Rheinberg Ärger um das Trinkwasser

Rheinberg · Was wird aus dem Kommunalen Wasserwerk (KWW) und der Zusammenarbeit mit der Niag, die im Auftrag der vier KWW-Gesellschafter Rheinberg, Xanten, Alpen und Sonsbeck Trinkwasser in die Haushalte liefert? Diese Frage war Gegenstand der Rheinberger Ratssitzung.

Seit mehr als zehn Jahren sind die Niag-Verkehrsbetriebe als Trinkwasserlieferant für die vier Nord-Kommunen im Boot. Jetzt aber wollen Xanten, Alpen und Sonsbeck ausscheren und die Geschäftsbesorgung (so die offizielle Bezeichnung) selbst in die Hand nehmen. Die Räte haben bereits entsprechende Beschlüsse gefasst. In Rheinberg zeichnet sich eine andere Tendenz ab: die nämlich, dass man einer Fortsetzung der Zusammenarbeit mit der Niag nicht abgeneigt ist. Xanten, Alpen und Sonsbeck können Rheinberg als größten Partner allerdings überstimmen.

Im Rat verwies Bürgermeister Frank Tatzel darauf, dass er im Haupt- und Finanzausschuss den Auftrag erhalten habe, mit den drei anderen Bürgermeistern über denkbare Perspektiven zu sprechen. Er sollte herausfinden, ob das Trio bereit wäre zurückzurudern. Denn die Niag hatte sich zwischenzeitlich entgegenkommend gezeigt und unter anderem in Aussicht gestellt, pro Jahr eine Defizitabdeckung von bis zu 100.000 Euro für das KWW zu übernehmen, wenn man weiterhin kooperiere. "Aber", so Tatzel, "alle drei haben ganz klar nein gesagt."

Die Rheinberger Politik ist ziemlich sauer darüber. "Wir sind sehr ungehalten über das Vorgehen unserer Nachbarkommunen", wetterte SPD-Fraktionsvorsitzender Jürgen Madry. "Von Xanten, Alpen und Sonsbeck ist bisher rein gar nichts Inhaltliches dazu gekommen. Werden die Mitarbeiter übernommen? Zu welchen Bedingungen? Soll das alles auf Kosten der Bürger gehen? Wir wollen Antworten."

Jürgen Bartsch (Grüne) sprach von einer Situation, die "gar nicht einfach ist. Auf der einen Seite bemüht sich die Niag sehr um eine Fortsetzung der Geschäftsbesorgung, auf der anderen Seite ist das Verhalten der drei Nordkommunen sicher auf ein unglückliches Taktieren der Niag in der Vergangenheit zurückzuführen."

Die deutlichsten Worte fand Herbert Becker von der FDP, der indirekt dem Xantener Bürgermeister den Schwarzen Peter zuschob: "Ich verstehe das nicht. Ich lese in der Zeitung, dass Xanten Probleme mit seinem Blockheizkraftwerk hat und es nicht schafft, Warmwasser in die Häuser zu pumpen, dass es Ärger wegen des Kurparks gibt und sich der Bau eines Krematoriums zerschlagen hat. Sollen wir solchen Leute das Trinkwassergeschäft überlassen?" Jetzt habe man doch eine gut funktionierende Zusammenarbeit von Privatwirtschaft und öffentlicher Hand. Becker: "Ich frage mich, was danach kommen soll."

Erich Weisser, Fraktionsvorsitzender der CDU, war der gleichen Auffassung wie seine Kollegen der anderen Parteien. "Etwas Bestehendes kaputtzuhauen, ohne sich um eine Nachfolgeregelung zu kümmern, ist die schlechteste aller Lösung", sagte er. Die CDU sei dafür, die Trinkwasserversorgung in Rheinberg "in vernünftigen Händen zu belassen". Auch die Frage, was mit den Mitarbeitern geschehe, sei der CDU wichtig.

Die Fraktionen erwarten nun, dass sich Alpen, Sonsbeck und Xanten zu ihren Plänen äußern.

(up)
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