Rhein-Kreis Neuss Überschuldung weiter auf hohem Niveau

Rhein-Kreis Neuss · Die Creditreform hat den Schuldner-Atlas 2015 vorgelegt. Zwar gibt es leichte Besserung im Rhein-Kreis, aber die Zahlen bleiben bedenklich.

Rhein-Kreis Neuss: Überschuldung weiter auf hohem Niveau
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Die Warteliste ist ein ziemlich guter Indikator. Wer die Schuldnerberatung, die das Jobcenter in Kooperation mit dem Sozialdienst Katholischer Männer (SKM) anbietet, in Anspruch nehmen möchte, muss Geduld mitbringen - und zwar in der Regel sechs Monate. Uwe Simons, Leiter des Fachbereichs Schuldnerberatung des SKM, und seine Kollegen haben viel zu tun. Rund 1400 Fälle bearbeitet das Team pro Jahr - und ist damit nicht allein. Auch das Diakonische Werk bietet zum Beispiel eine Schuldnerberatung in Neuss an, in den anderen Kreiskommunen sind weitere Verbände im Boot. "Eine merkliche Entlastung gibt es leider nicht", sagt Uwe Simons. "Die Zahlen sind unvermindert hoch."

Allerdings steigen die Zahlen überschuldeter Verbraucher im Rhein-Kreis Neuss im Gegensatz zum gesamten Regionalraum Düsseldorf immerhin nicht an. Zu diesem Schluss kommt der Schuldner-Atlas 2015, der jetzt von der Creditreform Düsseldorf/Neuss vorgelegt wurde. Die Analyse umfasst die Stadt Düsseldorf, die acht Kommunen des Rhein-Kreises Neuss sowie die drei Kommunen im Kreis Mettmann. Ergebnis: Trotz positiver Konjunktur- und Arbeitsmarktentwicklung habe sich die Schuldensituation der Verbraucher - mit Ausnahme des Rhein-Kreises - verschlechtert. Im Regionalraum wurden von den rund 1,27 Millionen Einwohnern, die älter als 18 Jahre sind und somit als geschäftsfähig gelten können, 142.800 Personen als überschuldet oder nachhaltig zahlungsgestört eingestuft. Stichtag für die Daten im jetzt vorgestellten Schulden-Atlas war der 1. Oktober 2015.

 Uwe Simons ist Schuldnerberater in Neuss.

Uwe Simons ist Schuldnerberater in Neuss.

Foto: Creditreform/Fotos: End, SKM

In Neuss ist die Zahl der Schuldner laut der Analyse im Vergleich zu 2014 um rund 200 Personen zurückgegangen. Dennoch gelten in der Quirinus-Stadt weiterhin rund 17.300 Personen über 18 Jahre als überschuldet oder nachhaltig zahlungsgestört. Die Schuldnerquote lag damit 2015 bei 13,81 Prozent. Das ist im Kreis weiterhin negative Spitze - gefolgt von Grevenbroich mit 11,5 Prozent (2014: 11,56 Prozent) und Rommerskirchen mit 9,68 Prozent (2014: 9,85 Prozent).

Selbst leichte Rückgänge, die sich zum Teil auch über Veränderungen bei den Einwohnerzahlen (Zu- und Fortzüge) erklären lassen, dürfen nicht über das grundlegende Problem hinwegtäuschen. Jan Stenmans und Edgar Roumen, Geschäftsführer der Creditreform Düsseldorf/Neuss, bewerten den Gesamttrend in der Region daher als eher negativ. "Und dies, obwohl sich unsere regionale Konjunktur immer noch in einer Boomphase befindet", erklärt Stenmans. Laut Edgar Roumen gelinge es vielen Verbrauchern offensichtlich nicht, "dem Teufelskreislauf einer Schuldenspirale zu entkommen".

 Edgar Roumen ist Geschäftsführer der Creditreform Düsseldorf/Neuss.

Edgar Roumen ist Geschäftsführer der Creditreform Düsseldorf/Neuss.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Das zeigt sich dann auch an den langen Wartelisten bei den Schuldnerberatungen vor Ort. Eine Beobachtung findet Uwe Simons mit Blick auf die Zukunft zusätzlich beunruhigend. "Wir stellen fest, dass sich die Altersstruktur - auch bedingt durch den demografischen Wandel - verändert. Wir haben auch immer mehr überschuldete Rentner und Über-60-Jährige", sagt Simons. Eine interne Erhebung des SKM ergab: Der Anteil der Über-60-Jährigen an den Überschuldeten lag 2009 bei rund zehn Prozent. "2015 waren es 16,5 Prozent", sagt Simon.

(NGZ)
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