Rheinberg Betreuung: Streit um fünf Euro im Monat

Rheinberg · In der Rheinberger Ratssitzung geht es heute auch darum, wie das Defizit des Caritasverbands ausgeglichen werden soll.

 Der sechsjährige Timon lässt sich das Mittagessen in der Budberger Grundschulbetreuung schmecken. Anders als an allen anderen Rheinberger Grundschulstandorten organisiert dort der Förderverein die Betreuung.

Der sechsjährige Timon lässt sich das Mittagessen in der Budberger Grundschulbetreuung schmecken. Anders als an allen anderen Rheinberger Grundschulstandorten organisiert dort der Förderverein die Betreuung.

Foto: Olaf Ostermann

Wie wichtig die Offene Ganztagsbetreuung an den Grundschulen (OGS) ist, machte Gabi Krekeler, Rektorin der St.-Peter-Grundschule, im Schulausschuss deutlich. "Von unseren 275 Kindern besuchen 110 die OGS. Wir könnten ohne den Offenen Ganztag gar nicht mehr existieren. Deshalb bitten wir Sie, die Defizitabdeckung zu übernehmen." Der Appell richtete sich an die Mitglieder des Schulausschusses, der eine Entscheidung letztendlich aber an den Rat verwies. Somit wird erst in der heutigen Sitzung entschieden.

Darum geht es: An allen Rheinberger Grundschulen mit Ausnahme des Standortes Budberg der Grundschule Budberg-Orsoy ist der Caritasverband Moers-Xanten für die Offene Ganztagsbetreuung zuständig. In Budberg ist der Schulförderverein zuständig. Der Caritasverband hat allerdings finanzielle Sorgen: Ihm fehlen 38.565 Euro zur Deckung der Kosten. Die Gesamtausgabe für die derzeit 413 Rheinberger OGS-Kinder liegt bei 835.955 Euro (Planzahl). Der dickste Brocken sind die Personalkosten für die Caritas, die sich auf 740.300 Euro pro Jahr belaufen. Für Budberg kommen 148.802 Euro hinzu, insgesamt also 889.100 Euro. Die Differenz von 53.145 Euro wird durch höhere Landeszuweisung um 14.580 Euro gemindert. Bleiben jene 38.565 Euro, die die Stadt auftreiben muss.

Sie will dies durch eine Erhöhung der Elternbeiträge tun. Der Vorschlag: In jeder Einkommensstufe (auch in der Stufe 0 bis 20.000 Euro Jahreseinkommen) sollen die Eltern pro Kind und Monat fünf Euro mehr zahlen. Geschwisterkinder sind zunächst ausgenommen, ab August soll für sie dann ein Aufschlag von zehn Prozent oder mindestens einen Euro vom Satz für das voll zahlenden Kind angesetzt werden. Damit war insbesondere die SPD nicht einverstanden. Sie möchte die unterste Einkommensgruppe entlasten. Das ist auch Friedhelm Kung, Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses, wichtig. Er sagt: "Fünf Euro mehr wären für die untersten Beitragszahler mit derzeit 26,52 Euro pro Monat ein Mehr von gerundet fast 20 Prozent. In der höchsten Einkommensgruppe mit 159,14 Euro pro Monat wäre das ein Mehr von nur drei Prozent. Nicht gerade eine gleichmäßige Verteilung." Der SPD gehe es ums Prinzip. Kung: "Wenn man die Beträge pauschal umrechnet, gibt es keine soziale Staffelung. Und das möchten wir nicht. Außerdem ist überhaupt noch nicht klar, ob das Defizit tatsächlich so hoch ausfällt."

Im Schulausschuss warb auch SPD-Sprecherin Karin Winkel für eine solche Vorgehensweise. "Kann man die OGS eventuell durch eine alternative Gestaltung oder durch die Einbindung von Eltern kostengünstiger machen?", fragte sie. Barbara Ettwig (Grüne) verwies darauf, dass allein in der Einkommensgruppe 0 (bis 20.000 Euro Jahreseinkommen) 174 Kinder betreut werden: "Die Frage ist, ob man den Kindern dieser Eltern die zusätzlichen fünf Euro zumuten kann."

Für die CDU schlug Corinna Kreutinger vor, in der Gruppe 0 monatlich 2,50 Euro und in der Gruppe 1 dann 7,50 Euro aufzuschlagen. Unterdessen fand Herbert Becker von der FDP, dass fünf Euro als Anerkennung für eine gute Betreuungsleistung auch für Wenigverdiener nicht zu viel seien. Zum Vergleich: In der höchsten Einkommensgruppe kann die Stadt pro Kind und Monat 180 Euro für den OGS-Besuch nehmen; 170 Euro sind veranschlagt. Der Rat soll nun beschließen, dass dem Caritasverband eine auskömmliche Finanzierung ermöglicht wird, die Stadt soll im Gegenzug ein Mitspracherecht bekommen.

Für den Caritasverband wies Ulla Bünnagel in der Schulausschusssitzung darauf hin, dass die Kopfpauschalen geblieben seien, die Erzieher tariflich allerdings höher eingruppiert worden seien.

Unterdessen hebt der Förderverein des Grundschulstandortes Budberg hervor, dass er die Ganztagsbetreuung kostendeckend hinbekommt. "Und unsere Betreuung ist genau so qualifiziert wie die des Caritasverbands", sagt Schulpflegschaftsvorsitzender Peter Reuters. "Aber wir haben weniger bürokratischen Aufwand." Der Förderverein wirtschafte so gut, dass in diesem Jahr erstmals mehr Urlaubs- und Weihnachtsgeld gezahlt werden könne. Die Budberger empfehlen, sich in Sachen Finanzierung der OGS etwas beim Förderverein abzuschauen. Noch einen Wunsch äußert Peter Reuters: "Unsere Betreuung findet in einem städtischen Gebäude statt. Wenn wir schon kostendeckend arbeiten, wäre es schön, wenn die Stadt eine erforderliche Sanierung vornehmen würde."

(up)
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