Rheinberg / Baerl Bergschaden-Streit nicht Sache der Politik

Rheinberg / Baerl · Der Landtags-Unterausschuss für Grubensicherheit besichtigte gestern ein Haus und eine Orsoyer Industriehalle mit Rissen im Boden. Im Stadthaus diskutierte man anschließend über die Eintragung von Bergbauaktivitäten in Karten.

 Der Ausschuss beim Ortstermin: : Bei Polymer in Orsoy geht ein dicker Riss durch den Boden. Nun ist die Frage: Was muss der Bergbau zahlen?

Der Ausschuss beim Ortstermin: : Bei Polymer in Orsoy geht ein dicker Riss durch den Boden. Nun ist die Frage: Was muss der Bergbau zahlen?

Foto: Armin Fischer

"Beim Haus von Evelin Sommer in Baerl liegen aus meiner Sicht Bergschäden vor. Die Geländeabrisse sind nicht im Tagesriss, also der bergmännischen Karte eingetragen, was nicht legal ist." Für Rechtsanwalt Michael Terwiesche, der Evelin Sommer bei der rechtlichen Auseinandersetzung mit dem Bergbau vertritt und gleichzeitig FDP-Kreisvorsitzender ist, ist die Sache klar. Für den Bergbau ist die Sache ebenfalls klar. Allerdings geht dieser nicht davon aus, dass die Schäden nicht durch einen früheren Kohleabbau entstanden sind.

Um mehr von diesen strittigen Fall zu erfahren, schauten sich die Mitglieder des Unterausschusses Bergbaussicherheit gestern vor Ort um. Vormittags besichtigten sie das genannte Haus in Baerl sowie eine Industriehalle in Orsoy: Im Unternehmen Polymer-Synthese ging es übrigens nicht allein um deutliche Schäden im Gebäude nicht weit vom Rheindeich entfernt, sondern auch um Auswirkungen auf die Produktion. Das Gesehene wurde anschließend bei einer Sitzung in der Rheinberger Stadthalle vertieft, wo das Thema Risswerkführung auf der Tagesordnung stand.

Begleitet wurden die 15 Ausschussmitgliedern von Rechtsanwälten, Sachverständigen, Vertretern von Initiativen sowie Politikern vor Ort. "Die Tektonik kann viel komplizierter sein, als oft angenommen wird", meinte etwa Dr. Klaus Becker während der Besichtigung in Baerl, der vereidigter Sachverständiger für Bergschäden ist. "Manchmal gibt es auch Senkungen von zehn bis 15 Zentimeter, wenn der Bergbau schon mehr als ein Jahrzehnt zurück liegt." Dazu kämen lokale Drehpunkte auf engem Raum, die zwischen den Messpunkten des Bergbaus liegen könnten und nicht bemerkt würden.

Auch beim Polymer-Synthese-Werk in Orsoy gibt es — wie erwähnt — Risse im Boden, die Axel Klaus als geschäftsführender Gesellschafter bei der gestrigen Besichtigung auf den einstigen Bergbau zurückführte. Sie liegen in den Fabrikhallen, in denen Nahe des Orsoyer Rheinhafens Kunststofffolien produziert werden. "Wir mussten die Maschinen in der Höhe nachjustieren, um die Produktion fortsetzen zu können", berichtete Axel Klaus. "Besonders gefährlich ist es, wenn Schrauben in der Hallenkonstruktion reißen und durch die Luft fliegen." Denn durch die Bodensenkung würden es Spannungen geben, die über die schweren Betonfundamente in die Hallenkonstruktion übertragen würden. Bauingenieur Heinz Hasshoff hatte errechnet, dass durch die Senkungen ein Schaden von 2,3 Millionen Euro entstanden sei.

Nachdem die 15 Ausschussmitglieder die zwei Orte besichtigt hatten, diskutierten sie intensiv das Thema Risswerkführung. Deutlich wurde dabei, wie schwierig es ist, Schäden einem Verursacher zuzuordnen, vor allem wenn die Gutachter der zwei Seiten zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. "Wir sind bei den Menschen vor Ort. Wir können aber nur an den Gesetzen etwas ändern, sie eindeutiger machen", sagte beispielsweise SPD-Abgeordneter Rene Schneider. Bei strittigen Fällen habe letztlich ein Gericht zu entscheiden.

Marie-Luise Fasse (CDU), die nicht dem Ausschuss angehört, aber als Rheinberger Landtagsabgeordnete teilnahm, sagt zu den beiden Fällen: "Es ist wichtig, sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen, um ein sachgerechte Entscheidung treffen zu können."

(RP)
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