Rheinberg Amerikaner drückt den Deutschen die Daumen

Rheinberg · John W. Higson III. zog der Liebe wegen nach Rheinberg. Das WM-Spiel gegen die USA schaut er sich an - ein großer Fußballfan ist er aber nicht.

 Fußball oder Rock'n'Roll? John W. Higson III. würde sich im Zweifelsfall wohl eher für seine Fender Stratocaster, Baujahr 1973, entscheiden.

Fußball oder Rock'n'Roll? John W. Higson III. würde sich im Zweifelsfall wohl eher für seine Fender Stratocaster, Baujahr 1973, entscheiden.

Foto: Armin Fischer

Fußball? Nein, damit hatte John W. Higson III. bisher wirklich nicht viel am Kopf. "Ich bin kein sportlicher Typ", sagt der Amerikaner aus San Francisco. "Ich spiele ein wenig Golf, und Jürgen Klinsmann kenne ich erst seit kurzem." Die Abseitsregel könnte er nicht erklären, gesteht er. Dennoch wird der 58-Jährige heute die WM-Partie Deutschland-USA verfolgen und den Deutschen die Daumen drücken. "Ich könnte mir vorstellen, dass das Match unentschieden ausgeht", so "Higgi", "aber ich finde, Deutschland sollte gewinnen, weil die Begeisterung für Fußball und für die WM hier riesengroß ist."

John Higson lebt seit Februar 2013 in Rheinberg. Damals hatte er sich entschieden, zu seiner damaligen Lebensgefährtin Ulrike Bröcking zu ziehen. Inzwischen sind die beiden verheiratet. Ein One-Way-Ticket, zwei Gitarren und einen Koffer - mit mehr zog der große, ruhige Mann aus Kalifornien nicht los Richtung Niederrhein. Noch sei er zwar hier nicht wirklich zu Hause, gesteht Higson. "Aber alles entwickelt sich gut", erzählt er.

Rheinberg kannte Higson bereits. 1977 kam er erstmals her. Karnavel. Um seinen damaligen Freund Thomas Reichel zu besuchen. "Mit ihm war ich einige Jahre in einem Internat in der Schweiz", erinnert sich "Higgi". 1977, mit 21 Jahren, habe er mit zwei Freunden einen Trip durch Europa gemacht. Auch Ulrike Bröcking habe er damals kennengelernt, eine Zeitlang blieben sie in Kontakt. Dann aber habe jeder sein Leben gelebt. John Higson: "Ich war 20 Jahre lang verheiratet, war Anfang der achtziger Jahre sehr intensiv in der Musikszene in San Francisco und habe später wie mein Vater in der Versicherungsbranche gearbeitet."

Danach sei er in die Musikszene zurückgekehrt, zehn Jahre lebte er in Santa Fé, schließlich zog es ihn auch noch nach Boston, wo er - Facebook sei Dank - wieder Kontakt zu Ulrike Bröcking bekam. John Higson: "Es war ein Impuls. Irgendwann habe ich einfach ihren Namen eingegeben und sie angeschrieben. Und sie hat sofort geantwortet."

Nun will das Paar erst einmal in Rheinberg bleiben. John Higson kann sich vorstellen, wieder in einer Band zu spielen. Bei seiner Hochzeitsfeier im Kamper Hof stieg er für zwei Songs zur Band auf die Bühne, spielte Gitarre und sang. Zudem malt er, bildet sich an der Freien Kunstakademie Rhein-Ruhr in Krefeld fort. Alles andere überlässt "Higgi" dem Zufall. So weiß er auch noch nicht genau, wo er sich heute das Fußballspiel anschauen wird. "Höchstwahrscheinlich zu Hause", sagt er und freut sich, dass viele Freunde das Spiel mit ihm gemeinsam anschauen möchten.

(RP)
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