Historischen Anforderungen Rechnung tragen Wickrath soll in frischem Glanz erstrahlen

In einem Jahr wird die deutsch-niederländische Europäische Gartenschau gestartet. Eine der Projekte, die dann die Besucher in Scharen anlocken werden, sind das Schloss Wickrath und sein Park. Dort laufen zurzeit die Arbeiten auf Hochtouren. Noch in diesem Jahr soll das meiste fertig gestellt sein, damit Gebäude und Park in neuem Glanz erstrahlen können. Die Vorburg des Schlosses wird zurzeit saniert, im Sommer erfolgt der Anstrich der Fassaden. NGZ-Foto: H. Jazyk

In einem Jahr wird die deutsch-niederländische Europäische Gartenschau gestartet. Eine der Projekte, die dann die Besucher in Scharen anlocken werden, sind das Schloss Wickrath und sein Park. Dort laufen zurzeit die Arbeiten auf Hochtouren. Noch in diesem Jahr soll das meiste fertig gestellt sein, damit Gebäude und Park in neuem Glanz erstrahlen können. Die Vorburg des Schlosses wird zurzeit saniert, im Sommer erfolgt der Anstrich der Fassaden. NGZ-Foto: H. Jazyk

Schloss Wickrath selbst steht schon lange nicht mehr. Im 19. Jahrhundert wurde es abgebrochen. Der restliche Bestand aber lohnt den hohen Aufwand. "Die Euroga und die Landesgartenschau sind ein Glücksfall für uns. Denn so sind wir an die Landesförderung herangekommen. Ohne diese Förderung hätten wir Wickrath wohl kaum sanieren können", sagte Armin Marx, Technischer Direktor der Stadt Mönchengladbach. Insgesamt werden acht Millionen Mark ausgegeben, um die Gebäude und den Park in einen glanzvollen Zustand zu setzen. So soll den historischen Anforderungen ebenso Rechnung getragen werden wie notwendigen Neuerungen.

Das Neue betrifft vor allem zwei Brücken, die eine über die Niers hat eine Tragfähigkeit von zwölf Tonnen. Nach den Arbeiten kann die Brücke 60 Tonnen tragen, so dass auch Lastwagen darüber fahren können. Die Besucher, die Schloss Wickrath kennen, werden allerdings kaum Veränderungen an der Brücke feststellen. "Sie wird wieder in den ursprünglichen Zustand versetzt, in alter Konstruktion und mit allem Mauerwerk", sagte Holger Janke vom Hochbauamt der Stadt. "Es muss hier viel von Hand gemacht werden." Das gilt auch für eine Brücke, die in Richtung Restaurant führt. Während über die Niers eine Einbogenbrücke geführt wird, sind es Richtung Schloss-Café sechs Bögen. Sie trägt zurzeit 1,5 Tonnen, nach den Bauarbeiten werden es 7,5 Tonnen sein. Auch diese Brücke wird später wieder in den Zustand versetzt, die sie zur Zeit der Entstehung im 19. Jahrhundert hatte. Im Oktober oder November sollen beide Brücken fertig sein.

Ost- und Westflügel der Schlossanlage werden zurzeit ebenfalls saniert. Die Schieferdeckung und Dachsanierung sind abgeschlossen, zurzeit steht die Fassade im Mittelpunkt. Dort werden alle Fugen ausgeschlagen. Denn sie waren voller Salz, entstanden durch den Urin unzähliger Pferde, die Schloss Wickrath berühmt und seine Fassade krank gemacht haben. Dem soll nun durch neue Fugen, aber auch durch Abdichtungen im Mauerwerk abgeholfen werden. Dazu wird rund um die Gemäuer ein Graben von einer Tiefe von einem halben bis einem Meter gezogen, damit die Steine mit einem Spezialmittel abgedichtet werden können.

Nach der Fassadensanierung wird im Sommer neue Farbe aufgetragen auf Flächen von 5.000 Quadratmeter am Ost- und 2.000 Quadratmeter am Westflügel. Diese Gebäude tragen heute die Farbe gelb, doch zur Landesgartenschau wird es rot sein, ochsenblutrot. Wer sehen will, wie das aussieht, kann sich schon heute am Nassauer Stall informieren, wo einzelne Fassadenteile mit der roten Farbe angepinselt wurden. Viel vorgenommen haben sich die Landschaftspfleger auch für den Park. Der freie Landschaftsarchirekt Armin Henne stellte einzelne Komponenten des Gartenkonzeptes vor.

So werden die Teiche entschlammt und die Ufer saniert. An der Vorburg werden Mauern mit Toren errichtet, rund um den Brunnen der Vorburg wird es Rasenparterren geben. An der so genannten Karotte, einem Wasserlauf quer durch die Anlage, werden viele Blumen und Pflanzen wachsen: Wildstauden, Farne und Gräser, zum Beispiel Lilien, Annemonen, Aster und Pfeifengras. Außerdem werden insgesamt 500 Bäume neu gepflanzt, davon die Hälfte Linden. Im Vorfeld der Arbeiten mussten 62 Bäume gefällt werden. Eigentlich mussten noch mehr wegen einer Krankheit weichen, aber einige sind stehen geblieben. "Dort hatten Dohlen schon mit dem Nistplatzbau begonnen. Im Interesse des Naturschutzes haben wir die Bäume stehen gelassen und außerdem viele Nistkästen aufgebaut, die von den Vögeln angenommen werden", sagte Jürgen Essers vom Grünflächenamt der Stadt.

Neben neuen Fußgänger-Brücken wird es im Park auch viele Bänke geben, damit die Besucher den Blick genießen können. Dass Wickrath ein besonderer Anziehungspunkt der Gartenschau und der Euroga (zu diesen Ereignissen werden 2002 etwa 20 bis 30 Millionen Besucher erwartet), werden dürfte, daran besteht kein Zweifel. Schließlich gehört das Schlossgelände mit seinem etwa 20 Hektar großen Park zu den eigentümlichsten Schöpfung im Rheinland. Die Familie Quad als ehemalige Besitzer des Schlosses dokumentierten ihren Reichtum damit, dass sie den Park in Form einer Grafenkrone anlegten.

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