Rheinberg "Burnout" trifft immer mehr Menschen

Rheinberg · Dr. Karsten Heekeren, Chefarzt des Rheinberger St.-Nikolaus-Krankenhauses, hält zu diesem Thema einen Vortrag.

Was passiert, wenn die Belastungsgrenze überschritten ist, wenn der Stress einem keine Luft mehr lässt zum Atmen und man nur noch verzweifeln möchte? Dr. Karsten Heekeren, seit einem halben Jahr Chefarzt des psychiatrischen St.-Nikolaus-Krankenhauses in Rheinberg, greift das Thema "Burnout" im ersten Vortrag auf, den er in der seit Jahren erfolgreich laufenden Kooperationsreihe zwischen der Moerser St.-Josef-Krankenhausgesellschaft (zu der auch St. Nikolaus gehört) und der Volkshochschule hält. "Das Thema stößt auf reges Interesse", weiß der Psychiater und Psychotherapeut. "Denn inzwischen kann nahezu jeder etwas damit anfangen und hat Erfahrungen damit."

"Burnout", das unterstreicht der Mediziner, ist nicht als Diagnose definiert, die Literatur sieht keine Syndrombeschreibung vor. Dieses "Ausgebranntsein" - eine Art Vorstufe der Depression - sei ein Missverhältnis zwischen den Aufgaben, die an einen gestellt werden, und den Ressourcen, die man zur Verfügung hat. "Liegt ein solches Missverhältnis vor", so der 42-jährige Arzt, "so wirkt sich diese Stressreaktion körperlich aus - und zwar bei jedem Menschen anders. Der eine bekommt Herzklopfen, der andere Kopfschmerzen." Eine Folge einer dauerhaften Überlastung sei ein Zustand der Erschöpfung. Dr. Heekeren: "Betroffene können sich nur schwer aufraffen, neigen zu Gleichgültigkeit und schotten sich ab."

Das Phänomen "Burnout" sei keinesfalls neu, so der Referent, allerdings lasse sich eine starke Zunahme feststellen. Und zwar vor allem im Berufsleben. Es gibt viel Arbeit und Druck, aber immer weniger Entspannung. "Und dann fragt man sich: Wo schöpfe ich Kraft, wo finde ich Ausgleich?", so Karsten Heekeren, der betont: "Auch Freizeitstress kann zu einem Burnout führen." Wichtig sei immer die Frage: Wie sehr habe ich Einfluss auf das, was ich tue? Es gebe Menschen, die seien permanent beschäftigt, fühlten sich aber nicht schlecht dabei. Der Chefarzt: "Man sollte sich immer selbst überprüfen und sich fragen, ob man wirklich immer per E-Mail oder Handy erreichbar sein will oder muss."

In seinem Vortrag am Mittwoch will Dr. Heekeren zeigen, welche Strukturen und Mechanismen verhindern können, dass ein Burnout entsteht. Er möchte verdeutlichen, welche Gegenmaßnahmen die Belastung reduzieren können. Andernfalls, so sagt der Chefarzt, sei die Gefahr groß, dass aus einem Burnout eine Depression entstehe. Und das sollte man auf jeden Fall verhindern, findet Heekeren.

Im St.-Nikolaus-Krankenhaus in Rheinberg arbeiten 17 Ärzte und Psychologen sowie etwa 50 Frauen und Männer, die im Pflegebereich, als Sozialarbeiter, Ergo- und Physiotherapeuten beschäftigt sind.

(RP)
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