Rheinberg Das Aus der "Kulturbühne Rheinberg" ist besiegelt

Rheinberg · Als Rechtsanwalt und Vereinsmitglied Martin Schiller zu Beginn der Jahreshauptversammlung des Vereins "Kulturbühne Rheinberg" das Bürgerliche Gesetzbuch aus der Tasche nahm, war allen Beteiligten klar, was die Stunde geschlagen hatte.

"Es war eine tolle Zeit mit vielen Veranstaltungen, die einfach Klasse waren. Das zeigen auch die Reaktionen auf den Zeitungsartikel (RP am Mittwoch) in den sozialen Netzwerken", resümierte Stefan Koch.

Weil der bisherige Vorstand um die Vorsitzende Hildegard Pastoors nicht mehr für eine Wiederwahl kandidieren wollte, war vorsichtshalber der Punkt "Antrag auf Auflösung des Vereins" auf die Tagesordnung gesetzt worden. Die leise Hoffnung, es würde sich kurzfristig ein neuer Vorstand finden, zerschlug sich. Lediglich 13 der insgesamt 60 Vereinmitglieder waren zu der so wichtigen Versammlung erschienen, unter ihnen der komplette amtierende Vorstand. Der legte noch einmal die Gründe dar, nicht mehr zu kandidieren. "Wenn man am frühen Morgen alles aufbaut, überwiegt noch die Vorfreude. Die Veranstaltung selbst ist anstrengend, aber auch schön. Dann mitten in der Nacht mit acht Leuten, die völlig erschöpft sind, alles wieder abbauen zu müssen, das geht an unsere Leistungsgrenze", erklärt Koch.

Neben der fehlenden "Manpower" erschwert auch die abzusehende wirtschaftliche Entwicklung die Aktivitäten der Kulturanbieter. Zwar verfügt der Verein noch über ein Polster von knapp 3500 Euro, allerdings haben die Hauptsponsoren starke Kürzungen für die kommenden Jahre angekündigt. "Der Verein kann nicht in Betracht ziehen, in die Insolvenz zu rutschen", mahnte daher Kassenprüfer Gregor Barth. Nach einem kurzen Rückblick auf die in diesem Jahr "relativ erfolgreich" verlaufenen Großveranstaltungen "Berka Rock" und "Berka Music Night" und dem Bericht der Schatzmeisterin Sylvia Grasbon rief Versammlungsleiter Martin Schiller folgerichtig zur letzten Abstimmung auf. Schweren Herzens votierten die Mitglieder einstimmig für die Liquidierung des Vereins. Damit wird Rheinberg um eine engagierte Interessengemeinschaft ärmer, die mit zahlreichen Kleinkunst- und Großveranstaltungen das kulturelle Leben der Stadt über Jahre hinweg maßgeblich geprägt hat.

Für die Auflösung eines Vereins schreibt der Gesetzgeber eine Sperrfrist von einem Jahr vor. "In dieser Zeit muss der letzte gewählte Vorstand die Sachwerte des Vereins (Küchengeräte, Sitzgarnituren, Zelte usw.) zu einem angemessenen Preis veräußern", erläutert Martin Schiller die weitere Vorgehensweise. Die Erlöse daraus kommen mitsamt dem Barvermögen nach Ablauf dieses Jahres satzungsgemäß der Jugendarbeit der Evangelischen Kirchengemeinde Rheinberg zugute. Mitgliedsbeiträge werden ab sofort keine mehr erhoben. Am Ende herrschte bei den Mitgliedern fast so etwas wie Erleichterung. "Tote Pferde kann keiner mehr reiten", lautete das Fazit von Pfarrer Udo Otten.

(erko)
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