Alpen Das alte Dorf Alpen "neu interpretieren"

Alpen · Planerin Anne Casprig hielt ein überzeugendes Plädoyer für ein neues Denken über die Zukunft des Ortes Alpen.

Anne Casprig, neue Planerin, im Rathaus hat gestern bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt die Bastion Politik im Sturm genommen. Mit einem beeindruckend kompetenten Vortrag hat sie alle Fraktionen von einem planerischen Kurswechsel für die Zentrale Alpen überzeugt, den man durchaus als radikal einstufen kann. Es war ein mutiger Auftritt. Die 35-Jährige brachte mit ihren Überlegungen das alte Denkmuster, das Ortsbild mit vielen isolierten Einzelmaßnahmen zu verändern, ins Wanken.

Der Ausschuss folgte am Ende einstimmig dem Vorschlag der Verwaltung, ein Büro zu beauftragen, das einen hochwertigen Architektenwettbewerb zur gestalterischen Entwicklung entlang der Burgstraße zwischen der historischen Motte und der Volksbank professionell auf den Weg bringen soll.

Anne Casprig, die mit Bürgermeister Thomas Ahls und Fachbereichsleiter Walter Adams die Bezirksregierung davon überzeugt hatte, sich vom "Stadtumbaugebiet" bisheriger Prägung zu verabschieden, sprach in ihrer gut 45-minütigen Präsentation unbequeme Wahrheiten offen aus. Punktuelle Entwicklung "funktioniert nicht". Die alte Denke sei "nicht geeignet, Alpen in die Zukunft zu führen".

Dominante Bauwerke, verbaute Sichten, kein erkennbarer Ortskern, ohne einladende Begrüßungssituation am Dorfeingang - diese Defizite trügen nicht dazu bei, dass sich die Menschen gern im Ort aufhalten würden. Es gebe zwar viele Plätze, die allerdings hätten kaum mehr als "Hinterhof-, allenfalls Parkplatzqualität". Amaliengalerie und Hotelbau würden Lösungen schaffen, gleichzeitig neue Konflikte bringen.

Am Ende ihrer recht schonungslosen Bestandsaufnahme stand das Plädoyer, einen "Schlussstrich" unter die bisherige Planung zu ziehen, im Dialog mit Bürgern und Experten einen professionellen "Neuanfang" zu wagen. Das ehrgeizige, langfristige Ziel eines Wettbewerbs der besten Ideen brachte Casprig auf die Formel: "Wir wollen alte dörfliche Strukturen modern interpretieren." Die Wohlfühl- und Aufenthaltsqualität in vernetzten Quartieren soll deutlich steigen. Viele Bürger hätten zuletzt das Gefühl geäußert, mit großstädtischen Attitüden übergangen zu werden, hätten "den Eindruck gewonnen, an wichtigen Stellen nicht mitgenommen worden zu sein", sagte die Neue.

Das brachte ihr nicht nur spontanen Beifall aus der Zuhörerschaft. "Bravo", jubilierte Dr. Armin Lövenich (SPD) "sehr, sehr froh". Er sehe endlich den ewigen Ruf nach einer Gesamtschau erhört. Das Lob von CDU-Fraktionschef Günther Helbig fiel nur leicht verhaltener aus: "Feuertaufe bestanden." Er holte sich noch die Zusicherung, dass das angestrebte Konzept nicht die Gefahr in sich berge, zum Zwangskorsett zu werden. Auch die Grünen sind zufrieden, sehen allerdings einen Wermutstropfen: "Das hätten wir eher haben müssen." Selbst die häufig zum Nörgeln neigende FDP lobte die "gelungene Präsentation".

(RP)
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