Alpen Das alte Gesicht der Bönninghardt

Alpen · Heimatforscher Karl Bröcheler hat fast 200 Fotos mit alten Häusern gesammelt, die einst den Ort geprägt haben.

Vor einem Vierteljahrhundert hat für Karl Bröcheler (76) eine persönliche Geschichte begonnen, die ihn tief hineingeführt hat in die Geschichte seines Heimatdorfes Bönninghardt. Hier ist er geboren, hier lebt er noch heute. Als der Kirchenchor St. Vinzenz nach seinen Ursprüngen forschte, fand man ein Foto, auf dem auch Bröchelers Urgroßvater zu sehen war. Über die Familiengeschichte ist der gelernte Elektrotechniker auf die Geschichte der Bönninghardt gestoßen. Eine Leidenschaft, die ihn nicht loslässt.

Er hat über ein "Kostbares Gut - Wasser für die Bönninghardt" geforscht und geschrieben - klar, über die Ursprünge der Besiedlung auf der Hey sowieso, als sich Auswanderer aus der Pfalz auf dem Weg nach Amerika hier niederließen, als Siedler in ärmlichen Plaggenhütten heimisch wurden. Den Esskastanien, die auf der Höhe wuchsen, hat er sich gewidmet, im Jahrbuch des Kreises Wesel gehört der Heimatfreund zu den regelmäßigen, höchst geschätzten Autoren, die das Erbe der Väter und Mütter bewahren. Sein Wissen gibt Karl Bröcheler auch in regelmäßigen Vorträgen an der Volkshochschule weiter.

Sein jüngstes Projekt befasst sich mit Häusern, die die Bönninghardt geprägt haben - viele stehen schon nicht mehr, andere wurden stark verändert. Der 76-Jährige hat alte Fotos gesammelt, um die Erinnerung zu bewahren. Und er kann zu fast jedem Bild eine spannende Geschichte erzählen. Ein unerschöpflicher Fundus. Noch bis Ende des Monats sammelt er weitere Bilder. Dann geht's an die redaktionelle Arbeit zur Veröffentlichung. Seine Idee vermittelt Bröcheler so:

"Der Fortschritt, wie wir ihn ab den 60er Jahren erlebt haben, hat unsere Arbeitsplätze, unser Leben und unsere Umgebung stark beeinflusst. Vor allem hat er den Stil unserer Häuser verändert. Ja, es war eine Wohltat, endlich über ein Bad, eine Zentralheizung, über größere Räume mit Fenstern zu verfügen. Das Leben spielte sich im Winter fortan nicht mehr vordringlich in der Küche um den Herd ab, oft einzige Wärmequelle im Haus. Es war angenehm, in einem modernisierten Haus zu leben. Und doch ist uns dabei völlig unbemerkt ein wenig verloren gegangen. Diese alten, landschaftsprägenden bäuerlichen Häuser, nicht selten mit feuchten Mauern und dünnhäutigen Dächern, die das tägliche Leben nicht immer angenehm machten, aber sie hatten etwas - Charakter!

Geduckt, oft mit Krüppelwalmdach, vorne der Mensch und hinten das Vieh; verschieden in Größe und Ausführung, aber doch stilistisch irgendwie verwandt, prägten sie die Landschaft. Hätten wir sie mit Umsicht und Zurückhaltung renoviert, sie wären wahre Schmuckstücke. Aber auch die meisten nicht bäuerlichen Häuser haben im Laufe der Jahre ihr Gesicht verändert, auch sie sollen hier ihren Platz finden. Zum Glück gibt es sie noch - auf alten Fotos! Sie sollen so wieder zur Geltung kommen, sollen Erinnerungen wecken, zeigen, dass sie nicht immer bequem waren, aber dafür von ganz eigener Statur - ein starkes Stück Bönninghardt.

Seit etwa einem Jahr bin ich dabei, entsprechende Fotos auszuleihen. Sie werden kopiert und gehen danach sofort zurück an den Besitzer. Gut 160 alte Fotos von Häusern, wie sie vor der Renovierungswelle 1950/60 aussahen, liegen mittlerweile vor. Es könnten wohl 200 werden. Anfang 2016 wird die Sammlung in einem VHS-Vortrag vorgestellt. Dann soll auch eine DVD fertig sein, so dass sich ein jeder die ,Alte Bönninghardt' auf seinem TV-Gerät anschauen kann.

Sehr viele Menschen auf dem Höhenzug der Bönninghardt, die kommunalen Grenzen spielen dabei keine Rolle, wurden bereits angesprochen und haben das Vorhaben mit großem Eifer unterstützt. Jene, die dabei vielleicht übersehen wurden, werden herzlich gebeten, sich unter Tel. 02802 5298 bei Karl Bröcheler zu melden. Selbst aus Havixbeck, Burscheid und dem Raum Heidelberg haben ehemalige Bönninghardter alte Fotos beigesteuert."

(RP)
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