Delhoven Waldkinder im Zug - und Hoffnung für Delves Kneipenszene

Dormagen · Hallelujah, das Dorf hat wieder eine Kneipe - wenigstens für die Dauer des Karnevalsumzuges. Das, was vier als Kölschglas kostümierte Herren gestern durch die Straßen Delhovens schoben, war eine mobile Theke: Beklebt mit Bildern all jener Traditions-Gaststätten, die in den vergangenen Jahren dicht gemacht haben - zuletzt im vergangenen Jahr das traditionsreiche Haus Gladbach, im Zoch untertitelt mit "och zu". Mit dieser witzigen Idee nahm der Vorstand des FC Delhoven um Manfred Zingsheim die örtliche, leider so gar nicht witzige Kneipen-Misere im Dorf auf die Schippe.

Mit einem vielfältigen, langen Zug feierte die KG Thalia Blau-Weiß Delhoven, allen voran das Dreigestirn mit Prinz Andy I., Bauer Stephan und Jungfrau Mandy, am gestrigen Sonntagnachmittag den Straßenkarneval. Bevor der Himmel gegen 15 Uhr seine Schleusen öffnete und dabei sogar eisige Hagelschauer runterließ, hatten die Delver Jecken bereits mit vollen Händen die Dorfgemeinschaft beregnet und die Kamelle-Büggel der jecken am Wegesrand bis zum Platzen gefüllt. Kunstvoll geschminkte Vampire waren dabei und hatten ihre Blutversorgung während des Zuges durch mitgeführte Konserven sichergestellt.

Revierförster Theo Peters führte mit dem Trecker Eltern und Kinder vom Knechtstedener Waldkindergarten an, die sich und ihre Gefährte kreativ mit Tannenzweigen und Gummivögeln verziert hatten. Die Knechtstedener feierten Premiere, waren sie doch zum ersten Mal dabei. Der Waldkindergarten vom Tannenbusch schickte eine Zwergenschar mit roten Mützen und grünen Capes in Rennen. Man sah Steampunks und Rockabillys, Indianer und Hippies, Piraten, Tequila-Trinker vom Blechhof, die Delver Sandhasen im Plüschkostüm und Flickenclowns, die sich selbst ironisch "Schlappe Lappe" nennen und neben Kamelle Seifenblasen in die Luft pusteten.

Die Delver Hunnenhorde zog mit und sah durchaus furchterregend aus. Der FC Delhoven war mindestens mit Mannschaftstärke am Start. Viele Teilnehmer hatten das Trikot der italienischen Nationalmannschaft übergestreift. Solidarität mit den Azzuri, die sich nicht für die WM qualifiziert haben? Da helfen auch keine Superkräfte mehr. Superhelden mit muskelgeschwellter Brust waren - in großer und in Mini-Ausgabe, als Zugteilnehmer und am Straßenrand - gestern jedoch reichlich in Delhoven unterwegs.

Franziska Gräfe

(NGZ)
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