Rheinberg Abstecher in die grüne Parteigeschichte

Rheinberg · Der Rheinberger Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen besteht seit 35 Jahren. Auf dem Großen Markten zeigten die Kommunalpolitiker gestern eine Auswahl alter Wahlplakate und erinnerten an die Anfangstage der einstigen Öko-Partei.

 Zu einem kleinen Abstecher in 35 Jahre Ortsparteigeschichte luden die Rheinberger Grünen gestern ein. Antonius Radau, Ernst Barten, Fritz Ettwig, Ulla Hausmann-Radau, Barbara Ettwig, Dagmar Krause-Bartsch und Jürgen Bartsch (von links) zeigten alte Wahlkampfplakate auf dem Großen Markt.

Zu einem kleinen Abstecher in 35 Jahre Ortsparteigeschichte luden die Rheinberger Grünen gestern ein. Antonius Radau, Ernst Barten, Fritz Ettwig, Ulla Hausmann-Radau, Barbara Ettwig, Dagmar Krause-Bartsch und Jürgen Bartsch (von links) zeigten alte Wahlkampfplakate auf dem Großen Markt.

Foto: Olaf ostermann

Das waren noch Zeiten: Anfang der 80er Jahren wirbelten die Grünen die Parteienlandschaft kräftig durcheinander. Statt mit Anzug und Krawatte saßen sie mit langen Haaren, Turnschuhen, Strickzeug und Sonnenblume in den Sitzungen und stellten nicht alles, aber vieles auf den Kopf. Vor allem brachten sie neue Themen in die Diskussion. Kurzum: Sie prägten einen neuen Politikstil.

Auch in Rheinberg. Dort wurde der Ortsverband 1983, also vor genau 35 Jahren gegründet. Die Partei nimmt dies zum Anlass, übers Jahr verteilt mit Aktionen - einem Filmabend am 25. Mai und einer Fahrradtour am 24. Juni - auf sich aufmerksam zu machen. Den Auftakt machte gestern eine kleine Plakatausstellung am Rande des Wochenmarktes auf dem Großen Markt. Zwölf Wahlplakate aus der Zeit seit der Gründung waren da zu sehen. Bei manchen war die Aussage nur noch Anachronismus, andere haben ihre Aktualität nicht eingebüßt.

"Wo Wälder sterben, können Menschen nicht atmen", lautete mal ein Grünen-Slogan. Oder schlicht: "Rettet den Wald". Der globale Satz "Die 3. Welt braucht unsere Solidarität in Europa" konkurrierte mit "Nicht bei den Kurzen kürzen", womit die einstige Öko-Partei sich für mehr Kita-Plätze stark machte. Bei einem Plakat mussten die Grünen gestern lachen: "Langweiler aller Parteien verschont uns!", hieß es damals unter den gezeichneten Köpfen von Kohl, Rau, Möllemann & Co. "Wir haben selbst genug."

Der Fundus, aus dem die Rheinberger Grünen schöpfen können, umfasst deutlich mehr als zwölf Plakate. "Wir haben eine Garage angemietet, wo wir alles lagern", sagte Dagmar Krause-Bartsch, Sprecherin des Ortsverbands. Viel wichtiger als greifbare Dinge sind ja eh die Erinnerungen. Und davon haben die Grünen unzählige, das war gestern beim Treffen auf dem Markt sofort klar. Wobei die Rheinberger Grünen, denen es 1985 gelang, Greenpeace zu einer spektakulären Aktion am Rhein nach Wallach zu locken, immer auf Sachlichkeit gesetzt hätten, unterstrich Jürgen Bartsch, der als einziger aus der heutigen Riege bei der Gründung des Ortsverbands vor 35 Jahren schon mit von der Partie war. Der (zusammen mit dem verstorbenen Hermann Weißkopf) 1984 in den Rat einzog und seither ununterbrochen Fraktionssprecher ist. Anträge der Grünen, das hat auch Ulla Hausmann-Radau nicht vergessen, seien grundsätzlich abgelehnt worden. Das sei heute etwas anders geworden. Unterdessen ist die Nähe der Partei zu Bürgerinitiativen nach wie vor groß.

Die heutigen Grünen sind übrigens die erfolgreichsten, die es in Rheinberg jemals gab. 38 Mitglieder zählt der Ortsverband. Acht von ihnen mit Ratsmandat. "Das gab es noch nie", so Jürgen Bartsch.

(up)
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