Rheinberg Bürgermeisterwahl im Seniorenheim

Rheinberg · Wie für viele Rheinberger gilt es auch für die Bewohner von Senioren- und Pflegeheimen ihre Stimme bei der Wahl des Bürgermeisters abzugeben. Doch wie wird die Wahl für Menschen organisiert, die dement oder nicht mehr mobil sind?

Ob Bundestag, Landtag oder auf lokaler Ebene - für die meisten Bürger ist es bei jeder Wahl dasselbe Prozedere: Kaum ist die Wahlbenachrichtigung im Postkasten, wird mit Blick aufs Datum abgeklärt, ob eventuell eine Briefwahl nötig ist. Weil beispielsweise ein Urlaub ansteht. Ansonsten hat sicher jeder im Lauf der Zeit seine eigene (Wahl-)Routine entwickelt: nach dem Frühstück oder kurz vor Schließung der Wahllokale. Doch wie sieht es mit der Wahrnehmung des Wahlrechts eigentlich für Bewohner von Senioren- und Pflegeheimen aus? Wie gehen diese Einrichtungen organisatorisch mit dem Thema Wahl um? Im Vorfeld der Rheinberger Bürgermeisterwahl hat die Rheinische Post nachgefragt. 116 Bewohner hat das St.-Thekla-Heim am Stadtpark in Rheinberg. Wer hier wahlberechtigt ist, hat seine Benachrichtigungskarte von den Mitarbeitern des Sozialdienstes "zugestellt" bekommen. "Wir müssen sicherstellen, dass jeder, der wählen darf, auch wählen kann", informiert Michaela Damme von der Sozialaktivierung und Betreuung im St.-Thekla-Heim. Im evangelischen Alten- und Pflegenheim Orsoy sind es rund 100 Bewohner, die hier ihren ersten Wohnsitz haben, und damit mitbestimmen können, wer künftig Bürgermeister in Rheinberg wird. "Einige sind noch mobil und gehen selbst ins Wahllokal, um ihr Kreuzchen zu machen, ein großer Teil wird dabei von Angehörigen begleitet", berichtet Anja Schmid, Pressesprecherin der Evangelischen Altenhilfe Duisburg, Träger der Orsoyer Einrichtung. Eine Begleitung durch Mitarbeiter sei aber aus personellen Gründen nicht möglich.

Viele Bewohner aber machen nach Erfahrung von Schmid erst gar keinen Gebrauch von ihrem Wahlrecht. Da steht die Benachrichtigung möglicherweise noch Wochen nach der Wahl im Regal. Und wie schaut es mit der Briefwahl aus? Die gilt vielen gerade als Einfallstor für mögliche Manipulationen. Michaela Damme vom St.-Thekla-Heim betont nachdrücklich: "Wir stellen die Unterlagen zu, alles andere entzieht sich unserer Kenntnis." Ob und inwiefern beispielsweise Angehörige Einfluss nehmen, könne man nicht beurteilen. Bewohner, die bei den Mitarbeitern des Sozialdienstes Hilfe einfordern, werden unterstützt, doch "wo die Bewohner das Kreuzchen machen, entscheiden diese selbst", so Michaela Damme. Dies gilt insbesondere auch für viele Demenzerkrankte, die wahlberechtigt sind.

Wie viele Bewohner am Ende tatsächlich ihre Stimme bei der Bürgermeisterwahl abgeben, können die Rheinberger Einrichtungen nicht sagen. "Wir haben derzeit die ausgefüllten Briefwahlunterlagen in der Post, aber wir führen darüber nicht Buch", sagt Michaela Damme vom St.-Thekla-Heim.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort