Alpen Automaten-Sprengung: Banken rüsten auf

Alpen · Neue Alarmsysteme sollen den Einbrechern das Leben schwermachen und das Sprengen von Geldautomaten verhindern. Wie die Sparkasse am Niederrhein verschließt nun auch die Volksbank sicherheitshalber nachts die Foyers.

 Guido Lohmann am Geldautomaten der Volksbank Niederrhein in Alpen. Nachts kommt man dort in Zukunft nicht mehr in das Foyer der Bank.

Guido Lohmann am Geldautomaten der Volksbank Niederrhein in Alpen. Nachts kommt man dort in Zukunft nicht mehr in das Foyer der Bank.

Foto: Reichwein

Anfang der Woche schlugen sie wieder zu: Im Foyer der Deutschen Bank an der Hartstraße in Geldern versuchten die Täter, das Bedienteil eines Geldautomaten zu manipulieren, um Gas in das Gerät zu leiten. Anschließend sollte der Apparat in die Luft gesprengt werden. Dazu kam es aber nicht. Denn als sich die Täter an dem Automaten zu schaffen machten, wurde ein Alarm ausgelöst. Der laute Ton schlug die Unbekannten in die Flucht.

Die packten sich wohl noch die Gasflasche und machten sich mit einem schwarzen SUV aus dem Staub. Die Polizei entdeckte das Fahrzeug ohne Kennzeichen und nahm sofort die Verfolgung auf. Statt anzuhalten, gaben die Täter richtig Gas. In den Niederlanden raste der Wagen auf die A 67. Die Polizei setzte zwar nach, konnte schließlich aber nicht mehr folgen. Die Täter entkamen unerkannt.

Auch die Volksbank Niederrhein, zuletzt durch die Sprengung ihres Geldautomaten in der Geschäftsstelle Vluyn betroffen, setzt jetzt auf das aufwendige Alarmsystem an den Automaten, das in Geldern die Diebe vertrieb. Nach Rücksprache mit der Polizei sowie verschiedenen Sicherheitsunternehmen sei man zu der Entscheidung gelangt, alle Automaten mit diesen neuartigen zusätzlichen Direktalarmanlagen auszurüsten, erläuterte Vorstandsvorsitzender Guido Lohmann unserer Redaktion.

Diese lösen, unterstützt durch ein schrilles Sirenensignal, einen Alarm bereits beim ersten Versuch aus, einen Geldautomaten zu manipulieren. Bisher geht der Alarm erst los, wenn der Automat tatsächlich gesprengt wird. Durch das neue System verlieren die Täter für sie wertvolle Zeit zur Vorbereitung. "Nach Einschätzung aller Experten hindert diese derartig frühe Alarmauslösung Täter daran, den beabsichtigten Sprengvorgang überhaupt durchzuführen", so Lohmann.

Automaten, die die Geldscheine im Fall einer unerlaubten Öffnung durch Farbpatronen unbrauchbar machen, seien dagegen keine wirkliche Lösung, erläutert Guido Lohmann auf Nachfrage. Das verhindere nämlich die gefährliche Sprengung nicht, zudem gebe es auf dem Schwarzmarkt durchaus auch interessierte Käufer für das verunreinigte Geld, heiße es aus Sicherheitskreisen.

Als weitere Maßnahme bleiben die Zugänge zu den Geldautomaten ab sofort von 23 bis 5 Uhr verschlossen. "Wir haben es bei diesem Thema europaweit mit hochorganisierten Verbrechern zu tun. Auch wenn es uns absolut widerstrebt, die Freiheit unserer Kunden bei der Nutzung unserer Geldautomaten einzuschränken, geht die Sicherheit für unsere Kunden, für Passanten und die Bewohner der Häuser vor", so Guido Lohmann.

Bei der Sparkasse am Niederrhein, die zuletzt im Dezember 2015 beim Pavillon bei Edeka an der Sonsbecker Straße in Xanten Opfer einer Automatensprengung war, sind die Foyers bereits seit 2007 nachts geschlossen. In Veen, Orsoyer Berg, Ossenberg schließen die Türen um 22 Uhr, an den anderen Standorten um Mitternacht. Ab 5.30 Uhr stehen die Automaten wieder zur Verfügung. Einzige Ausnahme ist die Hauptstelle in Moers. Von den Kunden gab es von Beginn an keinerlei Beanstandung, sagte uns gestern auf Anfrage der Pressesprecher der Sparkasse, Jörg Zimmer.

Weitere Investitionen in Alarmsysteme seien derzeit nicht geplant, so Zimmer: "Wir haben viele unserer Automaten, besonders die, die in der Nähe von bewohnten Räumen stehen, bereits mit sehr effektiven Dämm-Matten gesichert, die im Falle einer Explosion die Wucht abfangen und kaum Druck nach außen lassen. Das hat sich bei anderen Sparkassen schon bewährt."

Zusammen mit der erforderlichen technischen Umrüstung der Filialen investiert die Volksbank rund 200.000 Euro in ihre neue Sicherheitstechnik. Das Ende der Sprengungen dürfte damit aber auch noch nicht erreicht sein, ist sich Guido Lohmann sicher. "Es ist so wie bei einem Wettrennen. Auch die Verbrecher werden weiter aufrüsten."

(RP)
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