Alpen Alpen steckt im Stau - "eine Katastrophe"

Alpen · Viele Autofahrer ignorieren Umleitung zur A 57, quälen sich durchs Dorf. Kaufleute verzweifeln, weil Kunden ausbleiben.

 Verkehrsinfarkt: Die Blechkarawane zwängt sich durch die engen Straßen des Dorfes, das seit Monaten durch große Baustellen gebeutelt ist.

Verkehrsinfarkt: Die Blechkarawane zwängt sich durch die engen Straßen des Dorfes, das seit Monaten durch große Baustellen gebeutelt ist.

Foto: Armin Fischer

Alpen steht im Dauerstau. Der Ort ist derzeit von Baumaßnahmen betroffen wie wohl keine andere Kommune weit und breit. Nachdem die Großbaustelle "Ärztehaus" im Ortskern bereits seit Monaten an den Nerven der Einwohner nagt, kommt seit Montag die Vollsperrung der Umgehungsstraße oben drauf. Und das hat erhebliche Folgen, vor allem für Alpens ohnehin seit vielen Monaten gebeutelte Geschäftsleute. "Es ist eine einzige Katastrophe", sagt Werner Paduch, neuer Vorsitzender des Alpener Werberings. "Die Leute stellen am Netto-Markt gegenüber der Motte ihr Auto ab, um bei mir Schuhe zu kaufen, weil sie einfach nicht mehr durchkommen."

Von den Einzelhändlern im Ort weiß der Geschäftsmann, dass sie bedingt durch den Bau des Ärztehauses seit Monaten rote Zahlen schreiben: "Man wurschtelt sich irgendwie durch, weiß nicht, wie man seine Rechnungen bezahlen soll, und dann kommt so was." Ein weiteres Problem stellt die zunehmende Parkplatznot da. Viele Kunden fahren daher schon heute zum Einkaufen in die Nachbarorte, und die, die bleiben, sind wütend. Aber Kunden, die einmal wegbleiben, sind nur schwer zurückzugewinnen, weiß Paduch.

 Straßen NRW weist deutlich auf die - allerdings sehr weitläufige Umleitung über Rheinberg - hin. Viele Autofahrer nehmen trotzdem den Weg "direkten" Weg.

Straßen NRW weist deutlich auf die - allerdings sehr weitläufige Umleitung über Rheinberg - hin. Viele Autofahrer nehmen trotzdem den Weg "direkten" Weg.

Foto: Armin Fischer (arfi)

Kern des Problems ist die Tatsache, dass Autofahrer die empfohlene Umleitung über Rheinberg und die Autobahn zurück nach Alpen nicht nutzen. Stattdessen fahren sie über die Weseler Straße quer durch den Ort zur A 57. Wobei von fahren kaum die Rede sein kann. "Die Autos stehen durchgehend von 10 Uhr bis 17 Uhr auf der Burgstraße. Unsere Kunden kommen so nicht mehr durch und bleiben zu Hause oder fahren gleich woanders hin", berichtet Optiker Thomas Eckholt.

Verantwortlich für die Baumaßnahme B 58 ist Straßen NRW. Dort ist man sich allerdings keiner Schuld bewusst. Die Weseler Straße zu sperren, komme nicht infrage, weil dort große Firmen ansässig sind. Also habe man die Möglichkeit gelassen, diese anzufahren. "Das Problem ist, dass sich die Leute nicht an Verkehrsregeln halten und jetzt alle da durchfahren. Das zu kontrollieren, ist Sache der Polizei", erklärt Wilhelm Kuypers, Medienbeauftragter des Landesbetriebs.

Dass eine Umleitung mit einer fast unzumutbaren Länge von über 20 Kilometern eingerichtet wurde, sei "unvermeidlich" gewesen. Kuypers: "Wir sind gehalten, unsere Straßen für Umleitungen zu nehmen und keine Gemeindestraßen." Das Gebot schert in der Realität viele Autofahrer kaum.

Am schlimmsten betroffen ist das Gartencenter. Das liegt jenseits der Umgehungsstraße und ist nun komplett vom Ort abgeschnitten. "Wir sind nur noch aus Millingen erreichbar, haben schon in den ersten Tagen mehr als die Hälfte unserer Kunden verloren", berichtet Floristin Evelyn Kersten. Die wenigen treuen Kunden parken im Ort und wählen den gefährlichen Fußweg über die Baustelle. Selbst die werden täglich weniger, so Kersten: "Für Schnittblumen kommt keiner mehr, das ist den Leuten zu kompliziert." Am 8./9. Mai hatte die Firma ein Grillfest für Kunden geplant. Ob das stattfindet, ist noch offen. Dazu steht Muttertag vor der Tür, für das Gartencenter eigentlich ein besonderer Termin. "Das ist der umsatzstärkste Tag im Jahr, der wird wohl in diesem Jahr ins Wasser fallen", fürchtet Mitarbeiterin Liane Egger.

(RP)
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