Alpen Auszeichnung für den "Anwalt der Natur"

Alpen · Nikolaus Mayers (87) hat mehr als vier Jahrzehnte ehrenamtlich für den Deutschen Wetterdienst in Menzelen und Alpen die Folgen des Klimas auf Pflanzen in Feld und Flur beobachtet. Dafür ist er jetzt im Rathaus geehrt worden.

 Von links hinten: Bürgermeister Thomas Ahls, Alt-Bürgermeister Wilhelm Jansen, Nabu-Vorsitzende Christian Chwallek, Saskia Pietzsch vom Deutschen Wetterdienst sowie Nikolaus Mayers und seine Frau Gertrud.

Von links hinten: Bürgermeister Thomas Ahls, Alt-Bürgermeister Wilhelm Jansen, Nabu-Vorsitzende Christian Chwallek, Saskia Pietzsch vom Deutschen Wetterdienst sowie Nikolaus Mayers und seine Frau Gertrud.

Foto: Gemeinde

Nikolaus Mayers (87), Gärtnermeister im Ruhestand, ist im Rathaus für seine langjährige ehrenamtliche Mitarbeit im sogenannten phänologischen Beobachtungsdienst des Deutschen Wetterdienstes (DWD) geehrt worden. Der Deutsche Wetterdienst beobachtet den Einfluss des Klimas auf die Pflanzenentwicklung und unterhält ein Beobachtungsnetz mit rund 1200 ehrenamtlichen Experten im gesamten Bundesgebiet.

Mit 45 hauptamtlichen DWD-Stationen wird so unter anderem die wetterdienstliche Beratung der Landwirtschaft sichergestellt. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter beobachten die Entwicklung von wildwachsenden Pflanzen und Kulturpflanzen im Jahresablauf. Dies beginnt mit der Blüte der Haselnuss im Vorfrühling und endet mit dem Nadelfall der Lärche im Spätherbst. Das phänologische Beobachtungsprogramm umfasst 48 verschiedene Pflanzen. Insgesamt können in einem Jahr 168 Beobachtungen notiert und zum Jahresende an den DWD geschickt werden.

Lange bevor die Klimadiskussion in Gang kam, begannen freiwillige Helfer des DWD die Folgen des Klimas auf Pflanzen in der freien Natur aufzuzeichnen. Da die Entwicklung der Pflanzen maßgeblich vom Klima gesteuert wird, lassen sich Klimaveränderungen anhand langer Datenreihen sehr gut erkennen. So beginnt zum Beispiel der Frühling seit Ende der 80er Jahre häufig früher, und die Winter werden wärmer.

Dies könne man auch an den von Nikolaus Mayers beobachteten Daten sehen, hieß es in der Feierstunde im Rathaus. Neben der Klimaforschung ist die Landwirtschaft Hauptnutznießer der Beobachtungen. So werden mit Hilfe der Daten Modelle entwickelt, die den Verlauf von Pflanzenkrankheiten und Schädlingen vorhersagen. Diese Prognosen sollen verhindern, dass die Umwelt unnötig mit Pflanzenschutzmitteln belastet wird. Zudem liefen die Daten Imkern und Allergikern Blühvorhersagen.

Nikolaus Mayers, bis zu seiner Pensionierung 1994 Gärtnermeister der Gemeinde, hat nebenamtlich mehr als vier Jahrzehnte als phänologischer Beobachter in Menzelen und in Alpen gearbeitet. In diesem langen Zeitraum hat er 6163 Beobachtungsdaten notiert und an den Wetterdienst gemeldet. Für seine ehrenamtliche Tätigkeit wurde er mit dem Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

Die Liste der Verdienste des inzwischen 87-Jährigen ist lang. So gehört er seit ihrer Gründung im Jahr 1988 der Nabu-Ortsgruppe an, deren Vorsitzender er 2002 wurde. Er hat sich für den Kopfweidenschnitt engagiert, war an der Umsetzung von Landschaftsplänen beteiligt. Im Rahmen der Pflege von Obstbaumwiesen in Alpen hat er für die Gemeinde ein Obstbaumkataster erstellt.

Mit fundierten Botanik-Kenntnissen hat er sich als Anwalt der Natur, er war zwischen 1990 und 2005 als Landschaftswächter für den Kreis Wesel im Gemeindegebiet Alpen unterwegs, profiliert.

Als versierter Kenner der Geschichte der Alpener Friedhöfe hat der Gärtnermeister sich auch mit eigenständigen Publikationen um die Alpener Heimatforschung verdient gemacht. Nach viel detektivischer Kleinarbeit und siebenjähriger Recherche ist es ihm gelungen, dem Gemeindearchiv eine 15 Ordner starke Dokumentation über die kommunalen Friedhöfe in Alpen, Veen und Menzelen von 1804 bis ins Jahr 2000 zu übergeben.

Hierfür hat er Dokumente in Archiven gesucht, Zeitzeugen befragt, Fachliteratur gelesen und schließlich alle Informationen handschriftlich zusammengestellt. Für diese zeitaufwändige Arbeit wurden von der Gemeinde, die ihn vor zehn Jahren als Ehrenamtler ausgezeichnet hat, nur Reise- und Kopierkosten erstattet. "Seine Dokumentation zeigt eindrucksvoll, wie er sich schöne Friedhöfe vorstellt", schrieb damals die RP. Der "Gärtnermeister mit Leib und Seele" verstehe sein historisches Werk auch als Kritik an heutigen Friedhöfen: "Grabstätten sollten Ruhe ausstrahlen und nicht Mini-Baumschulen sein. Individuell gestaltet mit persönlichen Merkmalen des Verstorbenen wäre schön und nicht einfach Sachen aus dem Gartencenter - fertig." Das gilt wohl nach wie vor.

(bp)
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