Soziale Medien Warum die Kreispolizei nicht bei Facebook ist

Rhein-Kreis Neuss · Die Polizei im Rhein-Kreis ist bei Facebook, Twitter und Co nicht aktiv. Es fehlt an Personal und an Vertrauen in die sozialen Medien. Politiker aus CDU und SPD wollen das Thema angehen.

 Die Facebookseite der Polizei Düsseldorf. Die Polizei im Rhein-Kreis hat nach eigenen Angaben keine Pläne, kurzfristig eine ähnliche Seite in dem sozialen Netzwerk anzulegen.

Die Facebookseite der Polizei Düsseldorf. Die Polizei im Rhein-Kreis hat nach eigenen Angaben keine Pläne, kurzfristig eine ähnliche Seite in dem sozialen Netzwerk anzulegen.

Foto: Screenshot Facebook

Während des Amoklaufs in München hat die Polizei über die sozialen Medien schnell und sachlich informiert. Das Team rund um Pressesprecher Marcus da Gloria Martins bekam dafür viel Anerkennung. Auch in NRW nutzen immer mehr Polizeidienststellen die sozialen Medien - nicht nur bei akuten Gefahrenlagen, sondern auch bei der Zeugensuche oder der Prävention. Über Facebook, Twitter und Co. können die Beamten innerhalb kurzer Zeit zahlreiche Menschen erreichen.

Bei der Polizei im Rhein-Kreis gibt es unterdessen laut Sprecherin Diane Drawe keine Pläne, kurzfristig in den sozialen Medien aktiv zu werden. Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen ist da eine generelle Skepsis: "Wir beobachten mit großer Sorge, dass sich dort Spekulationen, Gerüchte und Unwahrheiten rasant verbreiten lassen", sagt Drawe. Die sozialen Medien lebten von einer schnellen, unmittelbaren Kommunikation: "Diesem Anspruch gerecht zu werden, könnte zu Lasten der Informationsqualität gehen." Es sei Standard bei der Polizei, sehr genau zu prüfen, bevor sie mit einer Information an die Öffentlichkeit geht.

Zum anderen fehlt es an Personal. Eine Facebookseite muss nach Meinung von Landrat und Chef der Kreispolizeibehörde Hans-Jürgen Petrauschke rund um die Uhr betreut werden. Nach Auflage des Landesinnenministeriums müssen die Behörden sicherstellen, dass auf ihren Seiten keine strafbaren oder anstößigen Inhalte veröffentlicht werden. "Das kriegen wir im Moment nicht hin", sagt Petrauschke.

Geht es nach der Politik, soll sich das bald ändern. Für Dieter Welsink, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Kreistag, ist klar, "dass wir künftig ohne Facebook, Twitter und Apps im Warnsystem nicht mehr auskommen werden". Der SPD-Land- und Kreistagsabgeordnete Rainer Thiel hat sich während des Amoklaufs in München selbst über die sozialen Medien informiert. "Ich weiß, wie nützlich die Informationen waren", sagt er und regt an, das Thema nach der Sommerpause - "ohne Druck, aber zielgerichtet" - auf die politische Tagesordnung zu setzen.

Falschmeldungen müssen geahndet werden

Die Gefahr des Missbrauchs, die Drawe anspricht, sehen auch Thiel und Welsink. "Aber das kann geahndet werden", sagt Thiel. Welsink schlägt in dieselbe Kerbe: "Wir müssen alles tun, um Falschmeldungen zu verhindern, und die Auslöser zur Rechenschaft ziehen."

Die Polizei im Umkreis ist in den sozialen Medien teils seit Jahren aktiv. In Krefeld informierte die Polizei unlängst zuerst über Facebook über eine Bombendrohung. Auch die Polizeien Düsseldorf und Mönchengladbach veröffentlichen auf Facebook Berichte über aktuelle Einsätze und präventive Hinweise für die Bevölkerung. Zudem gibt es Nützliches wie Adressen, Telefonnummern und Öffnungszeiten. Das von Petrauschke angesprochene Problem, den Facebookauftritt nicht rund um die Uhr betreuen zu können, wird mit einem Hinweis auf der Seite gelöst: "Diese Facebook-Seite wird nicht ständig betreut. In Notfällen wählen Sie 110!"

Auch Kreispolizeisprecherin Drawe verweist auf die 110 als "enorm wichtigen" direkten Draht zur Polizei. Hier und, bei Anliegen, die nicht ganz so dringend sind, über die Telefonnummer 02131 3000, ist die Polizei jederzeit für die Bürger erreichbar - auch ohne soziale Medien. Im Polizeipresseportal im Internet werden außerdem tagesaktuelle Polizeiberichte zu relevanten Einsätzen, Straftaten und Verkehrsunfällen veröffentlicht. "Diese Meldungen sind jederzeit abrufbar, auch über mobile Endgeräte", sagt Polizeisprecherin Drawe. Außerdem hat die Kreispolizei eine eigene Internetseite.

(NGZ)
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