Alpen Alpen begeistert: "Klein, knackig und sexy"

Alpen · Der Architektenwettstreit erreicht die Bürgerschaft: Bei der Präsentation der Zwischenergebnisse platzt der Ratssaal aus allen Nähten.

 Darüber herrscht Konsens bei den Planern: Alpen hat viele Grün-Potenziale, die es lohnen würden, viel besser in Szene gesetzt zu werden.

Darüber herrscht Konsens bei den Planern: Alpen hat viele Grün-Potenziale, die es lohnen würden, viel besser in Szene gesetzt zu werden.

Foto: Olaf Ostermann

Ein kleines Dorf mit viel Grün, sich stolz seiner historischen Wurzeln bewusst, in dem große, kleine, alte und junge Leute gerne leben und gemeinsam was auf die Beine stellen, wo Besucher gerne hinkommen und in dem Autofahrer, Radler und Fußgänger sich verträglich nebeneinander bewegen. Und das ein Herz hat - eine "emotionale Mitte". So ließe sich die Vision von Alpen umschreiben, die sich als Konzentrat aus den sechs Vorträgen der Architekturbüros bei der zweiten Werkstatt im laufenden Wettstreit um die beste Idee herauskristallisieren ließe. "Bleiben Sie klein, knackig und sexy": Auf diese knappe wie lustvolle Formel brachte es Prof. Thomas Fenner, Chef der Jury, nach drei Stunden akademischer Erörterung der Perspektiven des Ortes, die teils auf Englisch und auf Holländisch vorgetragen wurden.

Das Interesse an der Arbeit der Büros und daran, an der Vision für Alpen mitzufeilen, ist enorm. Der Ratssaal samt Foyer war rappelvoll - viele Besucher mussten stehen, sie harrten trotzdem bis zum Schluss aus. Bürgermeister Thomas Ahls war vom Interesse überwältigt. Er kündigte am Ende des Abends an, das Finale am 19. Mai im Pädagogischen Zentrum auszutragen, in das mehr Menschen passen. Die Resonanz macht den Wettstreit schon jetzt zu einem Erfolg. Auch die Zwischenergebnisse waren dazu angetan, dass am Ende etwas Gutes für Alpen herauskommen wird. Es wird spannend. Die Vorstellungen der einzelnen Büros in Stichpunkten:

FELIXX/De Zwarte Hond, Rotterdam/Köln: Das Büro möchte Ökonomie, Ökologie und soziales Miteinander "in optimale Balance" bringen und "places to be" schaffen, angenehme Plätze, an denen man sich gerne aufhält. Die Burgstraße sollte mit Drempeln wie in Holland gedrosselt werden. Radler, Autos und Fußgänger sollten sich die Straße auf einer Ebene teilen ("shared space"). Es soll mehr Grün in den Ort, auch auf die Parkplätze. An der Kirche St. Ulrich könnte ein Campus mit Magnolienbäumen entstehen, an der Evangelischen Kirche ein Kirchgarten.

Greenbox, Köln, Düsseldorf: Das Büro möchte "schicke Lösungen für eine Mitte" finden, beklagt wenig Grün im Ort und die Dominanz des Autos. "Parkplätze mindern die Qualität." Potenzial für Grün sei in der "zweiten Reihe" genug vorhanden, man müsse es ans Licht holen. Die geschichtlichen Spuren im historisch gewachsenen Ort müssten sichtbar werden. Der unterbrochene Grünzug im Ort soll verbunden, Burgstraße und Lindenallee als "Rückgrat gestärkt" und ein Ortskern geschaffen werden. Kernpunkt ist der grüne "Wallgarten" auf dem Platz Alte Kirchstraße/Wallstraße.

GTL, Düsseldorf: Marlus Gnüchtel setzt bei einer Dorfansicht von 1700 an, lieferte ein Plädoyer für die Ausbildung einer Altstadt - nicht im historistischen Sinn. Mit Blick auf die Motte fand er, dass sich mit der "Burg im Berg" gestalterisch spielen lasse. Er appelliert an Alpen: "Lassen Sie es eng. Nur eine volle Kneipe ist eine gute Kneipe." Es brauche keine großen Plätze. Öffentlicher Raum sei die Burgstraße, die man "qualifizieren" müsse. Der Planer lobte die Lindenallee und die fußläufige Erreichbarkeit öffentlicher Gebäude wie Schulen, Kindergärten in der "modernen Stadt": "Das ist die Qualität Ihrer Community."

Karres en Brands, Hilversum (NL): Die These: "Die Burgstraße ist der Pl atz." Das Büro lieferte mit einer 3D-Fahrt durch den Ort ein visuelles Erlebnis. Alpen brauche keine Fußgängerzone. Der Planer möchte das Auto im Ort akzeptieren, "aber nicht immer und überall". Vorschlag: In der Woche soll die Burgstraße zur Einbahnstraße werden und sonntags autofreie Eventmeile. Alpen habe eine starke Gemeinschaft, die Ideen hervorbringe, die Straße jeden Sonntag zu bespielen und Leute in den Ort zu holen. "Das ist wichtiger als die Frage des Pflasters."

KLA, Duisburg/Mailand Ausgangstehes: "Alpen ist ein Dorf und klein. Das ist gut so." Der Bereich vor der Sparkasse sei die Mitte, die es zu "aktivieren" gelte. Das Büro zeichnet viele Herzchen für entwicklungsfähige "Potenzialräume", die man zusammenbinden und erlebbar mache müsse. These: "Die Ley kann mehr." Sie müsse für Radler und Spaziergänger zugänglich werden. Die Burgstraße müsse man aufräumen und gestalten, Autos sollen nicht raus. Die Alte Kirchstraße/Wallstraße soll "Möglichkeitsraum für Dorfleben" werden, Spielplätze näher an den Ortskern rücken.

wbp, Dortmund, Bochum: Alpen hat zwei Kerne, einen historischen und einen modernen. Die Lindenallee soll zur Dorf-Mitte vorrücken, auch von Osten soll der Alleecharakter ins Dorf führen. Die Burgstraße soll den "historischen Schwung" mehr aufnehmen, der Bereich mit "fast nur Parkplätzen" aufgewertet werden, kleine Quartiere für innerörtliches Wohnen geschaffen werden. Die historische Stadtmauer soll mit Bäumen grün nachgezeichnet werden. Die Kirchen könnten mit Licht in Szene gesetzt werden.

(RP)
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