Rheinberg Beide Schulen können Gewinner sein

Rheinberg · Die Schulausschüsse von Rheinberg und Alpen tagten gestern Abend gemeinsam. Es wurde kein Beschluss gefasst.

 Rund 50 Eltern, Lehrer und andere Besucher verfolgten gespannt die Sitzung der beiden Ausschüsse in der Europaschule.

Rund 50 Eltern, Lehrer und andere Besucher verfolgten gespannt die Sitzung der beiden Ausschüsse in der Europaschule.

Foto: Stoffel

Zum Schluss luden Norbert Giesen, Direktor der Europaschule, und seine Kollegen alle Beteiligten gestern Abend noch zu ein paar Häppchen in der Mensa ein - Politiker, Verwaltungsleute, Besucher. Diese Geste nach der gemeinsamen Sitzung der Schulausschüsse von Rheinberg und Alpen zeigte die Freundschaftlichkeit der langen Verhandlungen. Von "feindlicher Übernahme" - das wurde gleich in mehreren Wortbeiträgen betont - könne keine Rede sein.

In der Sondersitzung im Pädagogischen Zentrum der Europaschule mussten Politik und Verwaltung einen schwierigen Spagat hinlegen. Normalerweise wäre die Auflösung der von den Anmeldezahlen her schwachbrüstigen Sekundarschule Alpen beschlossen worden. Auch das Ende der Europaschule als Gemeinschaftsschule im komfortablen Modellversuch bis zum Jahr 2020 wäre besiegelt worden. Die Europaschule wäre zu einer Gesamtschule geworden, der Standort Alpen zu seiner Filiale. Doch jetzt kommt - voraussichtlich - alles anders. Weil es bald eine neue Landesregierung gibt und weil CDU und FDP in ihrem Koalitionsvertrag die Absicht erklärt haben, kleine Sekundarschulen wie Alpen künftig auch dann überleben zu lassen, wenn die Anmeldezahlen nur für zwei Klassen pro Jahrgang ausreichen. Das Problem: Dazu muss das Schulgesetz geändert werden, aber das kann die neue Regierung erst veranlassen, wenn sie in Amt und Würden ist. "Das ist eine neue Ausgangssituation", sagte Rheinbergs Bürgermeister Frank Tatzel gestern Abend in seiner Begrüßung. "Und ich kann verstehen, dass Alpen seine Schule um jeden Preis erhalten will."

Für die Rheinberger Stadtverwaltung und die Leitung der Europaschule bedeutete das ganze Procedere einen riesigen Arbeitsaufwand. Mit dem Ergebnis, das Konzepte für eine gemeinsame Zukunft höchstwahrscheinlich im Mülleimer landen. Zum Glück - so war der Tenor gestern Abend.

"Wir waren immer der Überzeugung, dass die Sekundarschule eine gute Schulform für eine kleine Gemeinde im ländlichen Raum wie Alpen ist", sagte Bürgermeister Thomas Ahls. Und er unterstrich unmissverständlich, dass man Rheinberg dankbar sein müsse: "Wir haben uns in den Gesprächen mit Rheinberg immer sehr wohl gefühlt. Aber es würde keiner verstehen, wenn wir den gemeinsamen Weg mit Rheinberg jetzt noch weitergehen würden." Allerdings müsse Alpen in Sachen Sekundarschule seine Hausaufgaben besser machen.

Das Interesse war groß. Rund 50 Eltern, Lehrer und sogar Schüler hörten zu und meldeten sich zu Wort. So auch Sabine Holert-Drewicke, Schulpflegschaftsvorsitzende in Alpen, die ein Plädoyer für den Erhalt der Sekundarschule sprach: "Wir Eltern haben uns ganz bewusst für ein kleines Schulsystem entschieden", sagte sie.

Direktor Norbert Giesen war der Hinweis wichtig, "dass wir niemals eine andere Schule übernehmen wollten. Wir wollen nur nicht unseren Kooperationspartner im Regen stehen lassen". Birgitt Terschüren und Dorothee Bauer vom Lehrerrat der Sekundarschule verlasen ein Konzept, dessen Umsetzung sie sich für den Fall wünschten, dass es doch zur Auflösung der Alpener Schule kommen sollte.

In den Wortbeiträgen der einzelnen Fraktionen zeichnete sich eine erkennbare Linie ab. Wenn alles bleibt, wie es ist, gewinnen beide Schulen - eine klassische Win-Win-Situation. Beide Ausschüsse entschieden getrennt voneinander, dass sie erst einmal nichts tun werden - darauf vertrauend, dass die neue Landesregierung die kleinen Sekundarschulen rettet. Denn einen Ministererlass gibt es nicht.

Sollte sich bis zu den Ratssitzungen (am 27. Juni in Rheinberg, am 11. Juli in Alpen) ein neuer Sachstand ergeben, werden diese Gremien neu entscheiden. Irmgard Höpfner (CDU), die Alpener Schulausschussvorsitzende, die die Sitzung zusammen mit ihrem Rheinberger Kollegen Dietmar Heyde (Grüne) leitete, fasste die Alpener Situation so zusammen: "Für uns hat sich eine Tür geöffnet, von der wir noch nichts wussten. Wir wissen nicht, was hinter dieser Tür ist. Aber wir müssen einen Fuß in die Tür bekommen."

(up)
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