Rheinberg Borth – ein komplexer Fall

Rheinberg · Die Solvay-Tochter Cavity GmbH wehrt sich gegen die Vorwürfe Borther Bürger, die Schäden an ihren Häusern seien auf den Salzabbau zurückzuführen. Gutachten nennt Bodenbeschaffenheit und alten Rheinarm als Gründe.

Rheinberg-Borth In ihrer Ausgabe vom 1. Dezember 2010 berichtete die Rheinische Post über starke Schäden am 1872 errichteten Bauernhaus der Eheleute Marlies und Willi Amtmann an der Borther Straße in Borth. Das Ehepaar ging damals davon aus, dass der Salzabbau die Ursache für die Schäden sei – und zwar der Abbau vor rund 20 Jahren, als noch Solvay für die Salzförderung verantwortlich zeichnete und nicht esco. Die inzwischen 100-prozentige Tochter des Unternehmens K+S übernahm das Bergwerk erst 2002.

Borther Straße und Hesperstraße

151 000 Euro, so hatten Amtmann ermitteln lassen, würde es kosten, ließe man die Schäden beseitigen. Einige Nachbarn der früheren Landwirte, die ihre Häuser ebenfalls an der Borther Straße, aber auch an der Hesperstraße haben, klagten gegenüber der RP ebenfalls über Schäden. Und auch sie glaubten, dass Solvay Schuld daran trage. Gestern nun äußerten sich Reinhard Maly und Dr. Manfred Inkmann zu den Vorwürfen. Maly ist Geschäftsführer der Cavity GmbH; die Solvay-Tochter kümmert sich um die Auswirkungen aus dem Salzbergbau und reguliert die Schäden, die auf den Abbau der Solvay Salz GmbH zurückzuführen sind. Inkmann ist Geschäftsführer der neuen Horizion Immobilen GmbH, die Solvay-Immobilien verwaltet.

"Wir haben in der Sache einen unabhängigen Gutachter eingeschaltet", beschreibt Maly. "Und der kam zu dem Schluss, dass in dem komplexen Fall Borth, wo an ca. zehn Gebäuden seit 2005 auffällig starke Schäden aufgetreten sind, die Schadensbilder als Folgen des Salzbergbaus nicht erklärbar sind." Cavity sei damals unverzüglich eingeschaltet worden und habe die Eigentümer begleitet. Maly: "Wir waren seither sicher einige Dutzend Male vor Ort."

Die LINEG pumpt nicht

Als Hauptursache dafür, dass sich Risse in den Häusern bildeten, sei die Bodenbeschaffenheit ausgemacht worden. Konkret sei man auf einen alten Rheinarm gestoßen. Zudem habe sich herausgestellt, dass es seit 2004 einen dauerhaft niedrigen Grundwasserstand gegeben habe. Und das, so der Cavity-Verantwortliche, sei nicht auf Pumpmaßnahmen der LINEG zurückzuführen; auch habe das Bergwerk selbst keinen Einfluss auf das Grundwasser genommen. Weil das Gutachten aber nicht ausschließen konnte, dass der Salzbergbau ein "zusätzlich wirkendes Initial" sei, habe die Cavity GmbH angeboten, sich zu einem Drittel an der Schadensbehebung zu beteiligen. Und zwar dann, wenn der jeweilige Hauseigentümer aktiv wird und den Schaden behebt. Im Fall Amtmann heißt das: Cavity legt dann 50 000 Euro dazu, wenn das Haus tatsächlich für 150 000 Euro repariert wird. Für Dr. Inkmann ist der Fall klar: "Gerade weil die Schäden in Borth sehr konzentriert auftreten, kann es gar nicht der Salzbergbau gewesen sein."

(RP)
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