenreich Martin Sonnen hier die Register der Orgel einsetzt. Das gelingt dem Musiker nicht minder eindrucksvoll bei dem Beatles-Titel "Here comes the Sun", Trübes wie "Die Nebensonnen" aus dem Liederzyklus "Winterreise" von Schubert oder Provozierendes wie "Die Sonne" der Metal-Rocker Rammstein bleiben ausgespart an diesem Tag, der ja Vorfreude auf die bald wieder steigende Sonnenbahn wecken soll. Freilich ignoriert Mielke nicht die Negativseite des Sonnenlichts, erinnert an das qualvolle Leben der Lichtallergikerin Hannelore Kohl und an die Hybris ägyptischer Pharaonen, die sich selbst zum Sonnengott erhöhten. Umso herzenserwärmender gelingt ihr der Vortrag des Sonnengesangs des Heiligen Franziskus. Der Sonnenkreis der Veranstaltung neigt sich mit dem Abendsegen aus "Hänsel und Gretel" von Humperdinck und dem Song "Moon River" aus "Frühstück bei Tiffany", da ist draußen schon wieder Nacht. Aber die getankte Sonne kann uns nicht mehr genommen werden.

Dirk Richerdt

(NGZ)
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