Jobbörse im Berufsbildungszentrum im Hammfeld Zukunft im Tarnanzug oder OP-Kittel?

Von Christoph Wenzel

Bei der Jobbörse im Berufsbildungszentrum im Hammfeld drehte sich alles rund um die Ausbildung. 17 Unternehmen und Verbände informierten vor allem über neue Ausbildungswege. NGZ-Volontär Carsten Greiwe (l.) erklärt jungen Interessenten mögliche Ausbildungsgänge. Foto: woi

Ziemlich ratlos stehen Selcuk Erol und seine Freunde vor dem Stand des Kreiskrankenhauses Grevenbroich. Was bitte hat auch ein komischer Plastikschlauch mit einem Mundstück und einem kleinen Behälter, in dem eine rote Kugel liegt, mit der Jobbörse im Berufsbildungszentrum Hammfeld zu tun? Eine ganze Menge, schließlich handelt es sich bei der skurrilen Konstruktion um einen "Medi-Flow": Indem ein Patient durch den Schlauch einatmet, schwebt die rote Kugel - so soll das Lungenvolumen gesteigert werden.

Ein erster Einblick in die Welt der Krankenhaus-Medizin. Selcuk probiert das Gerät und schafft drei Sekunden. "Der Rekord heute liegt bei acht Sekunden", erzählt Katharina Hein und zeigt lächelnd auf das Gerät, das Schüler an den Infotisch lockt. Sie ist Lehrerin für Pflegeberufe am Kreiskrankenhaus Grevenbroich und stellt bei der Börse den Ausbildungsgang "Gesundheits- und Krankenpfleger/-in" vor. Nur ein Beispiel dafür, dass sich im Laufe des vergangenen Jahres nicht nur Ausbildungsbezeichnungen, sondern auch Ausbildungswege geändert haben. Denn die jetzige Pfleger-Ausbildung ersetzt die bisherige Ausbildung zur Krankenschwester.

Für Selcuk keine Perspektive: "Ich möchte Anlagenmechaniker werden, vielleicht kann ich bei meinem Bruder in Rheydt anfangen", erzählt der 17-jährige Schüler des Berufskollegs für Technik und Information. Auch das ist ein neuer Ausbildungsweg, den es erst seit vergangenen August gibt, wie Heinz-Dieter Vogts von der Industrie- und Handelskammer erklärt. Auch in anderen Bereichen hat sich einiges stark verändert: Der Kfz-Mechaniker ist jetzt ein "Kfz-Mechatroniker, weil in Autos heute fast ein Drittel der Kosten für Elektronik und Elektrik anfällt.

Um bei solchen Entwicklungen rechtzeitig auf dem Laufenden zu sein und die berufliche Zukunft entsprechend planen zu können, soll die Jobbörse eine wichtige Orientierungshilfe sein. "Gerade für diejenigen, die noch nicht alles unter Dach und Fach haben", wie Michael Zimmermann erklärt. Er hat für die Junge Union diese mittlerweile fünfte Jobbörse zusammen mit der CDU-Mittelstandsvereiningung organisiert. Stolz ist er darauf, dass unter den 17 vertretenen Unternehmen, Organisationen und Verbänden auch erstmals die Bayer AG aus Dormagen dabei ist.

Deren Ausbilder Bernd Wirtz hat für Jugendliche, die noch einen Ausbildungsplatz suchen, vor allem den Tipp, "sich einfach mal nach anderen Berufen umzusehen", die mit dem ursprünglichen Wunsch eng verbunden sein, um Alternativen zu haben. Das sei mindestens ebenso wichtig wie gute Vorbereitung auf Einstellungstests. "Die Verlaufen immer nach dem gleichen Muster. Und das kann man üben", versichert Wirtz. Stichwort Vorbereitung: Wilfried Kleinen, Wehrdienstberatungsoffizier der Bundeswehr, erzählt, dass Mädchen besser vorbereitet sind, wenn sie sich über eine Ausbildung informieren. Jungs kämen oft ohne konkrete Vorstellung.

Auf Nadine Offermans jedenfalls würde die Einschätzung des Offiziers zutreffen: Die 16-jährige Schülerin der Gesamtschule an der Erft hat nach dem Besuch der Jobbörse die Bestätigung bekommen, dass die höhere Handelsschule ganz wichtig ist, wenn sie im kaufmännischen Bereich arbeiten will. Und selbst wenn sie und ihre Freunde Thomas Schlune, Gina Lemm, Kathrin Valenti und Sara Jensen sich mehr Infostände erhofft hatten - in einem sind sie sich einig: "Die Leute wissen wovon sie reden", sagt Thomas überzeugt, "die haben ihren Job gut gemacht."

(NGZ)
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