Rheinberg 20 Millionen für die Sanierung des Wallacher Deichs

Rheinberg · Die Situation war schon etwas kurios: Erich Weisser, CDU-Fraktionsvorsitzender, musste sich in der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt als Politiker zum Tagesordnungspunkt 5 für befangen erklären, um anschließend als Deichgräf des Deichverbandes Poll das Wort ergreifen zu können. So ist das, wenn man mehrere Ehrenämter hat. Aber Ordnung muss sein.

Weisser informierte den Ausschuss über die anstehende Deichsanierung in Wallach. Eine große Sache: Es geht um mehr als 4,6 Kilometer Deich. Der Schutzwall ist durch den Bergbau abgesackt, und speziell in Wallach sind weitere Absenkungen durch den Salzbergbau zu erwarten. "Nach dem Bemessungshochwasser von 2004 ist eine Sollhöhe plus einem Freibord von 1,50 Meter für den Rheindeich festgelegt worden", so Weisser. "Durch Bergsenkungen ist diese Sollhöhe derzeit zwischen zwei und 56 Zentimeter unterschritten."

Es muss also aufgeschüttet werden. Im nächsten Frühjahr soll ausgeschrieben werden, nach der Hochwasserphase im Frühjahr 2017 wird es dann voraussichtlich losgehen. Kosten für die gesamte Maßnahme: 20 bis 22 Millionen Euro. Nach derzeitigem Stand wird das Land 80 Prozent der Kosten tragen, zudem beteiligt sich der Bergbau. In welcher Höhe er das tun wird, wollte Weisser nicht genau beziffern.

Uneinigkeit bestehe noch über die letzten 50 Zentimeter Freibordmaß, gedacht als letzte bergbauliche Absicherung. Der Deichgräf: "Es gibt einen Erlass von Landesumweltminister Remmel, der nicht eindeutig ist. Wir hoffen, dass wir dazu noch nähere Informationen bekommen."

Der Deichverteidigungsweg werde so angelegt, dass Schwerlastverkehr (40-Tonner) im Falle des Falles darüber abgewickelt werden kann. Auch wichtig: "Der Deichkronenweg wird vom Deichverband komplett wieder hergestellt. Das kostet die Stadt keinen Cent", sagte Erich Weisser. Der Deichverlauf wird so bleiben wie bisher. Der Flächenbedarf beläuft sich auf ca. 22 Hektar. Die bestehende (und derzeit nicht mehr benötigte) Werksbahn des esco-Salzbergwerks, auch das sagte Weisser, könne unverändert fortbestehen, in diesem Bereich werde nicht erhöht.

Alle Fraktionen waren sich einig darin, dass ein effektiver Hochwasserschutz höchste Priorität habe, und begrüßten die Planung. Aber natürlich gab es diskussionswürdige Punkte. Rainer Mull (FDP) bekam auf seine Frage nach einem Abgrabungsszenario von Dieter Paus (Technischer Dezernent) zu hören, dass es seines Erachtens nach keine Möglichkeiten mehr gebe, vor Ort für den Deichbau abzugraben.

Probleme bereitet eine mehrere hundert Meter lange Deichflanke hinter dem Wäldchen Richtung Kaiserstraße in Wallach. Dafür hat die Biologische Station des Kreises Wesel in den vergangenen zwei Jahren ein Kataster angelegt. Denn es haben sich am Deich seltene Pflanzen in einer im Kreisgebiet einzigartigen und erhaltenswerten Konzentration angesiedelt. Wichtig sei die Saatgutgewinnung. Die Fläche, so Weisser, soll schichtweise so abgetragen werden, dass sie später an anderer Stelle wieder eingesetzt werden kann.

(RP)
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