Rheinberg 500 streiken bei Amazon in Rheinberg

Rheinberg · Mitarbeiter des Online-Versand-Riesen kämpfen für die Einführung eines Tarifvertrags. Heute gehen Aktionen weiter.

 Die Amazon-Mitarbeiterinnen Selma Ataly, Sevda Keskin und Cennet Asliyüce (von rechts) gehörten zu den rund 500 Beschäftigten, die sich gestern den Streiks in Rheinberg anschlossen.

Die Amazon-Mitarbeiterinnen Selma Ataly, Sevda Keskin und Cennet Asliyüce (von rechts) gehörten zu den rund 500 Beschäftigten, die sich gestern den Streiks in Rheinberg anschlossen.

Foto: Armin Fischer

Rund 500 Mitarbeiter des Amazon-Logistik-Standortes Rheinberg haben gestern die Arbeit niedergelegt. Es gab Kundgebungen vor dem Eingang, zudem fanden Infoveranstaltungen in der Gaststätte "Kamper Hof" statt - morgens und nachmittags. Neben dem Standort Rheinberg des Online-Versand-Riesen wurde parallel auch in Graben bei Augsburg, in Leipzig und in Bad Hersfeld gestreikt. Auch heute werden Mitarbeiter an allen vier Niederlassungen die Arbeit verweigern, teilte die Dienstleistungsgewerkschaft "ver.di" mit.

Die Streiks seien eine Reaktion auf die Weigerung des Online-Versandhändlers, mit "ver.di" über einen Tarifvertrag für die 15 000 Beschäftigten zu verhandeln. Dadurch bekommen die Beschäftigten des Handels-Konzerns in Nordrhein-Westfalen nach Angaben der Gewerkschaft teils mehrere hundert Euro weniger pro Monat als ihnen nach den Tarifverträgen des Einzel- und Versandhandels zustehe.

"Es fehlt ganz einfach ein Tarifvertrag", sagte gestern Silke Zimmer, Fachbereichsleiterin bei "ver.di" NRW. "Was für Häuser wie Bauer, Otto oder Schwab gilt, muss auch für Amazon gelten." Ein Picker (das sind die Mitarbeiter, die die Waren aus den Regalen pflücken) im ersten Beschäftigungsjahr verdiene bei Amazon durch den fehlenden Tarifvertrag rund 600 Euro brutto weniger als ein Kollege, der nach den Bedingungen des Einzel- und Versandhandels bezahlt werde. "Das liegt auch daran, dass Amazon kein Urlaubs- und nur wenig Weihnachtsgeld zahlt", so Silke Zimmer. "Zudem gibt es nur geringe Zuschläge für Mehrarbeit und keine für Nachtarbeit." Picker verdienen im ersten Jahr knapp 1700, ab dem dritten Jahr leicht über 2000 Euro brutto. Der Rheinberger Amazon-Betriebsratsvorsitzende Tim Schmdit war mit der Resonanz gestern zufrieden. "Wir stehen voll hinter der ,ver.di'-Aktion", sagte er. "Bei uns sind ohnehin 20 von 21 Betriebsräter bei ,ver-di' organisiert. Wir wollen erreichen, dass sich Amazon endlich mit uns an einen Tisch setzt. Wir möchten mitreden, mitentscheiden. Aber Amazon hat bisher auf unsere Schreiben nicht reagiert. Und dann bleibt nur der Streik. Wir sehen da keine andere Wahl." In Rheinberg arbeiten nach Angaben von Tim Schmidt derzeit rund 2000 Frauen und Männer, in den nächsten Monaten dürften es wegen des Weihnachtsgeschäfts mehr als 4000 werden.

Chronologie im Tarifstreit zwischen Verdi und Amazon
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Foto: dpa, ud mut stj

Auch Cennet Asliyüce, Selma Ataly und Sevda Keskin haben gestern gestreikt. Sie sind seit rund zwei Jahren bei Amazon beschäftigt, als Picker und Packer. "Die Arbeit hier ist hart", sagt Pickerin Selma. "Und deshalb möchten wir auch vernünftig bezahlt werden. Gäbe es einen Tarifvertrag, wären das mal eben 250 Euro netto mehr im Monat. Das ist für uns eine Menge Geld."

(RP)
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