Rheinberg Chris Barber gibt Rheinberg die Ehre und erntet sehr viel Beifall

Rheinberg · Chris Barber spielt mit seiner "Big Band" in den bekanntesten Sälen der Republik. Der Posaunist ist eine feste Größe im traditionellen Jazz, der sich aus Dixieland, Blues und Swing speist. Der Mann, der am 17. April 1930 in Welwyn Garden City nördlich von London das Licht der Welt erblickte, gilt als Begründer des eigenständigen, britischen Jazz. Seit 1950 steht er auf der Bühne. Jetzt gastierte er mit seiner zehnköpfigen Big Band in der Rheinberger Stadthalle.

320 Zuhörer kamen, um noch einmal den großen Mann des "Trad Jazz" zu sehen und zu hören, der "66 Jahre Dixieland, Jazz und Swing" spielt, wie er seine Konzerttournee überschrieben hat. Sie erleben einen fast 87-jährige Jazzmusiker, der so in seine Posaune bläst, als seien die Jahre an ihm abgeperlt. Sie hörten, wie er nicht mehr so deutlich wie am Anfang des Jahrzehnts spricht. Sie vernehmen das Deutsch mit leichtem britischen Akzent, das er, wie er sagt, gelernt habe, weil er mal mit einer deutschen Frau befreundet gewesen sei und früher oft mit seiner Band durch Deutschland getourt sei.

Sie bekommen mit, wie er Stücke, die er auf diesen früheren Tourneen präsentierte, nicht zu Beginn platziert, sondern am Ende. Da hören sie "Petite Fleure" von Sidney Bechet oder "Ice Cream" von Howard Johnson, die seit fast sechs Jahrzehnten in Deutschland so fest mit Chris Barber und seiner Band verbunden sind, als seien sie seine eigenen Stücke. Sie merken, wie die Luft beim Song "When The Saints Go Marching in" von Edward Boatner vibriert, der in Mitteleuropa durch ihn und Lewis Armstrong bekannt wurde.

Die Zuhörer spüren, wie gut die Musiker in seiner Band spielen, zum Beispiel bei der "Bourbon Street Parade" von Paul Barbarin, mit dem sein Programm zum 66. Bühnengeburtstag startet. Da erleben sie mit, wie sich die Künstler bei Improvisationen austoben können, etwa "Magic" Henry mit seiner Trompete, Bert Brandsma mit seiner Klarinette oder Joe Farler mit seinem Banjo.

Das belohnen sie mit Szeneapplaus, wenn die Improvisation zu Ende geht. Sie vernehmen den swingenden Blues in "Black And Tan Fantasy" oder "C Jam Blues" von Duke Ellington, der oft von Chris Barber musikalisch zitiert wird. Oder sie bekommen mit, wie sie von ihm mit britischem Humor in die Pause geschickt werden, in der sie sich bei einer Tasse Tee entspannen sollen.

Sie sehen, wie sich Chris Barber in der Pause mit einem Becher Tee nicht entspannt, weil er Schallplatten signiert und sich mit Konzertbesuchern unterhält. Sie lernen den Mann des "Trad Jazz" kennen, von dem Sänger Mick Jagger von den Rolling Stones, Gitarrist Eric Clapton oder Gitarrist Mark Knopfler von den Dire Straits behaupten, sie seien musikalisch von ihm beeinflusst.

Sie lauschen, wie er gut zwei Stunden Jazz mit ungehuerer Spielfreude zum Besten gibt, um dann zu sagen: "Es war ein schöner Abend. Auf Wiedersehen, vielen Dank." Nicht wenige spüren, dass der Wunsch, der in diesen Worten liegt, vielleicht nicht in Erfüllung geht. Doch alle wünschen sich das Wiedersehen. Die Zuschauer stehen im Finale auf und klatschen minutenlang Beifall.

(got)
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