Rhein-Kreis Neuss Sterbebegleitung als Kneipenthema

Rhein-Kreis Neuss · Mit einer Bierdeckelaktion will der Diözesanrat zur Diskussion anregen.

 Andrea Wilgo, Birgitt Lotz und Schwester Tabitha im Kloster Immaculata

Andrea Wilgo, Birgitt Lotz und Schwester Tabitha im Kloster Immaculata

Foto: Lothar Berns

Über Leben und Sterben an ungewöhnlichen Orten zu sprechen - das will der Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Köln mit seiner Aktion "Sterbebegleitung ist Lebenshilfe" erreichen, die er gestern im Kloster Immaculata in Neuss vorgestellt hat. Mehrere 10.000 Bierdeckel (siehe Foto) werden künftig bei Pfarrfesten, in Kneipen und Gaststätten ausliegen und sollen zur Diskussion anregen. Bedruckt sind die Bierdeckel mit dem Statement "Sterbehilfe? Sterbebegleitung? Klingt ähnlich, ist es aber nicht." Zudem sollen ausliegende "Citycards" auf die aktuelle politische Sterbehilfe-Debatte aufmerksam machen.

Rhein-Kreis Neuss: Sterbebegleitung als Kneipenthema
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"Wir wollen ein schweres Thema leichter machen", sagt der stellvertretende Diözesanratsvorsitzende, Cornel Hüsch, und verdeutlicht die Position des Diözesanrats: "Jedwede Form von organisierter oder kommerziell betriebener Sterbehilfe darf es nicht geben." Auch ein ärztlich begleiteter Suizid sei aus ethischen und moralischen Gesichtspunkten nicht hinnehmbar.

"Das Suizid-Beihilfegesetz steht uns bevor", so Hüsch. "Doch dies ist kein politisches, sondern ein gesellschaftliches Thema. Wir müssen begreifen, dass bei allem Respekt vor dem Leiden und Sterben eines Menschen es nicht unsere Entscheidung ist, ein Leben zu verkürzen." Mit unterschiedlichen Medien unterstreicht der Diözesanrat seine Forderung nach einem Ausbau der Palliativmedizin und persönlicher Begleitung totkranker Menschen. Pfarrmitglieder sind aufgerufen, mit Postkarten ihre Meinung gegenüber der Politik deutlich zu machen.

"Der überwiegende Teil der Menschen möchte nicht in Kliniken sterben. Das passiert aber in den meisten Fällen", sagt Hüsch. Daher sei die ambulante und stationäre Sterbebegleitung so bedeutsam und müsse weiter ausgebaut werden.

Wie diese im Alltag abläuft, darüber berichteten Andrea Wilgo, Leiterin des Augustinus Hospizes, und Birgit Lotz, Koordinatorin des Ambulanten Hospizdienstes Cor unum. Das Hospiz, das seit 20 Jahren besteht, ist kürzlich erweitert worden und bietet zehn Gästen Platz. "Wir begleiten Menschen, die zu uns kommen, auf ihrem letzten Weg", sagt Wilgo. Dazu zähle sowohl die Linderung körperlicher Symptome als auch die spirituelle Begleitung der Gäste und ihrer Angehörigen. "Die Bedeutung der Sterbebegleitung muss mehr in die Köpfe der Menschen", fordert Lotz. Auch das will der Diözesanrat mit seiner Aktion erreichen.

(NGZ)
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