Rheinberg Borther Salz wird jetzt per Lkw verladen

Rheinberg · Die Zeit der Züge ist vorbei. Nicht mehr im Momm-Hafen, sondern im Weseler Stadthafen kommt das Salz auf die Schiffe.

 Die riesige, viergeteilte Lagerhalle ist neu gebaut worden und Teil des neuen Verladekonzepts. Bisher konnte das Salz in den Waggons der Solvay-Grubenbahn lagern, weshalb man auch von rollenden Bunkern sprach.

Die riesige, viergeteilte Lagerhalle ist neu gebaut worden und Teil des neuen Verladekonzepts. Bisher konnte das Salz in den Waggons der Solvay-Grubenbahn lagern, weshalb man auch von rollenden Bunkern sprach.

Foto: Armin Fischer

Die Zeit der Salzzüge ist vorbei. Jahrzehntelang wurde das weiße Gold aus dem Borther Steinsalzbergwerk mit der Grubenbahn zum Solvay-Hafen an der Momm gefahren und dort mit Kränen auf Binnenschiffe verladen, bevor die Reise auf dem Wasser fortgesetzt wurde. Seit Ende vergangenen Jahres nun sind die Loks mit dem offenen Kamel-Waggons (wegen der weißen Salz-Höcker) Vergangenheit.

Die gesamte Verladung erfolgt nun über Lkw, die das Salz über die neue Ortsumgehung und die neue Rheinbrücke zum Weseler Rheinhafen befördern. Dort werden die Schiffe von der Firma Hülskens beladen. Sieben bis acht Lkw fahren permanent hin und her. Der Probebetrieb läuft (erfolgreich) seit dem 5. Januar. "Bisher liegen wir bei 51 000 Tonnen", so Dirk Heinrich, Leiter Produktion und Technik bei Esco in Borth.

 Esco-Produktionsleiter Dirk Heinrich neben einem soeben beladenen Lkw.

Esco-Produktionsleiter Dirk Heinrich neben einem soeben beladenen Lkw.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Für Esco hat durch die Umstellung eine neue Zeitrechnung begonnen. In den Aufbau einer komplett neuen Verladeanlage hat das Unternehmen rund acht Millionen Euro investiert. "Der Standort Borth ist durch die Nähe zum Rhein immer noch optimal für uns", sagte gestern Esco-Logistik-Chef Stephan Gatz. "Aber die Vorzeichen haben sich geändert. Früher haben wir alleine Bayer pro Jahr eine Million Tonnen Industriesalz in offenen Waggons geliefert, weil das Material wetterunabhängig transportiert werden konnte." Inzwischen habe sich die Kundschaft geändert, immer neue Anforderungen an unterschiedliche Salz-Produkte stellten die Produzenten vor neue Herausforderungen. "Das ist wie mit Joghurt im Supermarkt", nannte Gatz beispielhaft. "Früher wurden fünf Sorten angeboten, heute sind es 50." Darauf habe man reagieren müssen. Der Transport mit Lkw sei auch deswegen praktischer und wirtschaftlicher, weil sich die Fahrzeuge besser reinigen ließen. Mit etwa 140 Lkw-Fahrten pro Tag rechnen die Partner. Die Umstellung der Verladung sei vor rund drei Jahren ernsthaft zum Thema geworden, weil zwischenzeitlich die neue Rheinbrücke und die Büdericher Ortsumgehung fertig geworden seien. Und der Weseler Stadthafen wurde in erheblichem Maße ausgebaut. Andere Voraussetzungen also. Ein ambitionierter Zeitplan wurde aufgestellt und in die Tat umgesetzt. Dirk Heinrich: "Wir haben eine komplett neue Verladeanlage mit einer neuen Lagerhalle gebaut." Die Lagerhalle - Ersatz für die Waggons, die eine Art rollende Bunker waren - besteht aus vier Boxen mit einer Lagerkapazität von jeweils 1400 Tonnen. Aktuell werden pro Woche 13 000 bis 15 000 Tonnen umgeschlagen. "Die neue Verladung bedeutet für uns auch eine komplette Veränderung der Verfahrenstechnik. Die Datenverarbeitung musste komplett erneuert werden." Denn neben den Waren- galt es auch gigantische Datenströme zu zu bewältigen."

Zur neuen Anlage gehören desweiteren der Bau zwei neuer automatisierter Verladestraße, die Anschaffung von sechs Lkw für die Umlauffahrten der Partner-Spedition Imgrund sowie der Neubau einer Umschlagsanlage im Weseler Stadthafen durch die Firma Hülskens.

Rund 2,4 Millionen Tonnen Steinsalz und 290 000 Tonnen Siedesalz fördern die 310 Borther Esco-Mitarbeiter jährlich. Ein Drittel dieser Menge wird per Schiff verfrachtet. Das bedeutet: Auch weiterhin wird ein Großteil des Salzes - in erster Linie Auftausalz - im Werk in Lkw verladen und über die Straße zum Kunden gefahren. Das Borther Steinsalzbergwerk gehört zu den drei größten in der Esco-Familie. Esco ist eine hundertprozentige Tochter der Kasseler K+S Gruppe und hat Produktions- und Verladestandorte in ganz Europa von Polen bis Portugal.

(RP)
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