Alpen Alpens Einzelhandel braucht Impulse

Alpen · Das Fachbüro Stadt + Handel hat gestern im Planungsausschuss seinen Entwurf zur Fortschreibung des zwölf Jahre alten Einzelhandelskonzeptes vorgestellt. Der Fokus richtet sich zunehmend auf den Willy-Brandt-Platz als Frequenzbringer.

 Besorgniserregend: Nur noch gut jeder zweite Euro, den die Alpener zum Einkaufen zur Verfügung haben, bleibt auch im Ort.

Besorgniserregend: Nur noch gut jeder zweite Euro, den die Alpener zum Einkaufen zur Verfügung haben, bleibt auch im Ort.

Foto: Armin Fischer

Noch ist am Willy-Brandt-Platz die Feuerwehr zu Hause. Doch die rückt Ende des Jahres ab und macht den Platz frei. Die Immobilie ist längst Schauplatz von Planspielen der Verantwortlichen im Rathaus. Diejenigen, die einen Investorenwettbewerb ausschreiben möchten, um das Filetstück für die Gemeinde gut und möglichst gewinnbringend zu vermarkten, bekommen jetzt Argumentationshilfe. Das Fachbüro Stadt + Handel hat im Auftrag der Gemeinde das Einzelhandelskonzept von 2006 fortgeschrieben und gestern seinen Entwurf im Ausschuss für Planung und Bauen vorgestellt. Kernziel: Der Alpen als Zentrum zu stärken.

So heißt es auf Seite 40 des Papiers: "Insbesondere die Entwicklung des Willy-Brandt-Platzes ist von hervorgehobener Bedeutung." Die Gutachter schlagen vor, den Platz dem Hauptgeschäftsbereich Alpen-Mitte als "potenzielle Entwicklungsfläche" zuzuschlagen. Städtebauliches Ziel müsse es sein, so Stadt + Handel, "frequenzerzeugende Magnetbetriebe" anzusiedeln, "die insgesamt zu einer Attraktivität und Stärkung des Zentrums als Ganzem beitragen können".

Der Einzelhandelsstandort Alpen - 85 Prozent der Verkaufsfläche liegen im Kernort - kann nach Lage der Dinge einen starken Impuls vertragen. Im Rückblick auf die zurückliegenden zwölf Jahre sind die Vorzeichen stark negativ. So ist die Zahl der Betriebe seit 2005 um 41 auf nur noch 53 gesunken - ein Minus von 44 Prozent. 31 Prozent der Verkaufsfläche ist verschwunden. Die beträgt derzeit nur noch rund 12.000 m2. Damit liegt die Ladenfläche, bezogen auf die Einwohnerzahl (13.000), bei bescheidenen 0,94 m2 (minus 0,41 m2) und damit deutlich unter dem Bundesdurchschnitt (1,51 m2 pro Einwohner). Dabei machen die Gutachter auch hinsichtlich der Nahversorgung signifikante Defizite aus.

Auch andere Kennziffern machen die Abwärtstendenz des Standortes insgesamt deutlich. Obwohl die Alpener statistisch insgesamt mit einer Kaufkraft rund 80 Millionen Euro (6150 Euro pro Einwohner) im Vergleich aller Bundesbürger etwas mehr Geld zur Verfügung haben, fließt immer mehr Kaufkraft ab: Das rechnerische Minus der letzten zwölf Jahre, so die Untersuchung, summiert sich auf 18 Prozent.

Bezogen auf die Gesamtgemeinde liegt die Einzelhandelzentralität - das Verhältnis von Kaufkraft und örtlichem Umsatz - nur noch bei 54 Prozent. Auf dem Gebiet der Nahversorgung (Nahrungs- und Genussmittel) wird jeder vierte Euro nicht in Alpen ausgegeben.

0,27 m2 Verkaufsfläche je Einwohner unterschreitet den Bundesschnitt (0,40 m2) erheblich. Schlussfolgerung: "Die grundzentrale Versorgungsfunktion kann (nach wie vor) nicht wahrgenommen werden." Eine Zentralität von 74 Prozent bei Nahrung und Genuss seien zu wenig, 100 Prozent anzustreben. Während die Fachleute dazu raten, den Standort Menzelen, wo Edeka einen Markt plant - zur Nahversorgung nicht als Konkurrenz der Mitte Alpen - weiter zu verfolgen, sehen sie für die Ortschaften alternative Angebote, um die örtliche Versorgung sicherzustellen - durch Liefer- und Bestellservice, Hofläden oder mobile Verkaufswagen etwa.

(bp)
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